Oldenburg

Trockenheit: Stadt bittet die Bevölkerung um Hilfe

Die anhaltende Hitzeperiode und Trockenheit bereitet den Bäumen im Stadtgebiet zunehmend Probleme.

Günther Deecken, Mitarbeiter des Fachdienstes Stadtgrünpflege, bewässert Bäume an der Industriestraße.
Foto: Stadt Oldenburg

Oldenburg (pm) Die anhaltende Hitzeperiode und Trockenheit bereitet den Bäumen im Stadtgebiet zunehmend Probleme. „Es ist zwar Hochsommer, doch beim Blick auf die Bäume könnte man meinen, der Herbst beginnt“, sagt Uwe Ahlers, Leiter des Fachdienstes Stadtgrünpflege und Friedhöfe. Die Bäume haben „Trockenstress“: Dadurch verfärbt sich das Laub. Welke, braune Blätter fallen zu Boden. Mit dieser biologischen Reaktion mindern die Bäume den Wasserverlust beziehungsweise die Verdunstung, erklärt Ahlers.

Anzeige

Bei mehr als 70.000 städtischen Bäumen an Straßen und in Grünanlagen ist ein Wässern aller Bäume nicht möglich. Gefährdet durch die Trockenheit sind insbesondere die in den vergangenen Jahren gepflanzten Bäume im Straßenbereich, da sie noch kein ausreichendes Wurzelsystem ausgebildet haben. Zwar wässern städtische Mitarbeiter seit Mai die Neuanpflanzungen, aber die Trockenheit macht zunehmend auch Bäumen, die vor drei bis sechs Jahren gepflanzt wurden, zu schaffen. Die Kapazitäten des Fachdienstes Stadtgrünpflege, der bei seinen Einsätzen Wasser aus öffentlichen Gewässern verwendet, sind für das Versorgen von rund 2000 Jungbäumen nicht ausreichend. Daher wird der Fachdienst ab jetzt durch die Freiwilligen Feuerwehren der Stadt unterstützt. Ab Mittwochabend wird Wasser aus den in der Regel 2000 Liter fassenden Löschtanks fließen, um Bäume zu retten. Beteiligt sein werden alle sechs Ortsfeuerwehren (Eversten, Haarentor, Stadtmitte, Ohmstede, Ofenerdiek und Osternburg).

Außerdem bittet die Stadtverwaltung auch die Bevölkerung um Mithilfe bei der Aufgabe, die in Nähe von Wohnbebauung gepflanzten Jungbäume mit Wasser zu versorgen. Vorzugsweise sollte in den frühen Morgen- oder späten Abendstunden möglichst täglich gewässert werden. Als Minimum sind dem Wurzelbereich jüngerer Bäume pro Bewässerungsgang etwa 20 bis 30 Liter Wasser in Stammnähe zuzuführen. Bei Baumstandorten älteren Pflanzdatums fehlt bereits der Bewässerungsring. Damit sich die Wassergaben hier nicht flächig verteilen, sondern im Nahbereich des Stammes versickern, ist es in diesen Fällen hilfreich, einen aus Bodenmaterial bestehenden Gießring im Abstand von 40 bis 50 Zentimetern vom Baumstamm zu formen, rät Uwe Ahlers: „Wir freuen uns über jede Unterstützung aus der Bevölkerung.“

Update: 26. Juli, 14.45 Uhr

Mit Verwunderung hat jetzt der Vorsitzende der Oldenburger CDU-Ratsfraktion auf den Aufruf der Stadtverwaltung reagiert. „Die Bitte steht im Widerspruch zum Aufruf des OOWV, der dazu aufgerufen hat, sorgsam mit Leitungswasser umzugehen“, sagte Olaf Klaukien. Das Vorgehen der Stadtverwaltung habe zu Irritationen in der Bevölkerung geführt. In einer Anfrage an den Oberbürgermeister bittet die CDU-Fraktion nun um Aufklärung, wie es zu diesem Aufruf gekommen ist.

Vorheriger Artikel

Alles falsch gemacht

Nächster Artikel

Bad Zwischenahn: Radarschilder für Lob und Tadel montiert

8 Kommentare

  1. Matze
    26. Juli 2018 um 8.38 — Antworten

    Ja genau.
    Und den eigenen Garten soll man vertrocknen lassen.
    So kann man die Kosten schön auf andere abdrücken.
    Gehts noch!!??

