Oldenburg

Skatehalle: K(r)ampf ohne Ende?

Rund 1200 Skater sind in Oldenburg aktiv.

Rund 1200 Skater sind in Oldenburg aktiv.
Foto: Christoph Schröder

Oldenburg (am) Seit 1989 setzt sich Michael Meibers-Hinrichs, Vorsitzender des 1. Oldenburger Skateboardvereins, für eine Skatehalle in Oldenburg ein. Immer wieder gab es Versprechungen, aber bis heute ist keine Lösung in Sicht. Studien, Gutachten, Arbeitskreise fanden statt, ein Hallenneubau auf dem Utkiek wurde angedacht. Der scheint nun zu teuer zu sein. Eine Alternative wäre die Halle 5 auf dem ehemaligen Fliegerhorst, die bald frei wird, ideal für Skater und BMX-Fahrer. Aber die Planungen für das Areal werden dauern.

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„Noch vor sieben Jahren habe ich im Rahmen einer Podiumsdiskussion versprochen, mich zu gedulden“, so Meibers-Hinrichs. Aber jetzt sei damit Schluss. „Die Stadt hat es in den 25 Jahren nicht geschafft, zielführend an der Planung für eine neue Skatehalle zu arbeiten“. Die letzte Sportausschusssitzung am 12. Februar hat ihm gereicht. Wieder hätte es keine Antworten gegeben, wieder nichts Konkretes. Er ist sauer, stinksauer. Seine Hoffnungen im Zusammenhang mit einer Machbarkeitsstudie und Bedarfsanalyse durch die Hamburger Unternehmensberatung Adam & Partner haben sich erst einmal zerschlagen.

„Zurzeit hausen wir in unseren Hallen. Die Kinder müssen hier frieren, das geht doch nicht“, zeigt sich Michael Meibers-Hinrichs sehr enttäuscht von der Entwicklung. Ein wenig neidisch blickt er in Richtung Groningen, dort wird gerade eine neue Halle gebaut. In Dänemark habe quasi jede kleine Gemeinde so ein Angebot. Die Vereinshalle Block 14 steht voraussichtlich nur noch bis Ende des Jahres zur Verfügung, es besteht ein Aufnahmestopp für Neumitglieder. Auch beim Verein Backyard wird es eng. „Wir sind an der Kapazitätsgrenze“, sagt der 3. Vorsitzende, Jörg Gode. Aber hier sei Geduld gefragt: „Die Mühlen der Stadt mahlen langsam, ich sehe keine schnelle Lösung“. Er betont, dass auch Backyard – trotz verlängertem Mietvertrag für die Halle am Bundesbahnweg – großes Interesse daran habe, eine neue Halle nutzen zu können.

Michael Meibers-Hinrichs, der auch als Sprecher für den niedersächsischen Verband des Deutschen Rollsport und Inline-Verband tätig ist, bildet sich zurzeit im Bereich Sportstättenbau und -finanzierung weiter. „Bis jetzt wurden die Fördermöglichkeiten für eine Skatehalle in Oldenburg noch gar nicht ausgelotet. Wir könnten sofort loslegen“, betont Meibers-Hinrichs.

Die Machbarkeitsstudie

Bei einem gemeinsamen Workshop mit Beteiligung von Ratsmitgliedern, der Arbeitsgemeinschaft „Oldenburg rollt“ (mit Vertretern aus drei Oldenburger Rollsportvereinen und Mitgliedern der Stadtverwaltung) und dem beauftragten Gutachter wurde die Situation in Oldenburg analysiert und positiv beurteilt, der Standort gesucht und die Einrichtung geplant. Das Konzept sieht eine Halle mit einem Innenbereich von 3500 Quadratmetern und einem Außenbereich von 1800 Quadratmetern, Sanitäranlagen, Shops und Gastronomie auf dem Utkiek (Nähe Burmesterstraße) vor. Es wurden 41.900 Besucher jährlich kalkuliert. Investitionssumme: rund 3,5 Millionen Euro. Laut Stadtverwaltung sind diese geschätzten Ausgaben als realistisch einzustufen. „Die Marktanalyse dokumentiert eine günstige Wettbewerbssituation und somit ausreichend Potenzial zur erfolgreichen Etablierung einer Skatehalle“, so die Stadt. Allerdings habe die Studie ergeben, dass ein dauerhaft kostendeckender Betrieb im Wesentlichen von einer erfolgreichen Etablierung der Skatehalle mit steigenden Besuchszahlen innerhalb der ersten fünf Betriebsjahre abhängig sei.

Dieses Ergebnis wurde bereits Mitte 2013 vorgestellt. In der Novembersitzung des Ausschusses wurde die Verwaltung damit beauftragt, günstigere Alternativen auf dem ehemaligen Fliegerhorst zu prüfen. Den Vorschlag machten die Grünen, denn es fehle das Geld, es müsse viel in Schulen und Kindergärten investiert werden. Auch die Ausschussmitglieder von SPD und CDU forderten die Überprüfung und Abwägung. „Nach der Gutachtenphase ist kein Geld mehr vorhanden. Das hätte man auch vorher wissen können“, ärgert sich Meibers-Hinrichs. Die Verwaltung erhielt die Aufgabe, kostengünstigere Möglichkeiten auf dem ehemaligen Fliegerhorst zu finden. Da aber zwischenzeitlich die langfristigen Planungen für das Areal begonnen haben, könnten zehn Jahre ins Land gehen, bis die Skater ihre Halle bekommen.

