Waffenplatz: Archäologen legen Stadtgeschichte frei
Oldenburg (zb) Die Wahrscheinlichkeit, unter den abgerissenen Oldenburger Broweleit-Häusern am Waffenplatz / Heiligengeistwall auf einen archäologischen Fund zu stoßen, war groß. Jetzt entdeckten Archäologen des Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege unter anderem einen Teil der mittelalterlichen Stadtmauer und das Fundament eines Turmes.
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„Karten vom mittelalterlichen Oldenburg haben uns gezeigt, dass an dieser Stelle etwas zu erwarten ist“, sagt Bezirksarchäologin Dr. Jane Esther Fries als sie die Grabungsstellen zusammen mit ihrem Kollegen Thies Evers erläutert. Wegen des Grundwassers dürfen die acht Ausgräber maximal drei Meter in die Tiefe gehen. Seit Mitte Juni sind die Archäologen am Werk, und der älteste Befund stammt vermutlich aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts.
Es sind sehr gut erhaltene Reste einer 1,20 Meter breiten Stadtmauer, die parallel zum Heiligengeistwall verlaufen. „Sie stehen auf gut erhaltenen Eichenhölzer, die noch auf ihr genaues Alter untersucht werden. Erst dann können wir exakt sagen, von wann die Mauer stammt“, sagt Evers. Reste der Stadtmauer wurden zuvor bereits bei anderen Grabungen an der Staulinie und am Schlossplatz entdeckt.
Unter diesen Mauerresten befindet sich ein sehr viel breiteres etwa 3,50 Meter abgetrepptes Fundament ebenfalls aus Ziegeln. Das Ensemble liegt schräg im Boden. „Offenbar wurde die Mauer abgetragen, indem sie untergraben wurde und schließlich umstürzte“, berichtet Thies. „Bislang haben wir nicht gewusst, wie unsere Vorfahren Mauern eingerissen haben“, erzählt er. Vor der Mauer entlang der Heiligengeiststraße befand sich ein etwa drei Meter tiefer Graben. „Seine Breite können wir nicht bestimmen. Dafür müssten wir die Straße aufreißen“, sagt er weiter. Zudem wurden verschiedenen Dachziegel gefunden, die auf einen überdachten Wehrgang hindeuten.
Beeindruckend ist auch die Seite zur Mottenstraße. Dort entdeckten die Archäologen ein massives und sehr gut erhaltenes Fundament aus intakten Holzbalken, Findlingen und Ziegeln. Dass sie einige hundert Jahre alt sind, sieht man ihnen nicht an. „Wir gehen davon aus, dass hier ein Turm gestanden hat“, erzählt er und verweist auf den „Stumpfen Turm“, der in kartographischen Darstellungen des 16. und 17. Jahrhunderts auftaucht. Schließlich wurde noch ein Brunnen entdeckt, der offenbar nach dem Abriss der Stadtmauer gebaut und bis ins 19. Jahrhundert benutzt wurde.
Bis September werden die Grabungen fortgesetzt. „Wir haben noch unterkellerte Bereiche, die wir erforschen wollen, denn wir sind sicher, dass wir dort auch noch fündig werden“, kündigt Fries an. Erst danach beginnen am Waffenplatz die Bauarbeiten für ein Wohn- und Geschäftshaus mit Tiefgarage. Bis dahin werden die Befunde dokumentiert und anschließend vom Bagger für immer für die Nachwelt beseitigt. „Ein paar Funde nehmen wir mit – dazu gehören die Ziegel –, die dann später ins Landesmuseum kommen“, sagt Fries abschließend.
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