Mehr Diebe, weniger Schläger
Der Leiter der Polizeiinspektion Oldenburg-Stadt / Ammerland, Eckhard Wache, und Polizeidirektor Thomas Weber stellten die „Polizeiliche Kriminalstatistik 2015“ vor.
Foto: Anja Michaeli
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Oldenburg (am) – Die Stadt Oldenburg und der Landkreis Ammerland sind zwei der sichersten Gegenden in Niedersachsen. Das belegt die „Polizeiliche Kriminalstatistik 2015“, die heute von Polizeidirektor Eckhard Wache, Leiter der Polizeiinspektion Oldenburg-Stadt / Ammerland, vorgestellt wurde. Insgesamt sanken die Fallzahlen. Gestiegen sind die Straftaten bei Delikten wie Diebstahl und Wohnungseinbrüchen.
Im Bereich der Polizeiinspektion wurden mit 19.611 Straftaten ein leichter Zuwachs im Jahr 2015 registriert (2014: 19.572) – zum dritten Mal in Folge unter 20.000 Straftaten. 14.598 Fälle wurden in Oldenburg gezählt (2014: 14.124), 5013 im Landkreis Ammerland (2014: 5448). Die Steigerung in Oldenburg hängt, laut Polizei, mit dem Anstieg der Diebstähle und der sogenannten ausländerrechtlichen Verstöße, zum Beispiel gegen das Aufenthalts- und das Asylverfahrensgesetz zusammen. Wache weist darauf hin, dass bei allgemeinen Straftaten durch Flüchtlinge gegenwärtig keine statistischen Auffälligkeiten festzustellen sind (die OOZ berichtete bereits ausführlich über dieses Thema).
Bei den Deliktgruppen liegt Diebstahl mit 46,1 Prozent vorne. „Das ist ungewöhnlich hoch“, erklärt Polizeidirektor Thomas Weber, Leiter des Zentralen Kriminaldienstes in der Polizeiinspektion Oldenburg-Stadt / Ammerland. Im Bereich der Polizeidirektion seien es 40,3 Prozent und in Niedersachsen 37,7 gewesen. Der Anstieg an Diebstählen sei ein Oldenburger Phänomen (6240 in 2014, 6735 in 2015). Die Fallzahl bei Ladendiebstahl ist von 836 auf 1091 gestiegen. Von Kosmetika über Parfüm bis hin zu komplett gefüllten Einkaufswagen werden gestohlen. Zudem wurden erheblich mehr Pkw aufgebrochen (207 in 2014, 326 in 2015) und 31 Wagen gestohlen – insbesondere hochwertige Autos. Selbst die gesicherten Grundstücke der Autohändler und vermehrte Polizeipräsenz würde die Täter nicht stören, so Wache.
Bei den Geschäftseinbrüchen sanken die Fallzahlen auf den niedrigsten Wert seit mehr als zehn Jahre, darunter auch überfallartige Vorfälle wie Einbrüche in Elektronikfachmärkte, die extrem schadensträchtig sind. Im Gegensatz dazu liegt der Bereich Oldenburg / Ammerland bei Wohnungseinbrüchen im Landestrend, der zunehmende Fälle zeigt. Im Stadtgebiet kam es 2014 zu 274 Einbrüchen, im vergangenen Jahr waren es 308. Bei 37 Prozent blieb es bei dem Versuch. Aufgeklärt wurden 16,2 Prozent der Fälle. Im Ammerland wurde in 2014 126 Male eingebrochen, 2015 waren es 182. Die Aufklärungsquote lag bei 13,7 Prozent. Grund für die niedrige Anzahl an aufgeklärten Einbrüchen dürfte im Zusammenhang mit den vermehrt überörtlich agierenden Tätern zusammenhängen. „In Oldenburg und im Ammerland wohnen nur 60 Prozent der ermittelten Tatverdächtigen vor Ort“, sagt Weber (zum Beispiel in Wilhelmshaven: 77 Prozent). Unter anderem wird deshalb die Zusammenarbeit mit der Bremer Polizei verstärkt.
