Oldenburg

Publikation zu rassistischem Vorfall in Oldenburg

Der afrikanische Pastor Robert Kwami hielt 1932 eine Predigt in Oldenburg.

Robert Kwami.
Foto: privat

Oldenburg (pm) Gemeinsam mit der Oldenburgischen Landschaft als Herausgeberin und dem Generalsekretär der Norddeutschen Mission, Pastor Hannes Menke, hat heute der Oldenburger Isensee-Verlag die Veröffentlichung von Ralph Hennings „Die Kwami-Affäre im September 1932“ präsentiert. Das Buch ist in der Reihe der Vorträge der Oldenburgischen Landschaft (Heft 53) erschienen. Es geht zurück auf den Habilitationsvortrag des Verfassers an der Universität Oldenburg und beleuchtet die Ereignisse im Jahre 1932 als Robert Kwami im Rahmen einer Vortragsreise der Norddeutschen Mission Oldenburg besuchte, und das zu einem Streit zwischen der nationalsozialistischen Regierung und der evangelischen Kirche führte.

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Der nationalsozialistische Gauleiter und Regierungspräsident Carl Röver wollte die Predigt des afrikanischen Pastors in der Oldenburger Hauptkirche St. Lamberti verhindern. Das gelang ihm aber nicht. Die Auseinandersetzung im Vorfeld sorgte für große öffentliche Aufmerksamkeit und Kwamis Ansprache wurde ein riesiger Erfolg. In einem juristischen Nachspiel, der eigentlichen „Affäre“, versuchte die oldenburgische Kirche sich gegen die unverhohlene Morddrohung des Gauleiters gegen den Lambertipastor Erich Hoyer zu wehren, was aber auf Grund der Zeitläufte nicht mehr glückte.

„Der brutale Rassismus der Oldenburger Nationalsozialisten gegenüber Robert Kwami öffnete einigen Kirchenleuten die Augen und führte zu einer der ersten kirchlichen Stellungnahmen gegen die nationalsozialistische Rasselehre in Deutschland“, erläutert Autor Ralph Hennings. „Das verleiht der Kwami-Affäre bis heute eine überregionale Bedeutung“. Landschaftspräsident Thomas Kossendey ergänzt: „Das Buch behandelt ein für die neuere oldenburgische Geschichte bedeutendes Ereignis. Die Oldenburgische Landschaft hat es deswegen gerne in ihre Schriftenreihe aufgenommen.“

Autor PD Pastor Dr. Ralph Hennings, Landschaftspräsident Thomas Kossendey, Generalsekretär der Norddeutschen Mission Pastor Hannes Menke und Landschaftsgeschäftsführer Dr. Michael Brandt mit dem Buch zur Kwami-Affäre im Kwami-Saal der St. Lamberti-Kirche in Oldenburg.

Autor PD Pastor Dr. Ralph Hennings, Landschaftspräsident Thomas Kossendey, Generalsekretär der Norddeutschen Mission Pastor Hannes Menke und Landschaftsgeschäftsführer Dr. Michael Brandt (von links) mit dem Buch zur „Kwami-Affäre“ im Kwami-Saal der St. Lamberti-Kirche in Oldenburg.
Foto: Jörgen Welp / Oldenburgische Landschaft

Der Verfasser bettet seine Studie in eine Analyse der verschiedeneren Formen des Rassismus ein, die in der Kwami-Affäre aufeinanderprallten. Der Rasselehre der Nationalsozialisten, die Robert Kwami als Schwarzen ablehnten, stand auf Seiten der kirchlichen Akteure ein kolonialer Rassismus gegenüber, der in Robert Kwami vor allem einen Erfolg der eigenen deutschen, christlichen Bildungsarbeit sah, auf den man stolz war.

Dr. Ralph Hennings (Jahrgang 1963) ist Pastor an der St. Lamberti-Kirche in Oldenburg und Privatdozent für Kirchengeschichte an der Universität Oldenburg.

Ralph Hennings, Die Kwami-Affäre im September 1932, Vorträge der Oldenburgischen Landschaft, Heft 53, 56 Seiten, zahlreiche Abbildungen, Isensee Verlag 2017, ISBN-10: 3730813374, ISBN-13: 978-3730813379, Preis: 8,90 Euro

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1 Kommentar

  1. W. Lorenzen-Pranger
    10. Mai 2017 um 18.39 — Antworten

    Na ja, das ist ja nicht die erste Publikation zum Thema – eher die bisher späteste. Was da ein Vertreter einer Partei zu suchen hat, die derzeit mit ihrer irren und extrem bildungsfernen „Leitkultur-Debatte“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Kultur / vergleiche auch andere seriöse Lexika) letztlich inhaltlich auch nichts anderes meinen kann als „Ausländer raus“, verstehe ich allerdings nicht so ganz.

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