Früh den Forschergeist wecken
EWE-Vorstandsvorsitzender Dr. Werner Brinker, Dr. Gunilla Budde, Vizepräsidentin der Universität Oldenburg (von links) sowie Nobelpreisträger Prof. Dr. Klaus von Klitzing (rechts) zeichneten Werner Decker mit dem Titel „Lehrer des Jahres“ aus.
Foto: Katrin Zempel-Bley
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Oldenburg (zb) – Werner Decker, Lehrer für Biologie und Chemie am Gymnasium Haus Overbach in Jülich-Barmen, war sprachlos, als er erfuhr, dass er der „Lehrer des Jahres für naturwissenschaftliche Fächer“ ist. Er erhielt den mit 15.000 Euro dotierten Klaus-von-Klitzing-Preis, den die Universität Oldenburg und die EWE Stiftung bereits zum zehnten Mal vergeben. Mit dem Preis werden Lehrkräfte ausgezeichnet, die ihre Schüler für den naturwissenschaftlich-technischen Bereich begeistern.
Insgesamt lagen der Jury 37 Bewerbungen aus dem gesamten Bundesgebiet vor. Der Namensgeber des Preises, Physik-Nobelpreisträger Prof. Dr. Klaus von Klitzing, der in Oldenburg die Grundschule besuchte, überreichte die Auszeichnung. „Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie wichtig Lehrer und Eltern für die Entwicklung von Kindern sind“, sagt er. Deshalb habe er vor zehn Jahren seinen Namen für den Preis gerne zur Verfügung gestellt. Bei dem Physiker sprang der Funke durch einen Lehrer über, bei dem Preisträger war es das Studium der Biologie und Chemie, das ihn faszinierte.
Die Jury entschied sich für den Oberstudienrat, weil er seit über 20 Jahren nicht nur seine Schüler sondern auch Nachwuchslehrkräfte für Umweltwissenschaften, Chemie und Biologie begeistert und sich mit diesen Fächern über das normale Maß hinaus intensiv befasst. Decker kannte den Preis bisher nicht. Vorgeschlagen wurde er von einer ehemaligen Schülerin, die inzwischen Biologie studiert hat, als Lehrerin an ihre alte Schule zurückgekehrt und somit Kollegin des Preisträgers ist. „Für mich ist die Auszeichnung eine besondere Wertschätzung, die auch nach außen sichtbar wird“, sagt er und regte an darüber nachzudenken, ob Lehrkräfte, die sich weit über das normale Maß für ihre Schüler engagieren, nicht an anderer Stelle entlastet werden sollten.
Der 58-Jährige ist Betreuungslehrer für den MINT-Bereich – also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik – und engagiert sich besonders für den wissenschaftlichen Austausch zwischen dem Gymnasium, Hochschulen und dem Forschungszentrum Jülich. Zur 18. World Hydrogen Energy Conference 2010 in Essen entwickelte Decker ein Konzept für einen „Schüler-Lehrer-Tag“, das mehr als 300 Schülern die Möglichkeit bot, an der Tagung teilzunehmen und mit Wissenschaftlern ins Gespräch zu kommen.
Mit einem außergewöhnlichen und preisgekrönten pädagogischen Konzept wartet Deckers „FIT-AG“ auf. „FIT“ steht für „Forschung-innerschulischer-Transfer“. Schüler der 5. Klassen werden beim Experimentieren von älteren Schülern unterstützt und angeleitet. Innerhalb einer Unterrichtsstunde werden so mehrere Experimente in Kleingruppen durchgeführt, analysiert und protokolliert. Der Lehrer fungiert dabei als Moderator. Auf diese Weise erhalten die Fünftklässler früh einen Einblick in die Naturwissenschaften. „Schüler lassen sich vor allem dann für MINT-Fächer begeistern, wenn ihr Forschergeist früh geweckt wird, indem man kontextorientiert arbeitet und ihnen die eigene Freude vermittelt“, sagt er abschließend.
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