Seniorentag will Schutz vor Altersdiskriminierung in der Verfassung

Die Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (BAGSO), Regina Görner, hat vor dem am Mittwoch beginnenden 14. Deutschen Seniorentag eine Änderung des Grundgesetzes gefordert. „Wir fordern seit Langem, dass in Artikel 3 des Grundgesetzes das Merkmal Lebensalter aufgenommen wird“, sagte Görner dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (Mittwochausgaben). „Der Artikel listet eine ganze Reihe Merkmale auf, die vor Diskriminierung geschützt werden. Das Alter wird hier gar nicht erwähnt.“
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Sie wäre zum Beispiel gerne Schöffin geworden, so Gröner. „Aber Menschen in meinem Alter dürfen das nicht mehr machen. Wenn ältere Menschen bei Banken aufgrund ihres Alters keinen Kredit mehr bekommen, ist das ebenso wirklichkeitsfremd. Da muss nachgebessert werden.“
Die Vorsitzende des Dachverbandes von 121 Senioren-Organisationen beklagte zudem, „dass viele Ältere die Art und Weise der Digitalisierung als neue Form von Altersdiskriminierung erfahren: Menschen, die ihr ganzes Leben lang mit allem gut klargekommen sind, stehen plötzlich vor einer Welle von Hürden, die durch die Digitalisierung entstanden sind. Viele empfinden das als eine Entmündigung“, so Gröner.
„Die Brücken, die die Technik selbst aufbaut, sind einfach noch viel zu hoch. Dauernde Updates führen zum Beispiel zu völlig unnötigen Veränderungen der Benutzeroberflächen. Damit wird permanenter Lernbedarf produziert, den es eigentlich nicht geben müsste“, so Gröner. „Die Technik könnte viel nutzerfreundlicher sein.“ Nötig sei „ein grundsätzliches Maß an Standardisierung“.
Handlungsbedarf sieht die Seniorenvertreterin schließlich in der Pflegeversicherung. „Die Eigenanteile, die bei einer stationären Pflege gezahlt werden müssen, sollten zumindest gedeckelt werden“, sagte sie. „Denn das ursprüngliche Ziel, Pflegebedürftige in diesem Fall nicht zwangsläufig zum Sozialhilfefall werden zu lassen, ist längst verfehlt.“ Prävention und Rehabilitation müssten eine viel größere Bedeutung bekommen. Die beste Pflege sei nämlich „die, die gar nicht erst stattfinden muss“, sagte Gröner.
„Wir wollen weniger Flickschusterei in der Pflegeversicherung, sondern eine Neuausrichtung, die für die Zukunft passt und die Potenziale nutzt, statt abzuwarten, bis der schwere Pflegefall – mit all seinen individuellen und gesellschaftlichen Kosten – eingetreten ist“, sagte sie.
dts Nachrichtenagentur
Foto: Seniorin (Archiv), via dts Nachrichtenagentur
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