Oldenburg

NDR-Doku über den Kampf um die Straßen

Daniel Doerk aus Osnabrück in der NDR-Dokumentation Der Fahrradkrieg: Der Kampf um die Straßen.

„Der Fahrradkrieg: Der Kampf um die Straßen“.
Foto: Güven Purtul / NDR

Oldenburg (am) Weil es in Oldenburg mehr Räder als Einwohner gibt, erste Fahrradstraßen eingerichtet wurden und die Stadt im vergangenen Jahr die Anerkennung als „Fahrradfreundliche Kommune Niedersachsen“ entgegennehmen konnte, scheint Oldenburg auf einem guten Wege zur Radfahrerstadt zu sein. Im Vergleich mit Osnabrück, Hamburg und Sommerland schneidet die Huntestadt gut ab, aber an das vorbildliche Kopenhagen kann Oldenburg noch lange nicht anknüpften. Die Dokumentation des Norddeutschen Rundfunks (NDR) „Der Fahrradkrieg: Der Kampf um die Straßen“ beleuchtet die Probleme und Lösungen.

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Oldenburg kämpft wie viele andere Städte gegen Feinstaub, Lärm und Staus. Neben einem möglichen Verbot von Dieselfahrzeugen in den Innenstädten liegt die Förderung des Radverkehrs besonders nahe. Noch wird für 50 Prozent aller Fahrten für Strecken von bis zu fünf Kilometern das Auto in Gang gesetzt. Dabei wären gerade diese Kurzstrecken gut mit dem Rad zu bewältigen, wenn da nicht Probleme wie unzureichende und kaum befahrbare Radwege, Fahrradstraßen, die keine sind, und unterschiedliche Anforderungen der Radler wären.

40 Prozent der Oldenburger nutzen ein Rad im Alltag. Aber wie verschieden die Anforderungen sind, machen die Rentnerin Heidi Tauchert und der Fahrradkurier Roman Eichler in der NDR-Dokumentation deutlich. Das Kamerateam hat sie durch die Stadt begleitet und sich auch das morgendliche Chaos in der Fahrradstraße Haarenufer nicht entgehen lassen. Wenn sich Radfahrer und Autos begegnen, wird es richtig eng. Noch enger wird es in Osnabrück. Schmale Radfahrstreifen sorgen für gefährliche Situationen. Die Mutprobe macht der Fahrradaktivist Daniel Doerk. Obwohl in Osnabrück lediglich 20 Prozent der Bürger das Rad nutzen, ist die Zahl der Radverkehrstoten deutlich höher. Kurios wird es in Hamburg: Dort sollen Radfahrer vermehrt auf die Straße – gemeinsam mit Lkw, Bussen und Autos. Das gefällt aber nicht jedem. Aber die Stadtverwaltung hält an ihrer Maxime fest – alle Missstände ignorierend. An der Alster scheint der Weg zur fahrradfreundlichen Stadt noch ein weiter zu sein.

Ein tägliches Ärgernis für Radfahrer: Autos parken auf dem Radweg.

Ein tägliches Ärgernis für Radfahrer: Autos parken auf dem Radweg.
Foto: Güven Purtul / NDR

Aber es gibt auch Gutes zu berichten. Als hervorragend wird der Radschnellweg Essen – Mühlheim beurteilt. Die Nutzer sind voll des Lobes. So auch in Dänemark. Die drei Meter breiten Rad- und Fußwege sowie die klare Trennung der unterschiedlichen Verkehrsteilnehmer in Kopenhagen werden als leuchtendes Vorbild und Paradies für Radfahrer vorgestellt. Brücken sorgen für kurze Wege, die immer mehr Radler befahren. Weniger Verkehrsunfälle sind das Resultat der baulichen Trennung von Radwegen und Straßen. Und das lässt sich die dänische Metropole etwas kosten: Sie gibt 23 Euro pro Einwohner für das Radnetz aus, Oldenburg und Osnabrück liegen mit drei bis vier Euro weit dahinter. „Da können wir eine ganze Menge lernen“, sagt Stephanie Krone vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC).

https://www.youtube.com/watch?v=i_ZmTZzbo2k

Die Doku „Der Fahrradkrieg: Der Kampf um die Straßen“ ist auch in der NDR-Mediathek zu finden.

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6 Kommentare

  1. Manfred Murdfield
    3. Mai 2017 um 14.18 — Antworten

    Wer ist eigentlich „Fahrrad“freundlich? Sicherlich sind es die Eigentümer und die Fahrradwerkstätten, die wegen der „freundlichen“ Radwege gut ausgelastet sind. Wer ist aber freundlich zu den Rücken der Menschen, die auf den Rädern sitzen? Ich weiss ja nicht, die Strassen und Radwege sind es nicht, die Stadtverwaltung auch eher nicht, da die IHK schon gar nicht. Deswegen die Ampeln auch wohl nicht. Ich wollte mal die Antragsbegründung für den errungenen Pokal „Fahrradfreundliche Kommune Niedersachsen“ zum lesen bekommen. Vom Ministerium über die zuständige Oldenburger Landtagsabgeordnete bis zum hiesigen Verkehrsausschussvorsitzenden: alle haben geschwiegen, keiner hat geantwortet. Da gibt es wohl politisch was zu verbergen, aber Wissen, Hoffen oder Glauben, Ist Oldenburg tatsächlich eine Fahrradstadt oder eine RadfahrerInnenstadt, doch eher eine Glaubensfrage, oder eher eine Voodoo-Veranstaltung? Wie mal bei Bond 007.

