Alte JVA: Blick hinter die Gefängnismauern
Oldenburg (zb) „Gefangen am Schlossgarten. Zur Geschichte der Oldenburger JVA Gerichtsstraße von 1858 bis 2013“, so soll der Titel eines Buches lauten, das Studierende des Faches Geschichte der Universität Oldenburg gemeinsam mit der Historikerin Dr. Yvonne Robel und dem Leiter der Justizvollzugsanstalt (JVA) Gerd Koop schreiben.
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„Tatsächlich gibt es kaum Veröffentlichungen über das alte Gefängnis an der Gerichtsstraße, das im März dieses Jahres (2013, Anmerkung der Redaktion) endgültig geschlossen wurde. Wer jedoch in den Archiven recherchiert, der wird durchaus fündig“, berichtet Yvonne Robel, die im Rahmen eines Studienseminars ihre Studierenden mit dem Thema konfrontierte und die Möglichkeit eröffnete, darüber ein Buch zu schreiben. „Das stieß auf großes Interesse“, sagt sie. „Die Motivation ist enorm. Erste Aufsätze liegen bereits vor, so dass wir Anfang des neuen Jahres das Buch der Öffentlichkeit vorstellen können.“
Insgesamt beinhaltet es 13 Aufsätze auf maximal 180 Seiten. Es beginnt mit der Geschichte des Oldenburger Gefängnisses, informiert über Kontrolle und Überwachung im Gefängnis und geht der Frage nach, inwiefern auch Bedienstete kontrolliert wurden. Gab es Luxus im Knast und veränderten sich die Haftbedingungen während der Weimarer Republik? Wie funktionierte die Disziplinierung der Inhaftierten in den 1930er/40er Jahren, gab es Verzweiflungstaten wie Ausbrüche oder Suizide in den 1920er bis 60er Jahren? Ein Aufsatz befasst sich mit Frauen im Gefängnis, die bis 1971 dort inhaftiert waren, und ein weiterer schildert das Leben fürs Gefängnis. Im Mittelpunkt steht ein Inspektor der JVA Oldenburg. Schließlich wird das „Hotel zur Hunte“ in der Zeit zwischen 2001-2013 beleuchtet, und Gerd Koop berichtet über zehn Jahre JVA an der Cloppenburger Straße.
„Wir sind nicht in der Lage, eine lückenlose Geschichte vorzulegen“, sagt Yvonne Robel. „Das können wir in einem Seminar nicht leisten. Aber wir informieren über die Lebensumstände der Gefangenen und Bediensteten. So berichten wir auch darüber, was die Häftlinge während des Kriegsausbruchs im Rahmen der Häftlingsarbeit produzieren mussten. Zudem haben wir viele Gespräche mit Mitarbeitern geführt und intensiv im Staatsarchiv nach Unterlagen gesucht. Wir haben zahlreiche Akten entdeckt und bearbeitet.“
Yvonne Robel spricht von einem großen Schatz, der nur punktuell gesichtet werden konnte. Vielleicht, so hofft sie, interessieren sich noch andere Leute für dieses Thema und setzen es fort. Das Buch, das im Kriminalpädagogischen Verlag Lingen erscheint und von Yvonne Robel und Gerd Koop herausgebracht wird, richtet sich an die interessierte Öffentlichkeit und wird neben den Aufsätzen auch einige Fotos enthalten. Unterstützt wird das Projekt von der Oldenburgischen Landschaft.
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