Filme, Filme, Filme

André M. Hennicke und Gloria Endres de Oliverira in „Strawberry Bubblegums“.
Foto: privat
Oldenburg (am/ce) Rund 50 Lang- und Kurzfilme werden während des Internationalen Filmfestes Oldenburg gezeigt. Das Filmfest hat sich in diesem Jahr ganz besonders die Entdeckung von jungen Talenten auf die Fahne geschrieben. Deshalb dominieren zahlreiche Debütfilme – national und international. Die OOZ-Redaktion wird sich im Laufe der fünf Tage so viele Beiträge wie möglich ansehen. Zeitnah werden eine kurze Inhaltsangabe und Filmkritik veröffentlicht. Wer den Empfehlungen folgen möchte, kann die meisten Filme dann noch beim zweiten Screening sehen. Dieser Artikel wird laufend aktualisiert.
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„Die Hände meiner Mutter“
von Florian Eichener
Zum Inhalt: Bei einem Familienfest auf einem Schiff öffnet eine kleine Wunde seines Sohns den Blick von Markus (Andreas Döhler) auf verdrängte Erinnerungen an die nächtlichen Besuche seiner Mutter. Er konfrontiert seine Frau (Jessica Schwarz), seine Mutter (Katrin Pollitt) und den Rest der Familie mit der Wahrheit seiner Kindheit. Es ist ein Schock für die Familienidylle. Das Drama „Die Hände meiner Mutter“ ist die Geschichte eines Kindesmissbrauchs.
„Die Hände meiner Mutter“ ist der Abschluss von Florian Eichingers Trilogie über die Folgen familiärer Gewalt („Bergfest“ 2009, „Nordstrand“ 2012).
Florian Eichinger zeigt beklemmende Details von diesem Missbrauch. Andreas Döhler als Markus spielt den verstörten und verzweifelten Mann eindringlich. Wenn seine Erinnerungen hervorbrechen, wird der erwachsene Markus im Film zum verängstigten Kind. Genau wie Jessica Schwarz als Monika und Katrin Pollitt als Mutter überzeugt er in seiner Darstellung und bewegt die Zuschauer. Durch die gesamte Familiengeschichte ziehen sich Missbrauchsfälle: Die Täter sind auch Opfer. Der Film verurteilt nicht, sondern dokumentiert und reflektiert beeindruckend die Taten und die Auswirkungen. (am)
„Night Song“
von Raphaël Nadjari (Internationale Premiere)
Zum Inhalt: Die französische Musikerin Hannah hat sich während ihres Studiums auf die Musik des französisch-jüdischen Komponisten Fernand Helpan spezialisiert, dessen Stück „Night Song“ aus dem 19. Jahrhundert sie nun verzweifelt sucht. Ihr ehemaliger Professor, dem sie damals sehr nahe stand, hilft ihr dabei. Währenddessen versucht sie gemeinsam mit ihrem kanadischen Mann und ihrem Sohn durch den Chor „Les Cantiques“ die Musik von damals am Leben zu erhalten. Als ihre neue Sängerin Abigail frischen Wind in die angestaubte Gruppe bringt, ist es Hannahs ehemaliger Professor, der den Chor ausbremst und zurück zur traditionellen Präsentation des Werkes bringen will. Hannah muss sich entscheiden.
In Raphaël Nadjaris Musikfilm geht es um den Konflikt zwischen Tradition und Moderne, dem sich viele Musiker regelmäßig ausgesetzt sehen. Wie weit darf künstlerische Freiheit gehen? Wie sehr darf man traditioneller Musik eigene Ideen einhauchen? Hannah und ihr ehemaliger Professor stehen hier für die traditionelle Spielweise und ihr Mann Daniel und die junge Sängerin Abigail für moderne, frischere Ansätze. Ein Kompromiss muss her, der beide Seiten zufriedenstellt. Dem Film hätte mehr Tempo gut getan. Die 119 Minuten kommen einem streckenweise vor wie eine Ewigkeit. Die sehr unsympathische Hauptfigur erschwert den Filmgenuss zusätzlich. Es mag sein, dass es dem Thema angemessen ist, den Film eher unaufgeregt zu drehen. Da es sich hier aber sowieso schon um ein Nischenthema handelt, hätte man durch eine unterhaltsamere Umsetzung ein breiteres Publikum ansprechen können. (ce)
„White Rage“
von Arto Halonen (Deutschlandpremiere)
Zum Inhalt: Der Finne Arto Halonen porträtiert in seiner Dokumentation „White Rage“ den Wissenschaftler Lauri, der in seiner Kindheit und Jugend von Mitschülern verspottet und gequält wurde. Die dauerhafte Drangsalierung führte so weit, dass Lauri Rachegelüste entwickelte und begann, einen Amoklauf an seiner ehemaligen Schule zu planen.
