da-sein.de für Deutschen Bürgerpreis nominiert
Oldenburg (zb) Täglich engagieren sich Millionen Menschen für das gesellschaftliche und soziale Zusammenleben in Deutschland. Für die Initiative „für mich. für uns. für alle“ war das 2003 der Grund, den Deutschen Bürgerpreis ins Leben zu rufen. Jetzt wurde da-sein.de für diesen Preis nominiert. Dieses Angebot gehört zum Ambulanten Hospizdienst Oldenburg.
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In diesem Jahr ist das sehr junge Team um Cordelia Wach von der Oldenburger Peer-Onlinebegleitung für alle junge Menschen, die durch Trauererfahrungen oder lebensbedrohliche Erkrankungen in einer Krise sind, in der Kategorie „U21“ für den Deutschen Bürgerpreis nominiert worden. Mit dem Preis, der zu den bedeutendsten Ehrenamtspreisen bundesweit gehört, wird jedes Jahr herausragendes Engagement von Personen, Vereinen und Unternehmen gewürdigt. „Dass wir unter den drei Nominierten sind, erfüllt uns natürlich mit viel Freude“, sagt Cordelia Wach. „Unsere Arbeit wird anerkannt und wertgeschätzt. Gleichzeitig verstehen wir diese Auszeichnung als gutes Signal. Damit findet unsere Arbeit Aufmerksamkeit. Denn Sterben und Tod werden immer noch tabuisiert“, sagt sie und hofft, dass mehr junge Menschen auf www.da-sein.de aufmerksam werden.
Das Angebot ist 2013 online gegangen und seither melden sich Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene bis 25 Jahre aus dem Oldenburger Land und darüber hinaus, um anonym und kostenlos über ihre Situation, ihren Kummer, ihre Probleme via E-Mail zu schreiben. Ihnen stehen 27 junge und professionell geschulte Menschen zwischen 16 und 27 Jahre unter dem Motto „Schreiben statt Schweigen“ als Ansprechpartner zur Verfügung.
„Gegenwärtig betreuen sie 28 junge Menschen zwischen zwölf und 25 Jahre. Die meisten von ihnen haben einen Menschen aus ihrer Familie oder dem Freundeskreis verloren, der ihnen sehr viel bedeutet hat. Etwa ein Viertel ist schwer erkrankt und muss sich selbst mit dem Gedanken an den Tod auseinandersetzen“, berichtet Cordelia Wach, die mit einer weiteren Kollegin dieses Angebot betreut.
Die jungen Leute melden sich, weil sie das Gefühl haben, mit niemandem reden zu können oder zu wollen, sich unverstanden und überfordert fühlen und eben einen bestimmten Menschen sehr stark vermissen und nie zuvor Endgültigkeit in dieser Ausprägung erlebt haben. „Dass junge Leute mit jungen Leuten über Sterben und Tod kommunizieren ist einfacher, weil ihre Lebenswelten näher beieinander sind, sie sich besser verstehen“, beobachtet Cordelia Wach. „Die Betroffenen gehen meistens sehr offen mit ihrem Problem um, spüren jedoch in der Erwachsenenwelt einen anderen Umgang mit dem Thema. So artikulieren viele, ihr Umfeld nicht mit ihren Problemen und Fragen belasten zu wollen.“
Bei jungen Menschen, die sterbenskrank sind, ist die Situation ganz anders. „Sie liegen oft im Krankenhaus, haben viel Zeit zum Nachdenken und sehen, wie es anderen dort ergeht. Die einen schaffen es, die anderen müssen sterben. Sich das bewusst zu machen und zu verarbeiten, das kostet enorme Kraft und bei diesem Prozess wünschen sie unsere Hilfe“, erzählt Cordelia Wach.
Die Ehrenamtlichen gehen in die Schule, sind in der Ausbildung oder im Studium. Ein größerer Teil möchte später in sozialen Berufen arbeiten, aber es gibt auch angehende Betriebswirte, Elektrotechniker oder Mediziner, die sich hier engagieren. Auf jeden Fall werden alle professionell betreut und über ihre „Fälle“ wird im Team vertraulich gesprochen. „Selbstverständlich stehen wir unseren Ehrenamtlichen stets zur Verfügung“, betont Cordelia Wach, die das Engagement der jungen Leute bewundernswert findet. „Sie bringen viel Zeit und sehr viel Herzblut mit ein. Deshalb freue ich mich, dass sie am 13. Dezember bei der Preisverleihung in Berlin auf jeden Fall den dritten Preis in der Kategorie U21 erhalten.“
Und was macht eine solche Arbeit mit dem Team? „Uns ist die Fragilität des Lebens sehr bewusst. Von jetzt auf gleich kann sich alles ändern. Dadurch leben wir vielleicht bewusster und sind dankbar für das, was wir haben, erleben und genießen können. Ich habe durch meine Arbeit auf jeden Fall andere Prioritäten gesetzt. Mein Leben ist nicht leichter aber befriedigender geworden“, sagt sie abschließend und fährt voller Spannung mit einem Teil des Teams zur Preisverleihung.
1 Kommentar
Komisch,
ich wollte mal bei der AWO ein Praktikum machen. Einfach nur damit die älteren Menschen jemanden haben zum zu hören.
Ich warte heute noch, fünf Jahre später, immer noch auf Antwort.
Haut ab, mit solchen aus der Schnappsidee geborenen Initiativen. DIE, die man OHNE derartiges versucht zu erreichen interessiert einen Scheiss!
LG