Flüchtlingssituation: Von der Ausnahme zur Regel
Oldenburg (am/pm) – Wegen der beständig hohen Zuwanderung richtet die Stadt Oldenburg jetzt ein „Zentrales Flüchtlingsmanagement“ ein. Bis Ende April müssen weitere 1000 flüchtende Menschen in Oldenburg aufgenommen werden (die OOZ berichtete). Dafür werden zudem zusätzliche Gebäude aus- und Strukturen aufgebaut. Oldenburgs Sozialdezernentin Dagmar Sachse sieht zudem die Integration der Flüchtlinge als Aufgabe, die jetzt bedacht werden müsste.
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„Zentrales Flüchtlingsmanagement“
Seit 2011 war das Thema Flüchtlinge / Asyl dezentral in den beteiligten Ämtern zusätzlich zu den originären Aufgaben bearbeitet und zunächst in der „AG Asyl“, später in der „Taskforce Asyl“ koordiniert worden. „Die Flüchtlingszahlen des Jahres 2015 sowie die erwartete weitere Zuwanderung erfordern eine Neuorganisation, um eine dauerhafte Überlastung der beteiligten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu vermeiden“, begründet Oberbürgermeister Jürgen Krogmann die Maßnahme. Das „Zentrale Flüchtlingsmanagement“ liegt in der Zuständigkeit von Sozialdezernentin Dagmar Sachse.
Ziele der Neuorganisation sind die Straffung der Prozesse und das Erzielen von Synergieeffekten. Gleichzeitig bedarf es der Entwicklung von weiteren Strategien, die ein Flüchtlingsmanagement ermöglichen, das künftig neben allen humanitären auch betriebswirtschaftliche und städtebauliche Aspekte berücksichtigt. Damit wird ein wichtiger Schritt von der Ausnahmesituation zur Regelverwaltung gemacht. „Das Thema wird die Stadt noch lange beschäftigen“, so Krogmann.
Geleitet wird das städtische Amt von Ingo Tulodetzki, der bisher Fachdienstleiter des ServiceCenters war. Der 55-Jährige verfügt über langjährige Verwaltungserfahrung, unter anderem im Personal- und Organisationsbereich.
Friedliche Situation in Oldenburg
Die Unterbringung und Eingliederung von Flüchtlingen verlaufe im weltoffenen Oldenburg sehr friedlich, so Sachse. Einen Grund dafür sieht sie zudem in der Verknüpfung von sozialpädagogischer Betreuung, professionellem Sicherheitsdienst, Objektbetreuung, einem transparenten Umgang mit dem Thema, einer festen Arbeitsgruppe in der Stadtverwaltung und Runden Tischen, an denen Nachbarn und Flüchtlinge gleichermaßen beteiligt sind. „Konflikte werden sehr früh geregelt“, sagt Dagmar Sachse.
Weitere Gemeinschaftsunterkünfte in Vorbereitung
Zurzeit richtet die Stadtverwaltung weitere Gemeinschaftsunterkünfte ein. Zwar werden immer schneller und mehr Flüchtlinge anerkannt und könnten sich deshalb eine eigene Unterkunft suchen, „aber faktisch finden sie keine Wohnungen“, erklärte Dagmar Sachse in einem Gespräch mit der OOZ. „Wenn die Zahlen so bleiben, werden wir aber mit den geplanten Gebäuden auskommen.“ Trotzdem hofft Dagmar Sachse auf Wohnungsförderungsprogramme, damit bezahlbarer Wohnraum für alle gebaut werden kann.
Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge
Deutlich gestiegen ist die Zahl der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge. Sie werden oft von ihren Verwandten geschickt, weil nur für eine Person der Schlepper bezahlt werden kann. Um sie kümmern sich die Sozialpädagogen und Erzieher des Jugendhilfezentrums der Stadt. In naher Zukunft soll dafür eine Clearingstelle in Kreyenbrück eingerichtet werden. Dort werden sich die Mitarbeiter um die Aufnahme kümmern, Familienangehörige suchen und für die weitere Unterbringung sorgen.
Ziel: Integration
Nach der ersten Unterbringung der Flüchtlinge gilt es, die Integration und notwendige Infrastruktur vorzubereiten und zu realisieren. Dabei wird es unter anderem um den Ausbau von Krippen und Kindertagesstätten gehen. Die Schulbesuche müssen geregelt werden. 400 Flüchtlingskinder sind zurzeit in Sprachlernklassen, es dauert rund ein Jahr bis sie dem Unterricht folgen können. Heute haben die Schulen beispielsweise das Problem, dass ihnen Lehrkräfte für „Deutsch als Fremdsprache“ fehlen. „Das dahinter liegende System muss aufgebaut werden“, betont Sachse. Es gehe um Schulabschlüsse und Qualifikationen, um Arbeitsvermittlung, das Gesundheitswesen und den Kontakt zu den einheimischen Bürgern. Dabei würden sich heute zum Beispiel der Verein „pro:connect“, engagierte Lehrkräfte, aktive Eltern und zahlreiche Ehrenamtler sowie Unternehmen verdienstvoll einbringen. Natürlich müssen auch deutsche Werte und Normen vermittelt werden. „Das halte ich für immens wichtig“, sagt Dagmar Sachse.
„Wir wissen heute noch nicht, wohin die Reise gehen wird und wie sich die Situation entwickelt“, meint Sachse in Bezug auf die Zahl der ankommenden Flüchtlinge. Aber sie ist sich sicher, dass es in Oldenburg in geordneten Bahnen ablaufen wird.
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