Wenn wir das Wort Amoklauf hören, fallen wohl jedem von uns mindestens zwei auf Anhieb ein. Egal ob sie an einer amerikanischen Highschool oder auf einer norwegischen Insel stattfanden: Zurück bleiben die trauernden Angehörigen und die traumatisierten Zeugen. Was den Täter zu dieser Bluttat brachte, was einen Menschen also zum Amokläufer macht, wollen Hinterbliebene vielleicht nicht unbedingt wissen. „Kindheitstrauma“ ist ein Thema, das in solchen Fällen nicht selten aufkommt. Und hier setzt Halonens Dokumentation ein. Er zeigt die Sicht des Täters. Der von ihm gezeigte Lauri setzt sein Vorhaben zwar nicht in die Tat um, immer wieder eingewobenes Archivmaterial verschiedener Amokläufe verdeutlichen aber, wohin die jahrelange Herabsetzung durch die Mitschüler hätte führen können. Regisseur Halonen war in seiner Schulzeit selbst Mobbing-Opfer. Umso wichtiger ist es ihm, den Zuschauer für das Thema Mobbing an Schulen zu sensibilisieren. (ce)
„Foreign Affairs“
von Pasha Rafiy (Deutschlandpremiere)

Jean Asselborn, Pasha Rafiy und Torsten Neumann (von links) bei der Vorstellung von „Foreign Affairs“.
Foto: Anja Michaeli
Zum Inhalt: Der luxemburgische Außenminister Jean Asselborn steht im Fokus der Dokumentation „Foreign Affairs“. 18 Monate lang stand der Politiker regelmäßig vor der Kamera. Das Team begleitete ihn zu staatstragenden Terminen und entdeckte den privaten Menschen beim Schlafen. Weltpolitik hautnah.
Einmal rund um die Welt mit Jean Asselborn. Ohne Interview, ohne Sprecher. Nichts stört, wenn der Zuschauer zum Beobachter wird. Weltpolitik in Boxershorts – mit der luxemburgischen Sprache als I-Tüpfelchen. Gemeinsam mit Jean Asselborn stellte Pasha Rafiy „Forein Affairs“ in Oldenburg vor. Die eigentliche Herausforderung für den Regisseur war es, den Politiker dazu zu überreden, 33 Drehtage lang vor der Kamera zu stehen. „In mir hat er das manipulierbare Karnickel gefunden, das er gesucht hat“, witzelte Asselborn. Aber das habe man in nur einer Stunde Gespräch klären können. Die Zusammenarbeit sei von gegenseitigem Vertrauen geprägt gewesen. Asselborn hat den Film erst nach der Postproduktion gesehen, es gab keine „Abnahme“.
Rafiy zeigt, wie die große Weltpolitik eines kleinen Landes funktioniert. Er nimmt sein Publikum mit, wenn sein Protagonist von Staatstreffen zu Staatstreffen reist, im Convoi durch Moskau rast oder als passionierter Radfahrer zu Hause anstrengende Bergtouren unternimmt. Die Kunst war es, die Spannung der Zuschauer über die Länge der gesamten Dokumentation zu halten. Das ist Rafiy wunderbar gelungen. Der Film wurde vom Publikum mit lang anhaltendem Applaus, Bravo-Rufen und Gelächter an den richtigen Stellen honoriert.
Die aktuellen Diskussionen um Jean Asselborn kamen in der Exerzierhalle nicht zur Sprache, sie gehörten an diesem Abend auch nicht dort hin. (am)
Zweites Screening: Sonntag, 18. September, 14.30 Uhr, Exerzierhalle
„Chosen“
von Jasmin Dizdar (Europapremiere)
Zum Inhalt: Der ungarische Jude Sonson verspricht seiner Frau kurz vor ihrem Tod, sich um ihre rebellische Schwester Judith zu kümmern. Da diese von den Nationalsozialisten verschleppt wurde, schließt sich Sonson der ungarischen Residenz an und versucht mit Hilfe der Widerstandskämpfer Judiths Deportation nach Auschwitz zu verhindern. Gemeinsam mit dem polnischen Widerstand kommt es schließlich im Warschauer Ghetto zum großen Gefecht gegen die Nazis.
