Dirk Tenzer verlässt das Klinikum Oldenburg

Jahrelang stand der Klinikum-Vorstandschef Dirk Tenzer wegen des Patientenmörders Niels Högel im Fokus der Medien. Jetzt geht er.
Foto: Anja Michaeli / OOZ-Archiv
Oldenburg (am/pm) Dr. Dirk Tenzer, Vorstandschef des Klinikums Oldenburg, wird zum 1. Juli von seinem Posten zurücktreten. Wie das Klinikum mitteilt, habe er diese Entscheidung gemeinsam mit dem Verwaltungsrat in gegenseitigem Einvernehmen entschieden.
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Seit Jahren steht das Klinikum durch ein Minus in Millionenhöhe, dem schlechten Betriebsklima und Differenzen zwischen den Chefärzten und dem Vorstand in der Kritik. Bereits 2016 hatte Johann Kühme, Präsident der Polizeidirektion Oldenburg, dem Krankenhaus im Zusammenhang mit den Ermittlungen gegen den Ex-Pfleger Niels Högel vorgeworfen, von Auffälligkeiten gewusst zu haben, ohne die Behörden einzuschalten. Zuletzt hat ihm der Vorsitzende Richter am Landgericht, Sebastian Bührmann, bei der Urteilsbegründung im Prozess fehlenden Aufklärungswillen vorgeworfen. Befragungsprotokolle von Mitarbeitern seien nicht übergeben, eine Strichliste von Sterbefällen sei zurückgehalten und durch die Einschaltung von Anwälten seien Zeugen beeinflusst worden.
Darauf reagierte Dirk Tenzer mit einer persönlichen Erklärung: Die Vorwürfe würden ihn fassungslos machen und die ernsthaften Anstrengungen um Aufklärung der Ereignisse missachten. Maßgebliche Unterlagen habe er bereits 2014 überreicht und der anwaltliche Beistand für die Zeugen sei selbstverständlicher Teil der arbeitgeberischen Fürsorgepflicht gewesen. Die Anschuldigungen seien daher substanzlos und unhaltbar. In einer Mitteilung an die Presse betont die Verwaltungsratsvorsitzende Margit Conty, dass auch der Verwaltungsrat aus Sicht des Klinikums derzeit kein Fehlverhalten Tenzers sehe.
Dirk Tenzer erklärt: „Da die Kritik in den vergangenen Wochen jedoch das Klinikum und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erreicht hat, habe ich mich entschieden, das Unternehmen zu verlassen. Ich habe in den vergangenen Jahren mit dem Klinikum und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern viel erreichen dürfen, möchte mich aber zukünftig anderen Herausforderungen widmen. Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und dem Klinikum Oldenburg wünsche ich auch für die Zukunft alles Gute.“
1 Kommentar
Die Verwaltungsratsvorsitzende M. Conty muss doch wohl auch zurücktreten, entweder wegen unzumutbarer Seilschaften, oder wegen unglaublicher Blauäugigkeit. Da ist doch wohl ein systemischer Bock drin, auf Kosten der Steuerzahlerinnen, verantwortlich der Verwaltungsrat und sonstige politische Strukturen.