„Große Freiheit – liebe.lust.leben.“
Oldenburg (Ann-Christin Pietsch) Acht Menschen, von der 16-jährigen Schülerin bis zum 48-jährigen Piloten, hetero- oder homosexuell, mit unterschiedlichen Lebens- und Liebesstilen: Alle wünschen sich die große Freiheit und wollen ihre Liebe und Lust ausleben. Die fiktiven Charaktere bilden die Basis für die Ausstellung „Große Freiheit – liebe.lust.leben.“, die seit heute kostenlos auf dem Schlossplatz in Oldenburg besucht werden kann. Dazu lädt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) bis Sonntag, 19. August, ein.
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Informationsbedarf an sexuell übertragbaren Erkrankungen
Anlass für die Ausstellung zu den Themen Sexualität und Gesundheit ist der sinkende Informationsstand zu sexuell übertragbaren Infektionen. Während die Bevölkerung über HIV gut informiert ist, sind häufig vorkommende Krankheiten wie die Chlamydien-Infektion nur wenigen bekannt. Chlamydien sind zwar in der Regel durch eine Antibiotika-Behandlung schnell und vollständig heilbar, jedoch sind eine schnelle Diagnose und Behandlung wichtig, um schwerwiegende Folgen wie beispielsweise Unfruchtbarkeit zu vermeiden. Eine BzgA-Befragung hat ergeben, dass nur 31 Prozent der Frauen zwischen 16 und 20 Jahren über die kostenlose Möglichkeit auf das Testen auf Chlamydien Bescheid wissen. 69 Prozent der Befragten sind nicht informiert über die Möglichkeit eines Chlamydien-Screenings.
Die fiktiven Charaktere
Oliver ist 35 Jahre alt, Büroangestellter und HIV-positiv. Nachdem er, aus Rache an seinem Freund, ungeschützt einen One-Night-Stand hatte, steht sein Leben auf dem Kopf. Wie sieht sein Tagesablauf jetzt aus? Was ist sein Netzwerk und welche Medikamente muss Oliver nehmen? Antworten auf die Fragen können interaktiv in seinem „Zimmer“ gefunden werden. Hier wird der Besucher auch darüber aufgeklärt, bei welchen Kontakten ein Risiko besteht, sich mit HIV anzustecken. Der Raum von Yessika ist ein „Joker“. Er ändert sich von Stadt zu Stadt. Die BBS Haarentor war an der Entwicklung des fiktiven Charakters beteiligt. Sie ist 19 Jahre alt und in der Ausbildung zur Medizinischen Fachangestellten. Yessika geht gerne auf Festivals und in Kneipen. Auf der Arbeit hat sie sich aus Unvorsichtigkeit mit Hepatitis B angesteckt. Um solch eine Infektion zu vermeiden, ist dem Piloten Mustafa und dem Gitarristen Lukas Sicherheit am wichtigsten. Während einer interaktiven Reise blicken die Besucher auf das sexuelle Leben der Protagonisten, per Buzzer werden Entscheidungen für sie getroffen und sich mit ihnen identifiziert oder von ihnen abgegrenzt werden.
Die interaktiven Stationen
Während die Charaktere erzählen, wie man sich mit einer Krankheit anstecken und wie man ihr vorbeugen kann, machen 50 interaktive Stationen die Themen erlebbar: Besucher können Schlagzeug spielen, ein eigenes Rap-Video aufnehmen oder in der „Kondomschule“ die passende Größe eines Kondoms ermitteln und lernen, es richtig anzuwenden. 14 Personen der BzgA betreuen die Ausstellungsräume und beantworten Fragen. Zum Abschluss des Rundgangs gibt es ein Quiz und es können Fotos in einem Automaten gemacht werden.
Die Botschaft hinter der Ausstellung
„Die Nachricht an die Besucher ist, vorsichtig zu sein und ein Kondom zu benutzen und außerdem bei Veränderungen mit dem Körper nicht zu zögern, sondern sofort zum Arzt zu gehen“, erklärt BzgA-Beauftragte Lena Hoffmann. Nach einer Studie von der BzgA, sei die Bevölkerung über HIV gut informiert, zu Chlamydien, Feigwarzen, Kondylomen, Herpes, Syphilis, Gonorrhöe oder Trichomoniasis ist jedoch kaum Wissen vorhanden. Durch die Ausstellung können die Besucher daher erfahren, welche weiteren Geschlechtskrankheiten es gibt und welche Folgen sie für die Gesundheit haben können. Außerdem sollen sie lernen, dass es weder peinlich noch ungewöhnlich ist, offen über Sexualität und Gesundheit zu sprechen.
Schulklassen- und Gruppenbesuche
Die Ausstellung ist für Besucher ab 14 Jahren – und damit auch für Schulklassen – geeignet. Die Schüler bekommen Erkundungskarten mit Fragen, die sie im Laufe der Ausstellung beantworten können. Den Lehrkräften wird empfohlen, eine Stunde für den Rundgang einzuplanen, zuzüglich einer Austauschrunde. Bisher sind 1000 Schüler angemeldet. Wer die Ausstellung mit einer Gruppe ansehen möchte, sollte sich vorher unter der Nummer 0160 / 700 07 00 anmelden, um lange Wartezeiten zu verhindern.
Die Ausstellung ist täglich von 9 bis 20 Uhr geöffnet. Weitere Informationen gibt es unter www.große-freiheit.de. Hintergrundinformationen zu HIV / STI sind unter www.bzga.de/presse/daten-und-fakten/ oder unter www.bzga.de/forschung/studien-untersuchungen/studien/aidspraevention/ zu finden.
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