Der Film des Regisseurs Jasmin Dizdar beruht auf wahren Begebenheiten. Der Cast setzt sich in erster Linie aus ungarischen und britischen Schauspielern zusammen, gedreht wurde in Rumänien und den USA. Besonders überzeugen kann Luke Mably als um seine große Liebe trauernder Sonson. Die Szene, in der er mit Hilfe einer gestohlenen Uniform in die Rolle eines SS-Offiziers schlüpfen muss, dürfte aktuell eine der besten Darstellungen innerer Zerrissenheit sein. Harvey Keitel als Erzähler ist sicher eine gute Wahl, um für zusätzliche Popularität zu sorgen. Seine Performance selbst bleibt allerdings austauschbar. „Chosen“ erscheint in Deutschland unter dem Titel „Die Auserwählten – Helden des Widerstandes“ im November direkt auf DVD. (ce)
„MAD“
von Robert G. Putka (Europapremiere)

Regisseur Robert G. Putka und Casey-Darstellerin Eilis Cahill.
Foto: Claudia Ellebrecht
Zum Inhalt: Nach ihrer Scheidung erleidet Mel einen Nervenzusammenbruch und findet sich im Krankenhaus wieder. Da sie zusätzlich unter bipolaren Störungen leidet, beschließen ihre beiden erwachsenen Töchter Connie und Casey, dass ein Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik das Beste für ihre Mutter sei. Dass sich eine von ihnen zu Hause um Mel kümmern könnte, kommt zunächst für beide nicht in Frage. Auch sie kommen mit ihrem Leben kaum zurecht und stecken ihre Energie lieber in gegenseitige Verletzungen anstatt in das Wohlergehen ihrer Mutter.
Auch wenn man keine psychischen Erkrankungen in der Familie hat, entdeckt sicher jeder von uns Parallelen zu seinem eigenen Familienkonstrukt. Und wenn es nur die Streitereien unter Geschwistern oder eben Auseinandersetzungen mit einem Elternteil sind. Regisseur Robert Putka nahm seine eigene Beziehug zu seiner psychisch labilen Mutter als Grundlage für seinen Spielfilm. Er sei selbst die zynische Connie und die chaotische Casey in einer Person und verarbeite durch den Film seine Kindheit und Jugend, in der es ihm nicht ermöglicht wurde, sich durch eine Therapie helfen zu lassen. Seine Mutter selbst ließ sich so sehr auf seine Art der Vergangenheitsbewältigung ein, dass sie in dem Film eine kleine Rolle übernahm. Ein liebevolles Familienporträt mit drei großartigen Hauptdarstellerinnen. (ce)
Zweites Screening: Sonntag, 18. September, 14.30 Uhr, Cine k/Studio
„Tower“
von Keith Maitland (Deutschlandpremiere)
Zum Inhalt: An einem heißen Augusttag im Jahr 1966 erschießt ein Heckenschütze auf dem Gelände der Universität von Texas 16 Menschen. 36 weitere werden verletzt. Erst nach über anderthalb Stunden kann er auf dem Glockenturm, auf dem er sich verschanzt hatte, zur Strecke gebracht werden. 50 Jahre später erscheint nun eine ganz besondere Dokumentation dieser Ereignisse. Regie führte Keith Maitland, selbst Absolvent der Uni.
Keith Maitland schaffte es, sieben Zeitzeugen teils erstmalig dazu zu bringen, ihre Sicht des Amoklaufes zu erzählen. Die geschilderten Szenen drehte er teilweise nach und legte ihnen durch Einsatz des Rotoskopie-Verfahrens, das die Oldenburger Filmfestbesucher schon aus „A Scanner Darkly“ mit Keanu Reeves kennen, im Nachhinein einen „Comic-Filter“ auf, der die Brutalität, mit der der Täter vorging, für den Zuschauer erträglicher visualisiert. Gemixt wird mit Archivmaterial und Interview-Sequenzen. Ein beeindruckender Stilmix, der diese berührende und zugleich spannende Dokumentation zu einer einzigartigen und wichtigen Aufarbeitung eines schrecklichen Ereignisses macht, das auch nach 50 Jahren immer noch viele Menschen bewegt. (ce)
Zweites Screening: Sonntag, 18. September, 19 Uhr, theater hof/19
„One Week And A Day“
von Asaph Polonsky (Deutschlandpremiere)

Asaph Polonsky bei der Vorstellung seines Filmes in der Exerzierhalle.
