Ansichtskarten erzählen Geschichten
Oldenburg (zb) „Mit Vergnügen“ heißt ein Bildband mit Ansichtskarten, den das Stadtmuseum Oldenburg herausgegeben hat. Die Ansichtskarten aus der Zeit vom ausgehenden 19. Jahrhundert bis in die 1920er Jahre zeugen von der rasanten Zunahme des Freizeitvergnügens, der Etablierung zahlreicher Gasthäuser, Cafés, Hotels und Ausflugslokale in der Stadt Oldenburg und umzu, aber auch von den neuen technischen Möglichkeiten der Fotografie als Mittel der Werbung.
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Die Ansichtskarten stammen aus der Sammlung des Oldenburgers Werner Schäfer, die das Museum 2014 erworben hatte, um damit den Sammlungsschwerpunkt Fotografie weiter auszubauen. Schäfers Sammlung umfasst ein größeres Konvolut historischer Bildquellen zum Thema „Gasthäuser“ in Oldenburg und dokumentiert zugleich eine spezielle Form lokaler und regionaler Freizeitmobilität. Dadurch ist es erstmals möglich, „Geselligkeit und Vergnügen in Oldenburg um 1900“ eine umfassende Darstellung zu widmen.
Für das Buch wurden 87 Motive der insgesamt rund 1500 Ansichtskarten umfassenden Sammlung ausgewählt. Beim Durchblättern des Buches, das im Isensee Verlag erschienen ist, fällt auf, dass nur wenige Gasthäuser, Cafés, Hotels und Ausflugslokale die Zeit überlebt haben. Das Café Klinge am Theaterwall gehört ebenso dazu wie der Ratskeller.
Seit 1839 gibt es die Fotografie. Mit dem Rasterverfahren 40 Jahre später entwickelt sich schnell eine Postkartenindustrie. Für Fotografen, die bisher vor allem Porträts aufgenommen haben, eröffnet sich eine neue Verdienstmöglichkeit, wovon sie reichlich Gebrauch machten. In Oldenburg gehört Georg Kahlmeier, geboren 1855, dazu. 1880 eröffnet er in Oldenburg sein Atelier und gründet einen eigenen Verlag, um seine Postkartenmotive entsprechend vertreiben zu können.
Postkarten wurden in Oldenburg zweimal täglich zugestellt
Seinerzeit wurden Postkarten in Oldenburg zweimal täglich zugestellt. So entdeckten Dr. Lioba Meyer, die für das Buch maßgeblich verantwortlich ist, sowie ihre Mitarbeiterinnen Marianne Steinbrink und Ulla Brake-Gerlach, eine Postkarte, die ein Ehemann seiner Frau schrieb, der eingekehrt war und offenbar nicht vorhatte, bald nach Hause zu kommen. Genau das kündigte er ihr an. Betrachtet man die beiden Poststempel, so wurde die Postkarte noch am selben Abend zugestellt.
Postkarten lagen überall aus. Mit ihnen sollte für die Etablissements geworben werden. Doch wer hatte das Geld und die Zeit, am Wochenende in Eversten, Bloh, Ohmstede oder Ofenerdiek einzukehren? Welche Besonderheiten boten die Gasthäuser ihren Gästen und was teilten die Besucher ihren Freunden und Bekannten über ihren Aufenthalt in einem Kaffeehaus, Restaurant oder Tanzlokal auf einer Ansichtskarte mit? Auf diese Fragen gibt das Buch Antworten. Aber auch darauf, wie die Stadt an bestimmten Orten einmal ausgesehen hat.
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