    • W. Lorenzen-Pranger
      4. Mai 2017 um 11.10 — Antworten

      Nun ja, das große Vorbild derzeit ist wohl Dänemark, das laut diesem Film immerhin zehnmal mehr für den Fahrradverkehr ausgibt als Deutschland. Auch NRW beginnt ja langsam aufzuwachen und Fahrrad-Schnellstraßen zu bauen.
      Man muß halt, auch entgegen der zynischen Kommentare eines Herrn Reichenbachs in der NWZ zu diesem Thema – sein Bild vom Straßenverkehr scheint noch aus den 50-ern zu stammen – einfach weiter politisch dafür arbeiten. Daß Fahrräder dank modernster Technik längst die Straßen deutlich entlasten, sollte so langsam auch dem letzten Benzinsäufer klar sein.
      2. Sächsische Radkonferenz – Vortrag Jan Königschulte
      1,60 (Käse) gegen einen Cent (Strom)…! 🙂

      • Heyho
        6. Mai 2017 um 16.18 — Antworten

        Vorbilder? Klar, wenn man das Negative wegläßt, wie etwa die Überfüllung der Wegelchen oder der höhere Kfz-Anteil.
        Wenn man die Fahrbahnen benutzt, gibt es über Oldenburg wenig zu meckern. Die sind besser als „Radwege“ es je sein könnten.

  2. Manfred Murdfield
    5. Mai 2017 um 11.49 — Antworten

    Vorbild? Das heutige Oldenburg träumt von einer gemütlichen Vergangenheit, und verkauft dabei zwei Mythen: die „Stadt im Grünen“ und die „Fahrradstadt“. In beiden Fällen zeigt die zwanghafte Wachstumsrealität anderes. Die vielen grosszügigen Grundstücke/Gärten, Ursache des grünen Eindrucks, sind weitgehend zubetoniert, und die Freiheit des Radfahrens aus meiner hiesigen Kindheit und Jugend ist einem Verdrängungszwang (= Kampf) zugunsten des Autos gewichen. Der „Club of Rome“ hat 1972 den beindruckenden Bericht „Grenzen des Wachstums“ veröffentlicht, aber nicht alles, was zu verstehen wäre, wird auch begriffen. Der „Kampf auf den Strassen“ ist hausgemacht: bauliche Verdichtung = räumliche Enge = höheres Verkehrsaufkommen = mehr Stress = höherer Behauptungszwang = „Kampf“. Ob politischer Wille oder demokratisches Risiko, den nächsten Generationen hilft vielleicht eine App, ein fliegendes Fahrrad oder die Visualisierung, dass alles doch gemütlich ist, wenn es so gesehen werden soll.

    • W. Lorenzen-Pranger
      5. Mai 2017 um 13.13 — Antworten

      Sie haben ja recht, es läuft wahrhaft (noch) nicht alles gut für Radler in Oldenburg – aber nehmen sie ihr Rad doch mal mit nach Osnabrück, Bremen oder Hamburg. Allein in Osnabrück sind die Unfallzahen bei Radfahrern doppelt so hoch als in Oldenburg – und die sind nach deutschen Maßstäben auch noch ganz vorn dabei, wenns um Radwege und Radlerfreundlichkeit geht.
      Überlegen sie mal was es bedeutet, wenn ein Land wie Dänemark, viel kleiner als Deutschland, schon sehr lange eben zehnmal (!) so viel für den reibungslosen Radverkehr ausgibt als wir hier. Der Nachholbedarf ist insgesamt und bundesweit riesig. Man muß diesem Alexander Dobrindt, wie alle Unionler eh schon nicht gerade die hellste Kerze auf der Torte, gehörig auf die Füße treten, wenn das mal wirklich besser werden soll.

      • Manfred Murdfield
        6. Mai 2017 um 11.05 — Antworten

        Ob Dobrindt, Schmidt oder Gröhe, das ist doch eher ein Pflaumenkuchen und keine Torte. Marionetten gibt es immer wieder, und: der Bundestag hat 631 Mitglieder, aber über 1.100 Lobbyisten mit Hausausweis. Ich halte deshalb die meisten Entscheidungen für „systemisch“, und das zieht sich bis in die Lokalpolitik. Nicht zuletzt die Autolobby (Wissmann, auch IHK etc.) sorgt mit Einschüchterungen dafür, dass in Deutschland der „Kampf auf den Strassen“ so einseitig gestützt wird und dabei die Fahrradlobby eben mehr oder weniger ein doch ziemlich schwaches Anhängsel ist, leider auch in Oldenburg. Bessere und schlechtere Beispiele finden sich immer (auf Helgoland ist das Radfahren ganz verboten), aber was hilft es, wenn vor Ort ein eigenständiges und „vollumfängliches“ Konzept für alle Fahrrad-Bedarfe fehlt, oder nicht allgemein öffentlich ist. Und das betrifft die Oldenburger Politik, Verwaltung und vor allem die Alibi-„Fahrradbeauftragte“.

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