Geschichte

Vertriebene in oldenburgischer Nachkriegszeit

Hans-Ulrich Minke, Gisela Borchers und Dr. Michael Brandt (von links) stellten die beiden Bücher zum Thema Vertriebene vor.

Hans-Ulrich Minke, Gisela Borchers und Dr. Michael Brandt (von links) stellten die beiden Bücher zum Thema Vertriebene vor.
Foto: Katrin Zempel-Bley

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Oldenburg/zb – Die Arbeitsgemeinschaft Vertriebene in der Oldenburgischen Landschaft hat zwei Bücher zum Thema Vertriebene vorgelegt, die im Isensee Verlag erschienen sind. Lange Zeit war das Thema tabu, inzwischen gewinnt es an Bedeutung.

Am Ende und kurz nach dem Zweiten Weltkrieg kamen rund 200.000 Vertriebene ins Oldenburger Land. Damit erhöhte sich die Einwohnerzahl von 600.000 auf 800.000. In der Stadt Oldenburg mit fast 130.000 Einwohnern und Vechta mit 79.000 Einwohnern wurden über 32.000 Vertriebene aufgenommen, was einem Anteil von 26 Prozent entsprach.

Ihre Integration verlief fast reibungslos, was auf die gemeinsame Lebenskultur in West und Ost zurückzuführen ist. „Sie sprachen die gleiche Sprache, hatten gleiche Werte und eine gemeinsame deutsche Geschichte. Sie wurden schnell Teil der bundesrepublikanischen Gesellschaft, beteiligten sich am Wiederaufbau des Oldenburger Landes“, sagt Hans-Ulrich Minke, der zusammen mit Gisela Borchers für die Redaktion verantwortlich war.

Das Buch „Vergangenheit in der Gegenwart“ wirft den Blick auf Menschen, die das Oldenburger Land vor dem Zweiten Weltkrieg in Richtung Osten verließen und sich dort ins bürgerliche Leben einbrachten. In verschiedenen Vorträgen wurden sie vorgestellt, die in dem Buch nachzulesen sind. Dazu gehörte der Oldenburger Maler Kurt Sandstede, der in den 30er Jahren an der Kunstakademie im ostpreußischen Königsberg studiert hat.

Einer der bekanntesten Oldenburger, den es nach Königsberg verschlug, war der Pädagoge und Philosoph Johann Friedrich Herbart, der 1809 als ordentlicher Professor nach Königsberg auf den Lehrstuhl Kants berufen wurde. 1833 kehrte er zurück nach Göttingen. Auch den Oldenburger Johann Schütte, Professor für theoretischen Schiffbau, zog es an die Technische Hochschule Danzig. Allerdings ging er weniger durch seine beruflichen Leistungen in die Geschichte ein, sondern vielmehr durch sein intimes Verhältnis zur letzten Großherzogin Elisabeth, was beinahe zu einer Staatskrise geführt hätte.

Auch Carl Ramsauer, der aus einer Oldenburger Pastorenfamilie stammte, wurde ein bekannter Physiker und 1921 an die Technische Hochschule Danzig berufen. Der in Oldenburg geborene Künstler August Oetken hat seine Spuren in Posen und an der Marienburg in Westpreußen hinterlassen.

In weiteren Kapiteln werden die Schlesier in Oldenburg und die Oldenburger in Schlesien beleuchtet und es wird außerdem der Frage nachgegangen, wie nah uns der Osten ist. Außerdem wird über die Flüchtlingsströme berichtet, wie sie gelitten haben und wie sie im Oldenburger Land aufgenommen wurden.

Das zweite Buch „Die Heimatvertriebenen in Ortschroniken und Museen des Oldenburger Landes“ beinhaltet Beiträge zur Rezeption der Nachkriegsgeschichte. „Es ist wie ein Findbuch zu verstehen, für das Vor- und Nichtvorkommen von Vertriebenen“, sagt Dr. Michael Brandt, Geschäftsführer der Oldenburgischen Landschaft. Erst in den 1970er Jahren tauchen sie erstmals in wenigen Chroniken auf. In zahlreichen Museen spielen sie kaum eine Rolle.

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