Filmfest

Filmfest Oldenburg ehrt Andrea Rau

Andrea Rau, 1971.

Andrea Rau, 1971.
Foto: Daughters of Darkness / Film

Oldenburg (am/pm) Das Internationale Filmfest Oldenburg startet am kommenden Mittwoch mit der feierlichen Eröffnung. Bis zur Closing Night am Sonntag erwarten die Zuschauer/innen rund 40 Screenings, darunter Filme aus den 60er. Das Filmfest ehrt die Schauspielerin Andrea Rau – das Gesicht der sexuellen Revolution im deutschen Film – mit einem Tribute. Sie wird vom 14. bis zum 18. September zu Gast in Oldenburg sein.

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Der belgische Filmemacher Harry Kümel, dessen „Daughters of Darkness“ als einer Schlüsselfilme der siebziger Jahre gilt, sagte über Andrea Rau: „Es war eine wahre Freude, mit ihr zu arbeiten. Ihr Charisma war das eines Super-Filmstars. Auch die große Schauspielerin Delphine Seyrig, die es wissen musste, hielt sie für eine Sensation auf der Leinwand.“ Die Rede ist von Andrea Rau, die in Kümels lesbischem Vampirdrama die Zofe der Gräfin Bathory spielt und mit ihrer devot mysteriösen Erscheinung und ihrem strengen Bubikopf unbekümmerte Erotik und Melancholie ausstrahlt. Im deutschen Kino hat es vor allem Ulrich Schamoni verstanden, Rau in seinen Filmen strahlen zu lassen. Ihr erster Film aus dem Jahr 1968, „Quartett im Bett“, Schamonis Komödie um das antibürgerliche Kreuzberger Milieu in den ausklingenden 60ern, machte sie zur Ikone der sexuellen Revolution.

Zu Beginn ihrer Karriere machte Andrea Rau eine Tanzausbildung unter dem großen britischen Choreographen John Cranko. Danach startete sie eine Modelkarriere und wurde als Covergirl des legendären Satiremagazins Pardon 1968 berühmt. Ihre Präsenz im „Pardon“ verhalf dem Magazin innerhalb weniger Monate zu einer explosionsartigen Auflagensteigerung. Die bundesdeutsche Filmlandschaft war jedoch weit davon entfernt, Andreas Potential gerecht zu werden. Das heimische Kino konnte einfach seine Fesseln nicht abstreifen, viel zu sehr geerdet zwischen dem immer mehr im Thesenhaften erstarrten Neuen Deutschen Film und einer Unterhaltungsmaschine, die sich nach dem Riesenerfolg von Oswald Kolles Aufklärungsfilmen und unter dem Deckmantel der sexuellen Revolution auf die Millionenumsätze einer Unzahl von Sexkomödien verlegte.

Nach „Quartett im Bett“ dauerte es drei Jahre, bis sie 1971 wieder mit Ulrich Schamoni drehte – die bis heute viel zu unbekannte Sternstunde des deutschen Films namens „Eins“. Bis dahin hatte Andrea Rau ganze zehn erotischen Komödien gedreht und wurde in der Rudi Carrell Show auch im TV zum Superstar familientauglicher Sinnlichkeit.

Im Ausland war sie in den 70er Jahren in zwei außergewöhnlichen Filmen zu sehen, in denen sie neben den großen Stars des europäischen Kinos großen Eindruck hinterließ. 1974 war sie neben David Hemmings und Alida Valli in José María Fourqués faszinierenden Exploitationdrama „It‘s Nothing Mama just a Game“ eine starke Frau, die ihre Erotik zwischen Unterwerfung und Dominanz ausspielte. Schon drei Jahre zuvor prägte sie als Zofe Ilona neben der Göttin der französischen Nouvelle Vague, Delphine Seyrig, in Harry Kümels „Daughters of Darkness“ ein Highlight des europäischen Kinos mit ihrer sanften und geheimnisvollen Ausstrahlung voller Sinnlichkeit und Melancholie.
In Oldenburg werden im Rahmen des Tributes folgende Filme zu sehen sein:

Daughters of Darkness (BEL/USA/CAN 1971, Regie Harry Kümel)
Eins (GER 1971, Regie Ulrich Schamoni)
Quartett im Bett (GER 1968, Regie Ulrich Schamoni)
It’s Nothing Mama just a Game (ESP 1974, Regie José María Forqué)

Kartenvorverkauf

Karten sind online auf www.filmfest-oldenburg.de erhältlich und an allen AD Ticket-VVK-Stellen, unter der Tickethotline (0180) 60 50 400 (0,20 Euro/Minute aus dem deutschen Festnetz, maximal 0,60 Euro/Minute aus dem deutschen Mobilfunknetz) und an den Vorverkaufsstellen: Festivalcenter, Markt 18 (Tickets für die JVA-Screenings gibt es ausschließlich hier, Ausweise nicht vergessen).

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1 Kommentar

  1. W. Lorenzen-Pranger
    14. September 2022 um 12.12 — Antworten

    Ehre wem Ehre gebührt – und wer sogar mit Franz Antel als Regisseur gedreht hat, oder Titel wie „Sonne, Wein und harte Nüsse“ akzeptierte… 😉
    Wie sagte mal jemand so völlig richtig? „Preise sind wie Hämorrhoiden, irgendwann kriegt sie jeder…“

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