Die Polizeiinspektion Oldenburg-Stadt / Ammerland musste im vergangenen Jahr in zehn versuchten Tötungsdelikten ermitteln, sieben Fälle konnten aufgeklärt werden. Es gab keinen Mordfall. Erfreulich ist zudem, dass in Oldenburg weniger Körperverletzungen verübt wurden (2014: 1189, 2015: 1104). 88,3 Prozent der Fälle bei den Rohheitsdelikten wurden aufgeklärt. Im Ammerland bewegen sich diese Delikte auf dem Vorjahresniveau mit 84 Fällen (2014: 90), aufgeklärt wurden 92,4 Prozent der Straftaten. Weber fasst die Ergebnisse zusammen: „In Oldenburg wird eher geklaut als geschlagen.“
In 2015 wurden 36 Brandstiftungen (2014: 40) untersucht. Darunter die Brandserie (die OOZ berichtete) mit zwölf Brandstiftungen. Die Taten konnten bis heute nicht abschließend geklärt werden. „Die Ermittlungen sind ohne Ergebnis, obwohl bis zu 100 Polizeibeamte teilweise im Einsatz waren“, so Wache.
Die Aufklärungsquote in Oldenburg und im Ammerland ist geringer als im Landesdurchschnitt. Nach Angaben der Polizei liegt das unter anderem an der Vielzahl der Fahrraddiebstähle, die schwer aufzuklären sind. Mit 2036 Straftaten wurden 106 mehr als in 2014 registriert (2005: 3059). Nur 10,7 Prozent der Fälle konnten aufgeklärt werden. Es gebe keine verlässliche Aussage, dass die Räder über „die Grenze gehen“, berichtet Weber. Viel mehr handele es sich um sogenannte Gelegenheitsdiebstähle.
Polizeidirektor Eckhard Wache zeigt sich in Sorge über die zunehmende Gewalt gegen Polizeibeamte und Rettungskräfte. Es werde geschlagen, getreten und gespuckt. Mit allein 55 Taten sogenannter Widerstandshandlungen gegen Vollstreckungsbeamte gab es sieben Fälle mehr als im Jahr 2014, eine Steigerung um 14,58 Prozent. Ursächlich waren in 51 der 55 Fälle alkoholisierte Personen. „Die Botschaft, dass diese Taten bestraft werden, kommt zu wenig rüber“, so Wache. Oft würde die Straftat als Nebenstraftat bewertet und in die Gesamtbestrafung des Täters einfließen. „Wenn die Beamten nicht geschützt werden, bekommen wir irgendwann Probleme, Leute zu finden, die diesen Job machen wollen.“
Auf je 100.000 Einwohner kommen 6983 Fälle (Oldenburg: 9072, Ammerland: 4180). Oldenburg gehöre zu einer der am geringsten durch Kriminalität belasteten kreisfreien Großstädte und das Ammerland sei der Landkreis in Niedersachsen, der den zweitniedrigsten Wert aufweise, erklärt Polizeidirektor Eckhard Wache: „Wir leben in einer sicheren Stadt und in einer der sichersten Gegenden in Niedersachen. Die Welt bei uns ist noch erstaunlich in Ordnung.“ Das bestätigt auch Polizeidirektor Thomas Weber: „Die aktuelle hysterische Diskussion entbehrt nach Lage der objektiven Beurteilung jeder Grundlage.“
2 Kommentare
Mit vier Sternen auf der Schulterklappe ist man doch L e i t e n d e r Polizeidirektor (BesGr: A 16), oder?
Und wie sagte noch unsere Bundespräsident im Interview mit der Zeitschrift der Spiegel in Hamburg:
Auch beobachte er, dass Bürger zunehmend das Gefühl bekommen könnten, sich selber vor Gewalt schützen zu müssen: „Es gibt eben Bereiche, wo Polizei nicht ersetzbar ist.“
Warum wird die Polizei nicht Privat betrieben, das kosten dem Land erheblich weniger Geld. So mach es zum Beispiel der Volkswagenkonzern?
Und warum müssen die Beamte ihre Ausbildung/ Unterhalt an der Fachhochschule nicht bezahlen ?Jeder normale Student mach Schulden um sein Studium zu finanzieren.
Und in der Folge dessen könnte mehr Personal eingestellt werden oder mehr Kurs für Kommunikation angeboten werden.
Damit wäre mehr Zeit für den Kunden