Oldenburg

Hobby-Archäologen öffnen Geschichtsfenster

Der einstige Bezirksarchäologe Dr. Jörg Eckert leitet die Arbeitsgemeinschaft Archäologie der Oldenburgischen Landschaft und gibt sein Wissen an die Hobbyarchäologen weiter.

Der einstige Bezirksarchäologe Dr. Jörg Eckert (links) leitet die AG und gibt sein Wissen an die Hobbyarchäologen weiter.
Foto: Katrin Zempel-Bley

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Oldenburg (zb) – Hunderte von Scherben liegen auf langen Tischen, die aus dem 15. bis 18. Jahrhundert stammen und einander zugeordnet werden müssen. Für die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Archäologie der Oldenburgischen Landschaft ist das Herausforderung und Spannung zugleich.

Die AG war die erste der Oldenburgischen Landschaft und wurde 1976 vom damaligen Bezirksarchäologen Dieter Zoller gegründet. Irmgard Neubauer ist seither dabei und immer noch fasziniert „von dem sich öffnenden Fenster in die frühe Geschichte“. Claudia Kossendey hätte gerne Archäologie studiert, „aber von einem Orchideenstudium haben mir meine Eltern unmissverständlich abgeraten“, verrät sie. Auch Margarete Rosenbohm-Plate hat sich schon früh für Archäologie interessiert und es dann doch nicht studiert. So geht es vielen in der AG, die aus 70 Personen besteht. Um dennoch ihrem Interesse nachgehen zu können, haben sie sich der Gruppe angeschlossen, und manchmal fühlen sie sich wie Schatzsucher. Immer wieder sind sie bei Grabungen dabei und haben schon so manchen Fund mit gehoben. „Es ist faszinierend nach hunderten von Jahren als Erster einen Blick auf die Funde zu werfen“, findet Jürgen Kraft, der sich besonders für Metallfunde begeistern kann.

Margarete Rosenbohm-Plate und Claudia Kossendey vermessen alte Dachpfannen.

Margarete Rosenbohm-Plate (links) und Claudia Kossendey vermessen alte Dachpfannen.
Foto: Katrin Zempel-Bley

Anfangs handelt es sich um viele gefundene Mosaiksteinchen, die später zu einem Gesamtbild zusammengesetzt werden wollen. Oft geschieht das nicht, weil die hauptamtlichen Archäologen kaum Zeit dafür haben. „Fundbearbeitung ist ein mühsames und arbeitsintensives Geschäft“, weiß der einstige Bezirksarchäologe Dr. Jörg Eckert, der die AG seit 1988 leitet. „Die vielen Funde hätten es verdient alle bearbeitet zu werden, aber viele landen gewaschen und gekennzeichnet mit Fundort und Datum im Magazin der Museen.“

Die AG-Mitglieder haben sich längst mit den speziellen archäologischen Arbeitsweisen vertraut gemacht. Sie haben nicht nur einen ausgeprägten Sinn für das archäologische Erbe, sie haben auch einen Blick für die einzelnen Scherben entwickelt und sehen schnell, was zusammengehört. So setzen sie behutsam Gefäße zusammen, die viele Jahre in der Erde verschüttet waren. Das eine oder andere Exponat haben sie auch schon in Ausstellungen wiedergesehen, was ihr Herz natürlich höher schlagen lässt.

Manchmal entdecken sie auch Funde, die sie für etwas Besonders halten, aber mitunter ist das nicht so und umgekehrt. Um auf dem sicheren Weg zu sein, ist Jörg Eckert immer dabei und beeindruckt die Gruppe mit seinem enormen Wissen und der Jahrzehnte langen Erfahrung. Er wiederum zeigt sich von den AG-Mitgliedern beeindruckt, die ihm seit Jahren die Treue halten, sich sehr stark für die Archäologie interessieren und immer noch Neues lernen wollen. „Wir unternehmen Exkursionen, veranstalten Seminare und brechen zu Lehrgrabungen auf, denn praktische Erfahrungen sind sehr wichtig und sie machen auch Spaß“, weiß der Fachmann.

Auf dem Tisch liegen Funde aus den Grabungen in Specken in der Gemeinde Bad Zwischenahn von 2013 und von 2006 in Großenmeer im Landkreis Wesermarsch, die die AG gegenwärtig bearbeitet. Sie erzählen viele Geschichten, die uns ins Staunen versetzen, uns mit Hochachtung erfüllen, weil wir erfahren, was die Menschen lange vor uns ohne technischen Fortschritt alles zustande gebracht haben. Umgekehrt werfen sie viele Fragen auf, die zum Teil wohl nie beantwortet werden. „Oder wir finden eine Antwort und ein paar Jahre später stellen wir fest, sie stimmt nicht und wir müssen alles revidieren. Das ist Archäologie“, schwärmt Heiko Ahlers.

Die AG Archäologie ist für jeden Interessierten offen und freut sich über neue Mitstreiter. Unter www.archaeologieag-oldenburg.de stellt sich die AG vor.

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1 Kommentar

  1. Jens
    30. Dezember 2014 um 22.51 — Antworten

    Sind bestimmt alles Teilnehmer des 1,– Euro Jobs bei der ehemaligen „Toys Company“ der DEKRA in Oldenburg. Dort war puzzeln die Tagesordnung. Falls nicht, sollten sie diese Teilnehmer als Berater einstellen oder eben wieder als 1,– Euro-Kraft einstellen. Ist ja alle „gemeinnützig“.

    Sers

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