Reha-Medizin erhält neuen Stellenwert
Im Beisein von Christian Wolff und Vizepräsident Prof. Dr. Hans-Jürgen Appelrath (hinten, von links) unterzeichneten Prof. Dr. Gregor Theilmeier, Prof. Dr. Katharina Al-Shamery und Cornelius Neumann-Redlin (von links) den Kooperationsvertrag.
Foto: Katrin Zempel-Bley
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Oldenburg / zb – Immer mehr Menschen müssen in Reha-Maßnahmen. Doch die Rehabilitationsmedizin führt in Deutschland ein eher stiefmütterliches Dasein. In Oldenburg soll sich das ändern. Da gab es grünes Licht für eine wissenschaftliche Nachwuchsgruppe für Rehabilitationswissenschaften.
Als „Gewinn für die Fakultät Medizin“ bezeichnet die kommissarische Präsidentin der Universität Oldenburg, Prof. Dr. Katharina Al-Shamery, die wissenschaftliche Nachwuchsgruppe für Rehabilitationswissenschaften, die demnächst installiert wird. Einen entsprechenden Stiftungsvertrag unterzeichneten die Universität und die Deutsche Rentenversicherung (DRV) Oldenburg-Bremen, die die neue Nachwuchsgruppe fünf Jahre lang finanzieren wird.
„Die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Deutschen Rentenversicherung auszubauen, ist uns ein besonderes Anliegen – gerade auch im Bereich der Rehabilitationswissenschaften“, sagte Al-Shamery anlässlich der Vertragsunterzeichnung. Die Nachwuchsgruppe sei zudem ein wichtiger Brückenschlag in andere Bereiche der Universität, beispielsweise in die Sonder- und Rehabilitationspädagogik.
„Eine enge Verknüpfung mit der Region ist uns wichtig, um deutlich zu machen, welche Impulse von einem Rentenversicherungsträger ausgehen können“, betonte der DRV-Vorstandsvorsitzende Cornelius Neumann-Redlin. „Der Aufbau der European Medical School (EMS) bietet sich hervorragend dazu an.“ Für die Nachwuchsgruppe stellt die DRV Oldenburg-Bremen fünf Jahre lang einen jährlichen Stiftungsbetrag in Höhe von maximal 150.000 Euro zur Verfügung. Aus diesen Mitteln wird die Universität zwei Wissenschaftler einstellen, die auch in der Lehre tätig sind, hinzu kommt eine halbe Stelle für technische und administrative Aufgaben.
Rehabilitationswissenschaftler entwickeln, überprüfen und verbessern Konzepte, Methoden und Strukturen rehabilitativer Patientenversorgung und helfen so dabei, Patienten mit entsprechenden Erkrankungen wieder in das Arbeits- und Sozialleben zurückkehren und daran teilhaben zu lassen. Wie wichtig das ist, berichtete Christian Wolff, stellvertretender DRV-Geschäftsführer in Oldenburg. „Die Antragszahlen für Rehabilitationsmaßnahmen steigen kontinuierlich. Vor allem Rückenleiden und psychosomatische Beschwerden nehmen weiterhin zu. Den Höhepunkt erwarten wir 2020. Danach setzt der demografische Wandel ein.“
„Die Verankerung der Rehabilitationswissenschaften – zunächst in Form einer Nachwuchsgruppe – in der Fakultät und dem Department Versorgungsforschung ist für uns bedeutsam, weil diese Disziplin trotz ihrer großen und stetig wachsenden klinischen Bedeutung in der Wissenschaft und Lehre der Medizin nicht angemessen vertreten ist“, so der Dekan der Fakultät VI, Prof. Dr. Gregor Theilmeier.
Mit der Weiterentwicklung des rehabilitationswissenschaftlichen Wissens werde ein wichtiger Beitrag zur Qualitätssteigerung erbracht, der Versicherten und ihren Arbeitgebern in der Region zugutekomme, erklärte Wolff. Die drei Rehabilitationskliniken der DRV in Bad Kissingen, Bad Wildungen und Bad Schwalbach macht die vertiefte Kooperation zu offiziellen „Akademischen Lehrstätten“ der Fakultät VI der Universität Oldenburg. Deren Studierende können dort künftig im Rahmen ihrer Ausbildung hospitieren.
Über die Rehabilitationswissenschaften hinaus wollen die Partner Universität und DRV Oldenburg-Bremen künftig verstärkt bei der Fort- und Weiterbildung ihres Personals, in Fragen der Organisation und Verwaltung sowie hinsichtlich elektronischer Datenverarbeitung und IT zusammenarbeiten. Beide Seiten streben einen regelmäßigen Wissenstransfer und Informationsaustausch an, ob in gemeinsamen Projektgruppen oder in vierteljährlichen Treffen eines Kooperationsausschusses.
1 Kommentar
Wer erst einmal mit der DRV zu tun hat, um Rehamaßnahmen genehmigt zu bekommen, muß sehr gut hinsehen was er da genehmigt bekommt. es heißt ja nicht, das man bei typischen Rückenleiden auch in eine Orthopädische Klinik kommt – da kann auch schon mal eine Einladung in eine Kardiologische Fachklinik ankommen.
Mit anderen Erkrankungen – die sogar nach offizeller Aussage in den Kliniken als unheilbar gelten – wird man auch gerne in Reha geschickt, obwohl es sofort um die Ecke Kliniken gäbe, die das ganze auch ambulant durchführen könnten. dann jedoch heißt es, man habe keine verträge mit diesen Kliniken. es geht bei Reha nicht darum, jemanden zu einer verbesserten Lebensqualität zu verhelfen, sondern die eigenen Kliniken zu unterstützen, in denen dann zudem Sportstudenten auf 450,- € Basis den Teil der Reha machen, der allgemein dem Sport zuzuordnen wäre.
Natürlich gibt es Erkrankungen, wo eine Reha tatsächlich Erfolge aufzuweisen hat, doch eben auch, wo ein Erfolg überhaupt nicht abzusehen ist. Und doch gäbe es für letztere Möglichkeiten, um z.B. ein Schmerzsyndrom zumindest so zu behandeln, dass das ganze für den Patienten erträglicher wird. Doch Fehlanzeige, ein echtes Interesse hat man überhaupt nicht an dem Betroffenen.
Schaut man sich die Aussage von Herrn Wolff an, die sich auf den demografischen Wandel bezieht, müßte man eigentlich lachen, wenn es nicht so ernst wäre. Er sollte doch wissen, das es gerade Arbeitnehmer aus den Büroberufen sind, die Rückenprobleme wie auch Psychosomatische Beschwerden aufweisen. Stress in Beruf durch Mobbing und Partnerschaft setzen noch eins drauf.
Und jetzt stellen sich ein paar kluge Menschen hin und verkünden, das man doch etwas ganz tolles machen will. Liebe „Experten“, fangen sie doch bitte am Anfang an, wo der Beitragszahler / Patient steht, alles andere ist Unfug.