Geschichte

Botanischer Garten: Eine Großstadtoase

Sonnenaufgang im Botanischen Garten in Oldenburg.

Der Botanische Garten in Oldenburg.
Foto: Merle Michaeli

Oldenburg (zb) Erholung, Genuss und Lernerfolg – all das bietet der Botanische Garten am Philosophenweg in Oldenburg mit seinen rund 7000 verschiedenen Pflanzenarten, dessen Gründung auf das Jahr 1882 zurückgeht.

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Damals wurde ein Lehrgarten für das Lehrerseminar angelegt. Seit 1985 gehört das 3,5 Hektar große Areal der Universität Oldenburg, die dort 18 Mitarbeiter, darunter elf Gärtner, beschäftigt. Rund 60.000 Besucher kommen im Jahr, um sich an heimischen und fremdländischen Pflanzen zu erfreuen. Im Gegensatz zu Parks und Gärten geht es im Botanischen Garten nicht primär um Ästhetik, „Ziel ist vielmehr, die Eigenarten und den Nutzen der Vielfalt auch weniger spektakulärer Pflanzen und ihrer Vegetationsgemeinschaften zu verdeutlichen“, klärt Prof. Dr. Dirk Albach, Direktor des Botanischen Gartens, auf.

Der Botanische Garten ist in zwei Standorte aufgeteilt

„Ein weiteres Anliegen ist es, die grundlegende Bedeutung der Evolutionslehre für alle Lebensvorgänge aufzuzeigen und zu erforschen. Dafür werden unter anderem aktuelle Forschungsprojekte der Universität vorgestellt, Pflanzen für die Forschung und Lehre der Universität zur Verfügung gestellt und Führungen sowie sonstige Veranstaltungen rund um die Welt der Pflanzen angeboten“, sagt er weiter. Der Garten ist in zwei Standorte aufgeteilt. Der öffentliche Schaugarten befindet sich am Philosophenweg, der zweite Garten bei der Universität am Küpkersweg, wo geforscht und gezüchtet wird und Azubis zu Gärtnern ausgebildet werden.

Der Botanische Garten steckt voller Informationen. Überall stehen Schilder, die über Pflanzen und ihre Herkunft aufklären. Wer sich also an der Natur erfreuen und gleichzeitig etwas lernen möchte, der ist hier bei freiem Eintritt gut aufgehoben. Gleichwohl kommen zahlreiche Besucher, um sich einfach nur zu erholen, den Vogelstimmen zu lauschen oder sich die Vögel, Papageien oder Hühner in den Volieren anzusehen. Besonders faszinierend sind die verschiedenen Eulen. Mit ein bisschen Glück begegnet man den Pfauen, die wunderbare Räder schlagen.

Zahlreiche Wege durch fremde Kontinente und Länder

Zahlreiche Wege führen durch fremde Kontinente und Länder. Der Besucher entdeckt das Mittelmeer, die Alpen aber auch Japan und Amerika und erfährt eine Menge über die dortige Pflanzenwelt. Wer es tropisch bevorzugt, der sollte ins Tropenhaus gehen. Dort entdeckt der Besucher all jene Pflanzen, die bei uns aufgrund des Klimas nicht wachsen wie Bananen, Ananas oder Maracuja. Wer wissen will, wie eine Reispflanze aussieht oder Vanille, der wird hier fündig, und so manch ein Kind gerät ins Staunen.

Prof. Dr. Dirk Albach in der neuen Mittelmeer-Anlage des Botanischen Gartens.

Prof. Dr. Dirk Albach in der neuen Mittelmeer-Anlage des Botanischen Gartens.
Foto: Katrin Zempel-Bley

Kindergartenkinder und Grundschüler aber auch Erwachsene sind oft im Nutzpflanzengarten zu entdecken. Hier findet man nicht nur viele verschiedene sondern auch uralte Kohlsorten sowie alle bekannten Gemüse- und Obstsorten. Erdbeeren wachsen hier ebenso wie viele zahlreiche Apfelsorten. „Für Kinder ist das ein ideales Lernfeld“, erzählt Dirk Albach. „Hier wird ihnen klar, woher Wurzel oder Radieschen kommen.“ Hinzu gesellen sich Getreidesorten, Fasern- und Farbpflanzen sowie die Lebensräume Moor und Heide.

300 Quadratmeter groß ist das ganz neu erstellte Mittelmeergebiet mit herrlich duftendem Lavendel, Lorbeer- und Ölbäumen sowie zahlreichen Kräutern. Auch Zitruspflanzen sind hier zu sehen, die ursprünglich zwar nicht aus dem Mittelmeerraum stammen, sich aber angepasst haben. Besonders interessant ist der Arzneimittelgarten, wo der Besucher viele Pflanzen entdeckt, die unserer Gesundheit und ihrer Erhaltung dienen.

„Grüne Schule“ im Botanischen Garten

Der Botanische Garten beherbergt darüber hinaus die „Grüne Schule“, in der Schulklassen aller Altersgruppen und andere Gruppen in einem gut ausgestatteten, außerschulischen Lernort unter Anleitung von angehenden Biologielehrern genau beobachten, mikroskopieren und experimentieren können. Denn tatsächlich dient der Garten zunächst einmal den rund 700 Biologiestudierenden der Universität, die hier regelmäßig im Garten sind, um zu lernen. Aber auch Chemiker, Umweltwissenschaftler, Historiker und Germanisten gucken hier häufiger vorbei, weil ihr Studium das erfordert.

Lediglich das Sukkulentenhaus, in dem sich Sukkulenten, also saftreiche Pflanzen befinden, die an besondere Boden- und Klimaverhältnisse angepasst sind, bereitet Dirk Albach Sorgen. „Es muss dringend saniert werden, doch dafür haben wir zurzeit kein Geld“, bedauert er und hofft auf Sponsoren.

Von April bis Oktober gibt es sonntags Führungen oder auf besondere Anmeldung. Neuerdings finden Afterwork-Führungen statt, Schautage, Aktionstage, der Nabu ist im Garten aktiv, es wird Theater gespielt und auch getanzt. Sogar Kindergeburtstage richtet der Botanische Garten auf Wunsch aus. Und Menschen, die Gartenarbeit mögen aber keinen Garten haben, sind bei Dirk Albach willkommen. „Wer sich bei uns im Garten engagieren will, der kann das jederzeit. Allerdings unter Anleitung unserer professionellen Gärtner. Wir freuen uns über jeden Helfer, weil der Garten uns mit seinen vielen Pflanzen manchmal buchstäblich über den Kopf wächst.“

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