Oldenburg (zb) Was Kritiker prophezeit haben, ist inzwischen Realität geworden. Das städtische Geschäft mit Altpapier rechnet sich nicht, weil die Mehrheit der Oldenburger_innen der Stadtverwaltung ihre Gefolgschaft versagt hat. In diesem Jahr geht die Verwaltung von einem Minus in Höhe von 420.000 Euro aus. Die Summe dürfen alle Bürger der Stadt berappen.

Noch im April verkündete Arno Traut, Leiter des städtischen Abfallwirtschaftsbetriebes (AWB), 50 Prozent der Altpapiermenge erreicht zu haben. Vollmundig wurde das bis in die Fachwelt verbreitet. Inzwischen rudert er gewaltig zurück, vor allem auch wegen der bereits laufenden gerichtlichen Auseinandersetzung. Die wäre fruchtlos für die Stadt, wenn sie keine Verluste machen würde. Nur wenn die Gebührenstabilität gefährdet ist, besteht überhaupt nur eine Chance, dass ein Gericht die private Sammlung möglicherweise verbietet.

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„Trotz der intensiven Öffentlichkeitsarbeit seit 2013 haben sich nur 71 Prozent aller Grundstückseigentümer für die kommunale Papiertonne entschieden“, beklagt Arno Traut. „Davon nutzen offensichtlich nur 62 Prozent die AWB-Tonne. Somit beteiligen sich hochgerechnet nur etwa 43 Prozent der Oldenburger Bürger an der kommunalen Sammlung. Das zusammen erklärt, warum wir Monat für Monat hinter den benötigten Mengen zurückbleiben, die zur Kostendeckung führen würden.“ Dafür preist er die Anschaffung der beiden Seitenlader an. Sie würden der Stadt Einsparungen in Höhe von 180.000 Euro bescheren.

Rat und Verwaltung waren davon ausgegangen, dass die Oldenburger automatisch auf die städtische Altpapiertonne umsteigen und die bisherige Tonne der Arbeitsgemeinschaft duales System Oldenburg (ARGE) stehen lassen würden. Doch so kam es nicht. Die Mehrheit der Bürger reagierte auf die Ansage der Stadt gereizt und ließ die Politik und Verwaltung im Regen stehen. Somit ging die Kalkulation komplett baden. Statt Gewinne zu machen, schreibt Oldenburg jetzt rote Zahlen.

Dass das Problem aufgrund der Öffentlichkeitsarbeit im Vorfeld der Umstellung hausgemacht ist, sieht Arno Traut nicht. „Wenn Rat und AWB den Schritt ins Altpapiergeschäft nicht gegangen wären, hätten wir unsere Treuepflicht gegenüber den Bürgern verletzt: Nämlich alles dafür zu tun, dass die Gebühren stabil bleiben oder bestenfalls sogar gesenkt werden können.“ Somit stapeln sich die ungenutzten städtischen Tonnen weiterhin auf dem Fliegerhorst und ein weiterer Teil steht in zahlreichen Oldenburger Gärten und ist längst einer anderen Nutzung zugeführt worden.

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4 Kommentare

  1. robert nähle
    28. August 2014 um 14.51 — Antworten

    was kümmert’s mich wer mein altpapier abhohlt? wichtig ist doch nur daß es abgeholt wird…
    …sauer bin ich aber auf die idioten, die dazu beitragen daß es für alle teurer anstatt billiger wird! das sollte man diese zahlen lassen…

    • Michael Reins
      31. August 2014 um 13.52 — Antworten

      Schauen Sie einfach mal ins Ammerland, die ihrerseits ein Niederländisches Unternehmen beauftragt haben und man trotz allem keine Gebührenerhöhung ankündigt. Offenbar scheint man im Ammerland rechnen zu können.

      Und die Gebühren steigen nicht, weil das Papier nicht an die Stadt abgegeben wird, sondern weil man dort 2 Millionen Euro in den Sand gesetzt hat. Und genau das sollen wir bezahlen; beschweren sie sich also nicht über diejenigen die das Spiel der Stadt nicht mitmachen, sondern gehen sie zu denen die ohne Sinn und Verstand so einen Unsinn verzapfen – und sich vorher 10 Jahre lang aus dem Unternehmerischen Risiko herausgehalten haben.

      Man sollte das ganze mal aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten und nicht einfach nur drauflos schimpfen, denn es sind die daran schuldig die jetzt so unschuldig tun.

  2. Markus
    30. August 2014 um 11.21 — Antworten

    Freitag mal ein Experiment gewagt, da mal mehr Papier/Pappe anfiel als gewöhnlich und die AWB-Tonnen rausgestellt (sonst nur Arge), dazu zwei blaue Säcke, ebenfalls mit Papier/Pappe (oben rausguckend, also gut sichtbar). Ergebnis: sie wurden NICHT geleert bzw. abgeholt. Will man beim AWB mein Papier nicht? Bitte, dann bekommt die Arge beim nächsten Termin den ganzen Berg. Jetzt möchte ich aber auch keine Beschwerden mehr vom AWB hören…

    • Michael Reins
      31. August 2014 um 13.56 — Antworten

      Dafür aber leert der AWB auch einfach mal Tonnen der Arge, ohne mit der Wimper zu zucken. Also müssen die zahlen der gesammelten mengen wohl noch einmal kräftig korrigiert werden, denn sie haben ja immerhin Papier gestohlen das für einen anderen Sammler gedacht ist.
      Dazu hört man allerdings nichts; lediglich von Kommentatoren – ansonsten ist dahingehend Funkstille. Seltsam…

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