Oldenburg durch Schlosshöfe attraktiver geworden
Der Protest gegen die Schlosshöfe war erheblich. Der Innenstadt haben sie nicht geschadet, fanden Studierende heraus.
Foto: Katrin Zempel-Bley
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Oldenburg / zb – Die Studierenden des Studiengangs Wirtschaftsingenieurwesen Geoinformation (GWI) an der Jade Hochschule am Studienort Oldenburg gehen neue Wege. Erstmals präsentierten 17 Bachelorstudierende des 6. Semesters ihre GWI-Projektergebnisse öffentlich. Inhaltlich ging es unter anderem auch um die Attraktivität der Oldenburger Innenstadt und speziell der Schlosshöfe.
Besonderes Merkmal des Studiengangs ist der hohe Anteil praktischer Arbeit, für die unter anderem geodätische Instrumente, Hard- und Software zur Verfügung stehen. Im Bereich Geomarketing ging es um die Beliebtheit der Innenstadt und insbesondere der Schlosshöfe auf dem Schlossplatz eingerahmt von der Alten Wache und dem Schloss. Bereits im Vorfeld der Bauplanungen hatte es heftigen Widerstand in der Oldenburger Bevölkerung gegeben.
Turbulent ging es deshalb im Oldenburger Rat zu. Weil die SPD für das Einkaufszentrum war, schmiedeten die Grünen ein politisches Bündnis mit der CDU, um den Bau zu verhindern. Auch der damalige Oberbürgermeister Dr. Gerd Schwandner sprach sich im Oberbürgermeister-Wahlkampf gegen das Center aus und gewann gegen den SPD-Kandidaten Dietmar Schütz.
In der entscheidenden Ratssitzung änderten der Oberbürgermeister und die CDU unverhofft ihre Meinung und befürworteten die Schlosshöfe, was bei den Grünen blankes Entsetzen auslöste. Das erst wenige Wochen alte Bündnis wurde sofort aufgelöst, die Schlosshöfe gebaut und 2011 eingeweiht. Viele Oldenburger waren empört und enttäuscht von Schwandner und der CDU.
Was die Oldenburger aber auch ihre Gäste über die Schlosshöfe denken, interessierte schon 2010 die Studierenden der Jade Hochschule. Seither befragen sie alljährlich im November rund 3200 Passanten, die je zur Hälfte aus der Stadt und dem Umland kommen, zur Attraktivität der Oldenburger Innenstadt und speziell auch der Schlosshöfe. Dabei wird nach Geschlecht, Alter und Herkunft unterschieden. Grundsätzlich kam heraus, dass alle Befragten die Gesamtattraktivität der Innenstadt als gut beurteilen, wobei die Älteren sie besser bewerten als die Jüngeren.
Bis 2013 wurden auch die Schlosshöfe eher positiv bewertet, danach fiel das Urteil negativer aus. Hier fällt auf, dass jüngere zufriedener sind als ältere Befragte, was die Studierenden einerseits auf das Angebot und andererseits auf die Überdachung zurückführen. Für sie sei das Einkaufszentrum ein idealer Treffpunkt. Die befragten Oldenburger denken eher negativ über die Schlosshöfe, die Befragten aus dem Umland eher positiv.
Die gesteigerte Attraktivität der Innenstadt hängt vermutlich indirekt mit dem Bau der Schlosshöfe zusammen. Denn gleich nach dem Ratsbeschluss begannen die Geschäfte mit teilweise auswendigen Renovierungen und veränderten oder erweiterten ihr Sortiment. Es gab Innenstadtaktionen bis hin zu einer äußerst attraktiven Weihnachtsbeleuchtung, die große Beachtung fand.
Obwohl die Innenstadt sehr viel Zuspruch erfährt und zwar auf hohem Niveau, wie die Studierenden herausfanden, hält dieser Trend noch an. So lautet ein Fazit der Studierenden: Oldenburg ist eine attraktive Stadt, die erheblich besser bewertet wird als die einst so gefürchteten Schlosshöfe.
Und noch etwas fiel den Studierenden auf: Sie wollten wissen, ob die Innenstadtbesucher mit der gegenwärtigen Parkplatzsituation zufrieden sind. Äußerst positiv bewerteten männliche wie weibliche Autofahrer sowohl aus der Stadt als auch aus dem Umland die Parkplatzsituation im Gegensatz zu den Nutzern von Bussen. Die zeigten sich eher unzufrieden.
Und wo gibt es in der Innenstadt noch Verbesserungsbedarf? In der Gastronomie, befanden die befragten Passanten. Insgesamt wurde sie zwar als gut bewertet, was jedoch durch die männlichen Befragten bewirkt wurde. Frauen beurteilen das Gastronomieangebot erheblich skeptischer. Die Studierenden vermuten, dass Frauen gesundheitsbewusster sind, was Studien von Krankenkassen belegen. In Oldenburgs Innenstadt dominiere jedoch Fast Food, erklärten die Studierenden. Frauen vermissen deshalb eine gesündere Küche.