Foto: Christian Kruse
Zum Inhalt: Eyal und Vicky haben ihren Sohn verloren. Die in Isreal traditionelle einwöchige Trauerzeit Shiva wäre nun vorbei. Für alle anderen beginnt die Normalität, für sie nicht. Aber Eyal will nicht mehr. Er ist die Beileidsbekundungen leid und freundet sich mit dem Sohn der Nachbarn an. Er will Joints drehen, das Luftgitarrespiel kennenzulernen und beginnt wieder zu leben. Darsteller: Shai Avivi, Evgenia Dodina, Tomer Kapon, Alona Shauloff, Uri Gavriel, Sharon Alexander, Carmit. „One Week And A Day“ lief unter anderem in Cannes.
https://www.youtube.com/watch?v=eimBct96F1w
Jeder trauert anders und jeder braucht seine Zeit, um nach einem Verlust wieder ins Leben zurückzufinden: Das ist die Quintessenz der Trauerkomödie „One Week And A Day“. „Berauschend“ ist die Trauerarbeit, die dabei der Hauptdarsteller Shai Avivi leistet, als er eine Tüte Gras seines verstorbenen Sohnes in die Hände bekommt. Nach der beklemmenden Erkenntnis der Endgültigkeit entdeckt Eyal die Liebe zum Leben wieder – glaubwürdig umgesetzt von Avivi. Anders als nach der Trailershow zu erwarten war, zeichnet sich der Film aber weniger durch die urkomische Szenen als durch durch Momente des Nachdenkens aus. Besonders auffallend ist dabei die schauspielerische Leistung von Tomer Kapon als Nachbarjunge – nicht nur für alle Luftgitarrenspieler. Mit ihm kommt Bewegung ins Spiel, es ist eine Freude ihm dabei zuzusehen. Der Film wurde vor ausverkauftem Haus in der Exerzierhalle gezeigt. Kichernd quittierten die Zuschauer die Versuche Avivis einen Joint zu drehen, still wurde es, wenn die Trauer des Vaters im Vordergrund stand. Vor dem Gespräch mit Regisseur Asaph Polonsky, der sechs Jahre an dem Film gearbeitet hat, flüchteten zahlreiche der Gäste, was aber nicht dem Filmemacher galt, sondern der unerträglichen Hitze des Spielortes geschuldet sein dürfte. (am)

Hauptdarsteller Shai Avivi.
Foto: Claudia Ellebrecht
Zweites Screening: Samstag, 17. September, 19 Uhr, theater hof/19
„Are We Not Cats“
von Xander Robin (Deutschlandpremiere)

Xander Robin hat seinen Film „Are We Not Cats“ vorgestellt.
Foto: Anja Michaeli
Zum Inhalt: Nachdem Eliezer an einem Tag Job, Freundin und sein Zuhause verliert, versucht ein junger Mann sein Leben umzukrempeln. Er trifft Anya, die seine zwanghafte Obsession teilt: Haare auszureißen und zu essen.
Der Film wurde direkt nach seiner Weltpremiere bei den Filmfestspielen von Venedig in Oldenburg präsentiert. Die Obsession „Haare essen“ hat das Publikum abgeschreckt. Zu viel Ekeliges wurde erwartet, weshalb der Saal des Cine k Studios nur zur Hälfte gefüllt war – darunter allerdings einige internationale Gäste des Oldenburger Filmfestivals. Sie ahnten wohl, dass von dem jungen Filmmacher Xander Robin etwas Besonders zu erwarten sei und wurden nicht enttäuscht. Zugegeben, die Geschichte ist bizarr und einige Szenen warten mit Schockmomenten auf und sind sicherlich nicht für empfindliche Seelen geeignet. Aber das Hinschauen lohnt sich. Viele Groß- und Detailaufnahmen, ein besonderes Gespür für Charaktere – gespielt von großartigen Darstellern – und die wunderbare Musikauswahl sorgen für ein Schauspiel, das, wenngleich nicht leicht verdaulich, keineswegs abstoßend ist. Zwischen anrührend, tragisch, eklig und witzig ist dieser Film ein echter Höhepunkt des Filmfestivals. Das bestätigten die anwesenden Filmemacher dem Regisseur Xander Robin während der Fragerunde nach dem Screening. Sie verglichen ihn mit dem amerikanischen Künstler David Lynch (unter anderem Twin Peaks) und lobten sein Arbeit ausdrücklich. Der sympathische und zurückhaltende Xander Robin schwebte sichtlich gerührt aus dem Saal. (am)
Zweites Screening: Freitag, 16. September, 23.45 Uhr, Cine k/Studio
„Hey Bunny“
von Barnaby Metschurat und Lavinia Wilson (Weltpremiere)
Zum Inhalt: Wer ist nicht auf der Suche nach dem ewigen Glück? Dass dies nicht jedem einfach so in den Schoß fällt, will eine Gruppe Wissenschaftler in einem Berliner Forschungslabor mit Hilfe von zwölf Versuchskaninchen ändern. Doch dann werden die Computer gehackt und die weißen Fellnasen verschwinden spurlos. In Verdacht Gerät der IT-Spezialist Adam, dessen Vater bis zu seiner Alzheimer-Erkrankung die Versuchsreihe leitete.