Halle 5 wird frei

Die Halle 5 auf dem ehemaligen Fliegerhorst könne ideal als Skatehalle umgebaut werden und wäre wesentlich kostengünstiger, so Meibers-Hinrichs. Wie die OOZ erfuhr, wurde besagte Halle 5 vor Jahren von der Firma Lager 3000 angemietet – zunächst von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA), heute von der Stadt Oldenburg, nachdem sie Anfang des Jahres Eigentümerin des Areals wurde.

Auf Nachfrage der OOZ teilte der Firmeninhaber Heinz Riemer, Lager 3000, mit, dass die Halle bis Ende März, spätestens mit Ende April leergeräumt würde. Die Stadtverwaltung verweist jedoch auf bestehende Mietverträge und auf das Koordinierungsgremium Fliegerhorst. Das tagt am 25. Mai. „Zurzeit ist es noch nicht möglich, die Interessensbekundungen der Skater und weiterer Sportvereine für Hallen oder Freiflächen auf dem Fliegerhorst weiter zu vertiefen, weil zunächst die Gesamtplanung für den Fliegerhorst in Abstimmung mit der Politik abzuwarten ist. Die Halle 5 ist weiterhin vermietet für Lagerzwecke“, teilt die Stadt auf Anfrage mit.

Stimmen aus dem Rat

Bündnis90 / Die Grünen

Die Fraktion der Grünen fordert eine zügige Überprüfung von Seiten der Verwaltung. „Keine unserer Fragen vom November letzten Jahres wurden in der letzten Sitzung des Sportausschusses ausreichend beantwortet“, so Grünen-Ratsfrau Rita Schilling, Mitglied des Sportausschusses. Nachdem die Stadt Eigentümerin des Fliegerhorst-Areals geworden sei, gebe es Hallen und Gebäude, die Oldenburg vorher nicht zur Verfügung hatte. Für andere eventuelle Projekte auf dem Fliegerhorst fänden Überprüfungen bzw. Vorplanungen statt. Es stelle sich die Frage, warum das nicht auch zu Gunsten des Skatesports geschehen kann. Dass die Skater enttäuscht und sauer seien, wäre sehr verständlich.

SPD

Heinz Backhaus, Mitglied des Sportausschusses für die SPD-Fraktion und ehemaliger Stadtjugendpfleger, engagiert sich seit Mitte der 90er Jahre für eine Skatehalle. „Es würde mich freuen, wenn die Verwaltung die Möglichkeiten überprüfen würde, die sich jetzt ergeben, damit eine Skatehalle auch vor Ablauf der 10-Jahres-Planung für das Fliegerhorst-Areal realisiert wird. Die vorhandene Halle 5 kann für kleines Geld hergerichtet werden“, so Backhaus. „Wir könnten auch überregional damit ein Zeichen für die jungen Leuten setzen.“ Dass der Bedarf bestünde, hätten die Gutachter von Adam & Partner in ihrer Analyse bewiesen. Die Arbeitsgruppe „Oldenburg rollt“ müsse jetzt schnell wieder aktiviert werden.

FDP / WFO-Fraktion

„Wenn die Halle frei wird, dann sollte man sofort zupacken und Nägel mit Köpfen machen“, findet Ratsherr Richard Schwartz. Dass der Bedarf vorhanden sei, wäre keine Frage. „Die Stadt muss flexibel sein und alle Möglichkeiten prüfen, selbst wenn alle Hallen zurzeit vermietet sind“. Als neue Eigentümerin des Areals Fliegerhorst müsste die Stadt auch andere Schwerpunkte setzen und aktiv werden.

Gruppe CDU / FW

„Wir verschließen uns nicht, wenn es neben dem Utkiek noch andere Möglichkeiten gibt. Dann sollte das noch einmal geprüft werden“, sagt der CDU-Fraktionsvorsitzende Olaf Klaukien. In Bezug auf das Fliegerhorst-Areal findet er die verschiedenen Wünsche verständlich. „Aber das sollte ganzheitlich geplant werden und alle müssen Geduld haben“. Man solle sich wegen schneller Entscheidungen nichts verbauen.

Gruppe Die Linke / Piratenpartei

Auch Jan-Martin Meyer von der Piratenpartei würde es sehr gerne sehen, dass es jetzt zügig vorangeht. „Hauptsache es gibt eine Lösung mit der die Skater zufrieden sein können.“ Irritiert zeigt sich das Sportausschussmitglied aber darüber, dass jetzt eine weitere Verzögerung durch die neue Überprüfung der Situation auf dem Fliegerhorst-Areal eintritt.