Schließlich ging es um die Umgestaltung des Waffenplatzes. Die Stadt plante einst Wasserspiele, 45 Prozent der Befragten wünschen sich jedoch eine Begrünung des Platzes. Der Rest je zur Hälfte Gastronomie beziehungsweise Spielmöglichkeiten. Von Wasserspielen war also nicht die Rede. „Oldenburg verfügt somit über eine äußerst attraktive Innenstadt mit einer guten Parkplatzsituation und verbesserungswürdiger Gastronomie“, fassten die Studierenden ihre Ergebnisse zusammen.
10 Kommentare
Mir ist nicht so ganz klar, was die Studenten da gemacht haben. Immerhin ist in den Schlosshöfen für die Geschäfte noch nichts zu holen gewesen, Angestellte stehen gelangweilt in den Läden, weil keine Kunden anzutreffen sind.
Wo zu Anfang noch Neugierige unterwegs waren, ist heute nicht viel los. das die Innenstadt durch die Schlosshöfe attraktiver geworden sein soll, scheint eher Wunschdenken zu sein. Zudem ist es mir ein Rätsel, wie man darauf gekommen ist, das der Ex-OB Schwandner tatsächlich gegen die Schlosshöfe war.
Die Unterschriften waren doch schön längst geleistet; haben die Studenten ihre Hausaufgaben nicht gemacht? Haben die Studenten sich überhaupt gefragt, warum das Management schon nach kurzer Zeit gewechselt hat?
Ein kleines mehr an intensiver Recherche hätte die Erleuchtung gebracht: Die Schlosshöfe waren von Anfang an zum Scheitern verurteilt; da helfen auch schöne Wünsche und Worte nicht weiter.
„Der Kluge lernt aus allem und von jedem, der Normale aus seinen Erfahrungen und der Dumme weiß alles besser.“ (Sokrates)
Und was wollen Sie damit zum Ausdruck bringen?
… das ECE ist doch für etwas gut : Überdachter Jugendtreff – die Geschäftsinhaber der übrigen Innenstadt haben (evt. aus Konkurrenzangst ) eine bemerkenswerte Weihnachtsbeleuchtung angebracht – der Waffenplatz wurde inzwischen versteinert – Parkplätze gibt es, außer zu Weihnachten, genug – die frühere geschätzte, gemütliche Gastronomie wurde weitgehend durch Schnell-Imbißläden ersetzt –
Die Befragung war auf Personen im Innenstadtbereich begrenzt, 3200 incl. Nichtoldenburger. Bei knapp 160,000 Einwohnern wäre eine Befragung von Bürgern im Bereich der Einkaufszentren interessant gewesen. z.B. Fragen wielange die Bürger nicht mehr in der Innenstadt zum „Bummeln“ waren, wann sie das letzte Mal aus welchem Grund und zu welcher Zeit in der Innenstadt waren. Wurden alteingesessene Bewohner der Innenstadt nach ihrer Meinung gefragt ?
Die Ergebnisse dieses Projektes geben mE nach nur geringe Anhaltspunkte auf eine Gesamtmeinung über die Innenstadt wieder .Als Ergebnis eines Hochschulprojektes ist mir die Wertigkeit dieser Ausarbeitung zu gering. Schade eigentlich.
Der „Saturn-Deal“ sagt doch eigentlich wie beliebt der Bunker, ääääh Schloßhöfe, in Oldenburg ist, oder?
Und die Entwicklung der Heiligengeiststraße haben die Damen und Herren Studiosi wahrscheinlich vergessen bei der Betrachtung der Attraktivität der Innenstadt!? Sehr gründliche Arbeitsweise.
Dass die Befragten aus dem Umland die Schlosshöfe besser bewerten, ist klar. Sie steuern da direkt hin. Wenn man mehrfach die Woche durch die Heilisgengeiststraße läuft, sieht man deutlich, wie diese Straße seit der Eröffnung der Schlosshöfe abkackt, jetzt noch beschleunigt durch den Umzug von Saturn, der den Ratsbeschluss von 2006 ad absurdum führt. Kein Wunder, wenn die Wahlbeteiligung immer mehr sinkt.
Im oberen Bereich der Langen Straße zwischen Lappan und Leffers Eck scheint es auch zu kriseln anzufangen.
ich finde die schlosshöfe toll… (-:
Ich habe meinen Fuß bis heute nicht in die „Schlosshöfe“ gesetzt und beabsichtige, dies auch weiterhin nicht zu tun.
… da ich bereits seit Baubeginn hinter der alten Hauptpost nur noch links in die Amalienstraße abbiege oder vom Damm Richtung Staatstheater fahre, kenne ich dieses Gebäude nur aus Berichten oder aus der NWZ – und das bleibt auch so.
Gilt (eigentlich) für fast alle Kommentare: „Der Kluge lernt aus allem und von jedem, der Normale aus seinen Erfahrungen und der Dumme weiß alles besser.“ (Sokrates)