Krankenhausfinanzierung sollte sich am Bedarf orientieren
Oldenburg (zb) „Das Klinikum Oldenburg ist ein wichtiger Standortfaktor und eine wichtige Stütze des Sozialstaats“, fasst Dr. Dirk Tenzer, Geschäftsführer des Klinikums Oldenburg, zusammen. Jährlich setzt das Haus 200 Millionen Euro um und schreibt noch eine schwarze Null.
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Im vergangenen Jahr sind 35.000 Patienten stationär, 1000 teilstationär und 100.000 ambulant von 400 Medizinern (350 Vollzeitstellen) behandelt worden. Allein 70 Prozent der Patienten stammen aus der Region, lediglich 30 Prozent aus Oldenburg. „Wir sind ein Maximalversorger für die Region und dabei soll es trotz aller Krankenhausdebatten auch bleiben“, stellt Tenzer klar, der sich für eine flächendeckende Basisversorgung in der Region ausspricht. „Allerdings müssen wir uns darüber unterhalten, wie weit die gehen soll“, meint er.
Das Klinikum verfügt derzeit über 832 Betten, die mit fast 90 Prozent sehr gut ausgelastet sind. Wenn vor allem in der Politik gerne vom Bettenabbau die Rede ist, so hat das Klinikum aufgestockt. „Das hängt mit der Spezialisierung zusammen“, klärt der Mediziner und Gesundheitsökonom auf und verweist u.a. auf das Herzzentrum, das mittlerweile zu den zehn größten deutschlandweit gehört, das Prostatakarzinom- und Perinatalzentrum. „Außerdem verzeichnen wir in Deutschland eine natürliche Zunahme der Erkrankungen von einem Prozent pro Jahr. Diese Zahl dürfte künftig aufgrund der immer älter werdenden Bevölkerung noch steigen“, sagt er.
Das Klinikum ist deshalb auch ein Beschäftigungsgarant. 60 Prozent der 2700 Mitarbeiter wohnen in Oldenburg, der Rest im Umland. Allein in 2013 hat das Haus 50 neue Arbeitsplätze geschaffen. Freie Stellen – das betrifft sowohl Mediziner als auch Pflegepersonal – kann das Klinikum noch problemlos besetzen. „Wir profitieren ganz klar von unserem neuen Status, Universitätskrankenhaus zu sein“, berichtet Tenzer. „Der hat uns eine spürbare Aufwertung beschert und Türen geöffnet. Das betrifft aber nicht nur die Stellenbesetzung, das wirkt sich auch in anderen Zusammenhängen wie z.B. Forschungsaktivitäten positiv aus.
Trotz der guten Gesamtentwicklung macht sich der 41-Jährige Gedanken um die Finanzen seines Hauses. „Wir schreiben eine schwarze Null, aber die reicht nicht aus. Schließlich müssen wir instand halten und investieren. Ich plädiere deshalb für eine faire Finanzierung, die sich am Bedarf orientiert und nicht an den Kosten“, sagt er.
Kritik übt er insbesondere am Landesbasisfallwert. Der für Niedersachsen niedrige Wert, mit dem die Behandlungen verrechnet werden, ist ein weiterer Grund für die schlechte Situation. Er wird von einer Fachkommission festgesetzt, die die Landesregierung eingesetzt hat. „Der Basisfallwert berücksichtigt weder die aktuellen Lohnsteigerungen noch die steigenden Energiekosten. Dabei sind wir sind ein extremer Energieverbraucher und unsere Personalkostenquote liegt bei 60 Prozent“, gibt er zu bedenken.
„In den westlichen Bundesländern ist Niedersachsen das Schlusslicht beim Landesbasisfallwert. Würde das Klinikum in Bremen stehen, bekämen wir rund vier Millionen Euro jährlich mehr zugewiesen“, rechnet Tenzer vor.
Krankenhäuser sollen sparen und somit effizienter werden. „Dagegen habe ich nichts“, sagt er. „Doch die Möglichkeiten zu optimieren, sind vielfach ausgereizt. Schließlich haben wir eine eigene Abteilung, die ständig eigene Prozesse optimiert.“ Die Stellschrauben, an denen er also drehen kann, werden weniger. „Wir möchten auf keinen Fall zu Lasten der Patienten sparen“, stellt er klar. „Doch der Druck, der auf allen Krankenhäusern derzeit lastet, ist ganz erheblich“, bedauert er und hofft auf politische Einsicht.
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