Uniklinik Schleswig-Holstein will Corona-Biobank aufbauen
Kiel (dts Nachrichtenagentur) – Das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) will eine Corona-Biobank aufbauen. „Wir vermuten, dass Covid-19 nicht nur zu fürchterlichen Akutschäden, sondern auch zu Folgeerkrankungen führt“, begründet Joachim Thiery, Vorstand für Forschung und Lehre am UKSH, gegenüber dem „Spiegel“ das bisher unveröffentlichte Projekt. Es soll in das von der Bundesregierung ins Leben gerufene Covid-19-Forschungsnetz der Universitätsmedizin eingebettet werden.
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Möglichst alle Schleswig-Holsteiner, die eine Corona-Infektion überstanden haben, sollen dafür über einen Zeitraum von mindestens zehn Jahren gründlich nachuntersucht werden sowie Blutproben abgeben. Hintergrund seien „Berichte beispielsweise zu neurologischen Störungen“ infolge des Virus, sagte Thiery. Befürchtet würden Herzinfarkte oder Schlaganfälle noch Jahre nach einer überstandenen Covid-19-Infektion. „Die überschießende Entzündung verursacht bei manchen Patienten schwere Schädigungen der inneren Aderhaut, die Mikrogerinnsel auslösen könnten“, so der Mediziner. Auch die Blutdruckregulation und Leber seien betroffen. Das UKSH habe jahrzehntelange Erfahrungen mit seiner Biobank „popgen“ gesammelt, die chronische Krankheiten auf Populationsebene abbilde. Das Bundesland eigne sich besonderes für solche hochstandardisierten Sammlungen, so der Mediziner, „da wir mit Dänemark im Norden, den Meeren im Westen und Osten natürliche Barrieren bei der Krankenversorgung und wenig Abwanderung von Patienten haben“. Über die passende Förderung sei das UKSH in der Abstimmung. Das Projekt werde in enger Kooperation mit allen deutschen Universitätskliniken laufen – koordiniert von der Berliner Charité. Über die Kosten sagte der Professor aus Kiel: „Verglichen mit den unübersehbaren Kosten von Corona-Folgeerkrankungen – möglicherweise in Milliardenhöhe, wenn wir zu spät kommen – liegt unser Projekt im Bereich weniger Millionen pro Jahr.“
Foto: Coronavirus, über dts Nachrichtenagentur
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