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Kaum Interesse an „Sexy PETA-Protest“

Gähnende Leere herrschte beim Sey PETA-Protest vor der Uni Oldenburg. Die Aktivistinnen protestierten gegen Tierversuche.

Gähnende Leere herrschte beim Sey PETA-Protest vor der Uni Oldenburg. Die Aktivistinnen protestierten gegen Tierversuche.
Foto: Katrin Zempel-Bley

Oldenburg (zb) Dass Töten von Tieren zu Studienzwecken lässt die Oldenburger Studierenden offenbar kalt. Zumindest interessierte sich gestern kaum ein Student für den „Sexy PETA-Protest“ auf dem Campus der Universität Oldenburg am Uhlhornsweg. Die Aktivistin Sandra Szarafinski, bekleidet mit einem Bikini und Mauseohren auf dem Kopf, ließ sich einer PETA-Anhängerin auf einem Seziertisch bearbeiten. Mit der Aktion protestiert die Tierrechtsorganisation gegen den Missbrauch von Tieren in der Ausbildung von Studierenden an der Uni Oldenburg.

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„Tausende Tiere leiden und sterben jährlich in Übungen und Seminaren“, kritisiert Alena Thielert, Koordinatorin der PETA-Aktion und forderte tierleidfreie Methoden. „Experimente an Mäusen, Ratten und anderen empfindsamen Lebewesen sollten aus dem Lehrplan gestrichen und stattdessen eine zukunftsweisende Lehre zu praktiziert werden“, sagt sie. „Studierende sollten für einen Universitätsabschluss nicht über Leichen gehen müssen.“

Sandra Szarafinski studiert bewusst an der Fachhochschule Bremen Biologie, weil sie in ihrem Studium dort nicht mit toten Tieren arbeiten muss. „Dazu wäre ich nicht bereit. Deshalb habe ich mir bewusst diese Hochschule ausgesucht“, sagt sie. Damit möglichst viele junge Leute ihrem Beispiel folgen, stellt sie sich für die Aktion an mehreren Hochschulen zur Verfügung.

PETA hat 126 deutsche Hochschulen bezüglich ihrer Tierversuche angeschrieben. Die Universität Oldenburg gehört zu den wenigen, die sich zu den Vorwürfen geäußert hat. Danach ist der Einsatz von Tieren in biologischen Lehrveranstaltungen so gering wie möglich. „Tierversuche im Sinne des Tierschutzgesetzes finden in Lehrveranstaltungen wie Vorlesungen oder Praktika hingegen nicht statt. Dort werden ausschließlich bereits getötete Tiere beziehungsweise deren isolierte Gewebe sowie Schlachthofmaterial eingesetzt“, heißt es seitens der Universitätspressestelle.

Die Universität Oldenburg hat forschungsorientiertes Lernen zu einem ihrer wichtigen Ziele gewählt. Studierende sollen möglichst früh die Möglichkeit haben, an aktueller Forschung im Bereich der Biodiversität, der marinen Biodiversität, der Morphologie und Evolutionsbiologie, der Neurobiologie oder der Molekular- und Zellbiologie mitzuwirken. „Dieses Konzept umfasst in diesen Bereichen daher auch den Umgang mit toten Tieren und tierischem Gewebe. Das ist notwendig, damit die Studierenden den Aufbau von Tieren und Zellen kennenlernen“, erklärt eine Sprecherin.

Alena Thielert widerspricht dem. „Tierversuche sind unwissenschaftlich. Weil sich ihre Ergebnisse nicht auf den Menschen übertragen lassen, haben Experimente mit und an Tieren im Studium keinen Mehrwert. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten zur Etablierung einer fortschrittlichen und tierfreien Lehre wie Computersimulationen, 3-D-Modelle und andere Methoden“, sagt sie. Deshalb bietet PETA der Universität an, gemeinsam Lösungen zu entwickeln, damit Tiere nicht länger für wissenschaftliche Zwecke sterben müssen.

