Muss am Wasserverbrauch gespart werden?
Oldenburg (am) Im Juli bat der Oldenburgisch-Ostfriesische Wasserverband (OOWV) darum, wegen der anhaltenden Hitze sparsam mit dem Wasserverbrauch umzugehen. Die 15 Wasserwerke würden auf Hochtouren laufen. Aber wie passt das mit der Warnung in zahlreichen Medien zusammen, keinesfalls zu wenig Wasser zu nutzen, weil die Rohre verstopfen?
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„Grundsätzlich ist ein sparsamer Umgang mit Wasser immer richtig“, sagt der OOWV-Pressesprecher Gunnar Meister. Das gelte insbesondere in Zeiten anhaltender Hitze oder besonders heißer Tage wie beispielsweise Anfang Juli. Der Aufruf habe sich auf die Rekordabgabe zu diesem Zeitpunkt bezogen. In diesem Jahr sei die Situation wegen des sehr trockenen Frühjahrs extrem gewesen, erläutert Meister, deshalb hätten viele Gartenbesitzer ihre Rasen und Pflanzen zusätzlich gegossen. „Das ist nicht ratsam, denn es müssen dringend benötigte Kapazitäten frei gehalten werden.“ Die Wasserwerke, in denen das Wasser zu Trinkwasser aufbereitet wird, können unter Umständen den Bedarf der Haushalte sonst nicht decken – deshalb liefen sie Anfang Juli auf Hochtouren.
Auch das Umweltbundesamt (UBA) sieht weiter gute Gründe, um sorgsam mit Wasser umzugehen – setzt in seine Empfehlung allerdings einen anderen Schwerpunkt. Thomas Holzmann, Vizepräsident des UBA sagt: „In Zeiten der Klimaänderung tut Deutschland gut daran, beim Wassersparen nicht nachzulassen.“ Das lohne sich vor allem beim Warmwasser. Denn je weniger Wasser für Duschen und Baden erhitzt werden muss, desto weniger Energie wird verbraucht. „Das entlastet das Klima und die Haushaltskasse“, so Holzmann. Das UBA schätzt, dass der Energiebedarf für Warmwasser im Schnitt zwölf Prozent des Gesamtendenergiebedarfs eines Haushalts ausmacht. Ein Vollbad in der Wanne (200 Liter) koste im Schnitt zwischen 3 bis 3,70 Euro. Duschen (zirka 100 Liter) ist deutlich billiger.
Eine geringere Wassernutzung könne örtlich aber auch zu Problemen in den Rohrleitungen führen, weiß auch Thomas Holzmann. „In den Abwassernetzen bilden sich mancherorts unangenehm riechende Faulgase, weil zu wenig Wasser durch die Leitungen fließt.“ Er weißt darauf hin, dass dieses Problem nicht die Haushalte lösen sollten, indem sie mehr Wasser verbrauchen als nötig. „Hier sind die Wasserversorger oder Abwasserentsorger viel kompetenter, um zu entscheiden, wann eine gezielte Spülung der Leitungen nötig ist oder langfristig die Netze sogar umgebaut werden müssen.“
Im Bundesdurchschnitt werden 121 Liter Wasser pro Kopf verbraucht. Seit 1991 ist der Verbrauch um 23 Liter pro Kopf gesunken. Im Verbandsgebiet des OOWV liegt der Verbrauch mit 115 Liter Wasser pro Kopf noch niedriger. „Das ist schon sparsam“, so Meister. Aber die Situation sei nicht wie in anderen Städten, die noch weiter unter dem Bundesdurchschnitt liegen. Wenn das Wasser in den Abwasserrohren und damit die Fließgeschwindigkeit nicht mehr ausreicht, müssen Spülwasserfahrzeuge ausrücken. „Diese Probleme haben wir in unserer Region noch nicht“, so Gunnar Meister.
In Deutschland werden nur 2,7 Prozent des verfügbaren Wasserangebotes als Trinkwasser genutzt. „Wir haben ausreichend Wasser, um die Trinkwasserversorgung überall sicherzustellen“, so Holzmann. „Rund 70 Prozent des Trinkwassers gewinnen wir aus Grundwasser. Nur in rund 4 Prozent der 1000 Grundwasserkörper in Deutschland wird mehr Wasser entnommen, als sich neu bilden kann; meist liegt das am Bergbau, der ein Abpumpen des Grundwassers erfordert. Eine zu große Entnahme von Grundwasser in Küstenregionen führt dazu, dass Salzwasser in das Grundwasser eindringt. Dann ist es als Trinkwasser kaum noch nutzbar. Durch den Klimawandel könnte sich der Nutzungsdruck auf das Grundwasser regional verschärfen, wenn dort – wie befürchtet – die Niederschläge weniger werden oder das Niederschlagswasser zu einem höheren Anteil oberflächlich abfließt.“
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