  2. Ina
    26. Juli 2018 um 10.07 — Antworten

    Weil sich ja die Stadt auch stets so großzügig Ihren Bürgern gegenüber verhält…
    Und es geht mir nicht um die paar Euro, die das Wasser kosten würde, sondern dass, wenn man selbst dort um etwas bittet, nicht mit Entgegenkommen zu rechnen ist.
    Nein, Freunde, gießt eure Bäume schön selbst!

    • W. Lorenzen-Pranger
      27. Juli 2018 um 4.57 — Antworten

      Wo sie recht haben, haben sie recht. Die „Leistungen“, ob Winterdienst (in meiner Kindheit wurde auch die letzte Nebenstraße bei Schneefall zweimal täglich geräumt – und das, weil da am Tag drei oder vier Autos durchfuhren – ca. 1950), ob Straßenbau (Holperpisten überall, viel zu enge und seit Jahrzehnten vergammelte Fahrradwege usw.) oder jetzt eben um vertrocknende Pflanzen im öffentlichen Raum zu erhalten, werden immer mieser. Alles rottet und darbt vor sich hin. Ich frage mich ganz ernsthaft, wo eigentlich das in den Gemeinden verbleibende Steuergeld eingesetzt wird. Vermutlich für dummes Zeug, groteske Baupläne (heute hält ein öffentlicher Bau wie das Finanzamt oder eine Jugendherberge etwa mal gerade noch vierzig oder fünfzig Jahre – in einer Stadt mit Jahrhunderte alten Häusern) und höhere Diäten für Politik und gehobenem öffentlichem Dienst.
      Dafür „kostet“ eine Reinigung eines öffentlichen Platzes, etwa nach einem Circusgastpiel, schon mal locker einen Tausender oder auch mehr, wenn man Pech hat. Jede noch so kleine Handreichung, Beglaubigung eines Dokuments, kostet unverschämt hohe Gebühren. Selbst Arbeiter und Angestellte im öffentlichen Dienst müssen wohl allesamt längst Millionäre sein, denn in der Leistung für die Bürger und den öffentlichen Raum, dafür sind nämlich Steuergelder doch wohl eigentlich da, findet sich das Geld jedenfalls nirgends wieder.

      „Ohne Mittel ist der Staat,
      Steuern, Steuern, Steuern,
      Gelder braucht der Potentat,
      sie hinaus zu feuern.
      Zechbetrug und Völlerei
      soll das Volk bezahlen.
      Kocht dem König einen Brei –
      aber einen recht dicken
      so wie ihr ihn fressen müßt,
      wenn ihr satt werden wollt –
      daß er ihm im Halse stecken bleibt…“

      Gustaf Gründgens in einem seiner Filme mit geschickt in der Doppeldeutigkeit „versteckter“ Kritik an den Nazis

  3. Anika
    26. Juli 2018 um 13.28 — Antworten

    Was für nette und freundliche Menschen doch in Oldenburg leben…

  4. Jennnifer
    26. Juli 2018 um 13.35 — Antworten

    Die Bäume sind ja auch für uns alle . Gibt es keine Bäume mehr da sind wir auch nicht mehr lange da . Wir haben eine Grundwasser Pumpe daher machen wir gerne mit

  5. Thorsten
    26. Juli 2018 um 14.02 — Antworten

    Die ersten beiden Einträge sind ja füchterlich! Es ist doch großartig, wenn man durch vergleichsweise geringe Kosten/Mühen einen Baum retten kann. Das wegen irgendwelcher schlechten Erfahrungen mit der Verwaltung nicht zu tun, ist doch völlig absurd. Zumal ohne Bäume niemand von uns einen Atemzug tun könnte.

  6. Sandra
    26. Juli 2018 um 15.47 — Antworten

    Man, wie dämlich manche Leute sind! Es geht hier um Bäume, die wir zum Leben brauchen und nicht um die Sonnenblumen im Garten! So viele Egos auf dieser Erde…

    • W. Lorenzen-Pranger
      27. Juli 2018 um 5.11 — Antworten

      Erstens gibts auch in Privatgärten Bäume (in meinem sinds z.B. vier) – und zweitens sind auch kleinere Pflanzen wie Sonnen- oder andere Blumen ausgesprochen nützlich – ob Biene, Käfer, Schmetterling oder eben bis Mensch. Ohne Privatgärten wäre das vielfältige (!) Grün insgesamt in Stadt und Land aber SEHR deutlich weniger, und das letztlich zum Nachteil aller. Deswegen darf ich z.B. Laubbäume auf einem Privatgrundstück auch nur mit Genehmigung der Gemeinde entfernen, was ich natürlich sowieso nie ohne Not tun würde.
      Erst denken, dann schreiben!

Einen Kommentar schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.