Der „Sexy-PETA Protest“ sollte die Studierenden zum Umdenken anregen. Doch die, die das Thema direkt betrifft, nämlich die Biologen, studieren am Standort Wechloy und bekamen von der Aktion nichts mit. Sie sind die einzigen Studierenden, die mit totem Tiermaterial arbeiten. Im Medizinstudium wird nicht auf tote Tiere zurückgegriffen.

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4 Kommentare

  1. Karl
    2. Juni 2016 um 18.03 — Antworten

    Solange sich PETA nicht eindeutig gegen das Schächten positioniert, ist der ganze Rest ihrer Veranstaltungen in meinen Augen verlogener Aktionismus.

    >… weil sie in ihrem Studium dort nicht mit toten Tieren arbeiten muss.

    Arbeitet Sie dort etwa am Institut fuer Hirnforschung? Dort wird an lebenden Rhesusaffen geforscht und wer die Bilder mal bei buten & binnen oder sonst wo gesehen hat, wird diese so schnell nicht vergessen.

  2. Werner Lorenzen-Pranger
    2. Juni 2016 um 21.01 — Antworten

    So so… Peta kann also nicht einmal den richtigen Standort für ihre Aktionen finden – weiß aber immer, was für Tiere gut ist.
    Ich nehme an, daß es auch Peta ist, die sich jetzt als erste wieder gegen den derzeit in Oldenburg gastierenden Circus stellt? Nun ja, weiße Löwen, wie weiße Tiger auch, dürften längst nicht mehr existieren, gäbe es nicht private Zuchten – und von „artgerechter Haltung“ soll mir bitte keiner etwas erzählen, der von über Generationen in „Stallhaltung“ gehaltener Tiere spricht – es sei denn, er geht gegen ALLE Hunde-, Katzen-, Pferde-, Meeschweinchen-, Kühe-, Ziegen-, Schafe- und was was ich noch für Halter vor. Ach ja, es gibt Tierarten, die es nur noch in Zoos gibt, weil sie in der „Natur“ längst ausgestorben sind. Laßt sie heimlich frei, ihr „Tierschützer, daß sie in der „freien Wildbahn“ jämmerlich am Hunger verrecken. Hält nicht die Vorsitzende der „Peta-Deutschland“ einen Hund? Na denn: Macht sie fertig, ihr „Tierschützer“, macht sie fertig…!
    Und an Karl: Natürlich bin ich auch gegen völlig überflüssige Tierquälereien im Namen der „Wissenschaft“. Aber ich bin auch dafür, daß Tiere nicht von Vollidioten bevormundet und als Deppen behandleit werden. Es gibt einen Chimpansen in einem Circus, der nicht mehr auftreten darf – und nur die Circusleute können ihn ein wenig besänftigen. Er würde doch so gerne auch zeigen, was er tolles kann. Er ist wie mein Hund, er ist stolz darauf, ein vollwertiges Mitglied der Familie zu sein! So mancher Mensch anderswo wird schlechter behandelt…

    • Karl
      3. Juni 2016 um 7.15 — Antworten

      @Werner Lorenzen-Pranger,

      >Natürlich bin ich auch gegen völlig überflüssige Tierquälereien im Namen der “Wissenschaft”

      Überflüssig oder nicht? Das zu beurteilen spreche ich Ihnen genauso wie mir jegliche Kompetenz ab. Ich bin dankbar dafür, daß ich Entscheidungen darüber nicht zu verantworten habe und das können Sie meinetwegen Feigheit nennen.

  3. Werner Lorenzen-Pranger
    3. Juni 2016 um 17.10 — Antworten

    Es ist längst und oft nachgewiesen worden, dass es heutzutage keiner Tierversuche mehr bedarf. In keinem Forschungsfeld. Wer meint, das trotzdem machen zu sollen, soll gefälligst die eigene Haut zu Markte tragen – und die der Juristen, die das immer noch legitimieren. Das ist mein voller Ernst!

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