Das Regiedebut des Schauspielerpaares Barnaby Metschurat und Lavinia Wilson, die auch die Hauptrollen in dem Film übernahmen, lebt von seiner Verrücktheit und seinem Mut. Mut, eine total überdrehte Komödie zu drehen, in der es nicht eine einzige normale Figur zu geben scheint und deren Handlungsverlauf vor Irrwitz strotzt. Porträtiert wird in erster Linie Adams Familie, die außer ihm noch aus seinem an Alzheimer erkrankten Vater sowie seinen beiden Brüdern besteht, die noch im elterlichen Haus leben. Gerade dieses familiäre Konstrukt, das durch das liebevolle Setting und eine tolle Besetzung überzeugt, gibt dem Film seine besondere charmante Note, die auch noch nachwirkt. Was hinkt, ist die Story. Erinnerungsfetzen aus dem elterlichen Garten beim Spielen mit den Brüdern und der Mutter zeigen, dass Adam sich viel mit seiner Vergangenheit beschäftigt und auf der Suche nach sich selbst zu sein scheint. Aufgelöst wird dies nicht. Auch wirkt ein Zeitsprung am Ende des Films sehr holprig und schon fast konzeptlos. Man wird sehen, wie dies vom breiten Kinopublikum angenommen wird. Kinostart ist für Anfang 2017 geplant. (ce)
Zweites Screening: Freitag, 16. September, 16.30 Uhr, Cine k/Studio
„Strawberry Bubblegums“
von Benjamin Teske (Eröffnungsfilm, Weltpremiere)
Zum Inhalt: Die 17-jährige Lucy sucht ihren Vater. Da kommen gleich mehrere Männer in Frage, denn ihre Mutter war Pornodarstellerin und sie ist ein „Betriebsunfall“. Mit dem ehemaligen Drehpartner Udo begibt sie sich auf eine Reise durch Norddeutschland in eine Welt, die für die Jugendliche fremd ist und ihrem Begleiter Wege in seine Vergangenheit öffnet. André M. Hennicke als Udo, Gloria Endres de Oliveira als Lucy und Jasmin Tabatabai als ihre Mutter Paula sind die Hauptdarsteller in der Roadmovie-Tragikomödie. In weiteren Rollen sind Sabin Tambrea, Alice Dwyer, Ronald Nitschke und David Schütter zu sehen. „Strawberry Bubblegums“ ist eine Produktion der Wüste Medien GmbH in Koproduktion mit dem NDR.
Da erlebt man vor Filmbeginn den Regisseur Benjamin Teske auf der Bühne und denkt: „Verdammt, der ist ja so sympathisch, da kann ich ja gar keinen Verriss schreiben!“ Muss ich glücklicherweise auch gar nicht. Teskes Erstling in Spielfilmlänge ist durchweg unterhaltsam und überzeugt durch seine warmherzige Geschichte und beeindruckenden Darsteller. Überzogen klamaukig wirkende Szenen, in denen die Pornoindustrie auf die Schippe genommen wird, lassen den Zuschauer vielleicht kurz die Stirn in Falten legen, doch dann wird man auch sofort von der nächsten Charme-Welle überrollt. Und Charme hat der Film in der Tat eine ganze Menge. Und wenn ich jetzt auch noch von der unfassbar guten Musik und den tollen Bildern anfange, komme ich aus dem Schwärmen gar nicht mehr raus. Angucken! (ce)
Am Samstag, 17. September, 16.30 Uhr läuft der Film in der Alten Fleiwa. Sendetermine sind auf der Seite des NDR zu finden.
Über das Filmfest berichten ebenfalls die Offblogger und das FilmFestTV.
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