Aktuelle Vereinssituation

In Oldenburg gibt es vier Vereine, die sich dem Skate- und BMX-Sport verschrieben haben.

1. Oldenburger Skateboardverein

Der 1. Oldenburger Skateboardverein bietet zurzeit Trainingsmöglichkeiten im Block 14 auf dem ehemaligen Kasernengelände in Donnerschwee (Eingang Ammergaustraße) an. Auf knapp 500 Quadratmetern werden hier Trainingseinheiten, freies Fahren für verschiedene Altersgruppen, Rampenworkshops und Veranstaltungen wie z.B. mit der Skateboardlegende Mike Vallaly aus den USA angeboten. Der Verein kooperiert mit unterschiedlichen Projekten. Zurzeit zählt der Verein rund 100 Mitglieder, es besteht Aufnahmestop und eine Warteliste. Zeitgleich können hier nur zehn bis maximal 15 Skater auf den Rampen sein. „Wir können nicht alle Oldenburger Interessierte auffangen“, so Meibers-Hinrichs. „Dafür ist die Halle einfach zu klein. Auch den verschiedenen Rampenansprüchen werden wir nicht gerecht.“ Zahlreiche Kinder und Jugendliche aus den umliegenden Gemeinden fragen nach Möglichkeiten und kommen zum „Schnuppern“. Auch der sehr junge Nachwuchs kann sich hier ausprobieren.

Verein Backyard

Der Verein Backyard unterhält eine Skate- und BMX-Halle am Bundesbahnweg. Hier stehen 1200 Quadratmeter für Skater (dienstags und donnerstags) und BMX-Fahrer (mittwochs und freitags) zur Verfügung. Am Wochenende mischt sich die Gruppe. Der Verein hat zirka 385 Mitglieder. Die jüngsten Skater und BMX-Fahrer sind neun Jahre alt. Der Verein setzt weniger auf Trainingseinheiten als auf gemeinsames Fahren der unterschiedlichen Talente, die so ihre Stärken finden können. Der Mietvertrag für die Halle wurde gerade für fünf Jahre verlängert. „Dazu wurden wir von der AG ‚Oldenburg rollt‘ aufgefordert, wir müssen unsere Sache ja weiter verfolgen“, so Jörg Gode. Die alte Postpakethalle bietet ebenfalls keine Heizmöglichkeiten. Es müssen die Bahnhofstoiletten genutzt werden. Weil dem Verein manchmal Menschen „auf das Dach steigen“ und Lichtschächte eintreten, hat der Blackyard Probleme mit Leckagen, der Regen fällt auf die Bahn.

OL Riders

Der Verein OL Riders für MTB-Fahrradsport (Gravitybike: Dirtbike, BMX, Freeride) befindet sich in der Gründungsphase.

Skateboard Menschen e.V.

Der Verein bietet von einschließlich September bis Februar den ehemaligen Fußgängertunnel unter der Lappankreuzung als Fahrmöglich in der Schlechtwettersaison an. Dann ist der Tunnel montags bis samstags von 15 bis 20 Uhr für Skateboarder geöffnet.

Ist-Situation: Was sagen Skater?

In Oldenburg sind laut Studie rund 1200 Skater aktiv. Einige davon mehr als zehn Jahre, sie nehmen regelmäßig an Wettkämpfen teil. Darunter Christian Zeisberg und Sven Kieler. Die beiden müssen in die Hallen und Außengelände in Bremen, Osnabrück oder Aurich ausweichen, denn die Situation in Oldenburg ist für sie unbefriedigend. „Block 14 ist auf die Dauer zu klein“, bedauern die beiden Sportler, und die Backyard-Halle müsste dringend saniert werden. „Dort regnet es rein. Wir fahren dort nicht mehr. Die Halle ist eigentlich nur noch für BMX-Fahrer geeignet“, so Christian Zeisberg.

kater beim Training auf dem famila-Gelände.

Skater beim Training auf dem famila-Gelände.
Foto. Anja Michaeli

Und auch die Außenanlagen in und um Oldenburg seien kaum noch befahrbar. Die Skateanlage am Schulzentrum in Kreyenbrück sei defekt, die Rampen nicht mehr heile. In Eversten, Brandsweg, würde die Bahn mutwillig zerstört, weil keiner darauf aufpasst. Die Anlage am Schulzentrum Flötenteich sei sehr klein. Das Gelände in Wiefelstede war von vorne herein nicht geeignet. „Da fand keine Planung statt“, ist der Eindruck von Sven Kieler. Und die Skatebahn in Bad Zwischenahn sei einfach zu klein. Beide bedauern, dass das Skategelände in Sandkrug vor Jahren abgerissen wurde. „Dort sollte längst was passieren“, so Christian Zeisberg.

Es gebe quasi keine Möglichkeit mehr, den Sport ohne Vereinsmitgliedschaft auszuüben. Außerdem vermissen die beiden Skater tägliche Zeiten für freies Fahren wie es vor Jahren noch in der Skatearena der Backyards angeboten worden sei. Die Hallen sind an Öffnungs- oder Sportzeiten gebunden.

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