Weniger Verkehrstote aber mehr Unfälle
Oldenburg (zb) In der Polizeidirektion (PD) Oldenburg hat es im vergangenen Jahr weniger Verkehrstote gegeben als 2015. 93 Personen verloren ihr Leben bei schweren Verkehrsunfällen, 2015 waren es 101 und vor zehn Jahren gar 152. Polizeivizepräsident Bernd Deutschmann sprach anlässlich der Veröffentlichung der Verkehrsunfallstatistik 2016 von einer sehr guten Entwicklung. Betrachtet man die Verkehrsunfallstatistik, so sind die Bundesautobahnen und die innerstädtischen Straßen für die Verkehrsteilnehmer am ungefährlichsten.
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Während die Zahl der Verkehrsunfälle mit getöteten Personen abnahm, stieg die Gesamtzahl der Verkehrsunfälle um 4,93 Prozent von 41.736 im Jahr 2015 auf 43.794 im vergangenen Jahr. Vor zehn Jahren registrierte die Polizei 38.581 Unfälle. Die Zahl der Schwerverletzten reduzierte sich von 1466 im Jahr 2015 auf 1412 in 2016. Vor zehn Jahren waren es 1553 Personen. Hingegen hat die Zahl der Leichtverletzten sich von 8233 auf 8424 erhöht. 2007 zählte die Polizei 7996 Leichtverletzte. Als Hauptunfallursache gilt nach wie vor überhöhte und nicht angepasste Geschwindigkeit. „Der Faktor Geschwindigkeit birgt das größte Gefahrenpotential“, macht Deutschmann unmissverständlich klar.
66 von 93 und damit rund 71 Prozent aller Verkehrstoten verunglückten auf Landstraßen. Dass die Zahl der Verkehrstoten abgenommen hat, führt Deutschmann unter anderem auf die modernere Fahrzeugtechnik zurück. Darüber hinaus seien es aber auch die Feuerwehr- und Rettungskräfte, die aufgrund ihrer technischen Ausstattung und einer sich stets weiter entwickelnden Ausbildung immer mehr Menschen retten können.
Eine positive Entwicklung ist auch bei den Autofahrern zwischen 18 und 24 Jahre zu erkennen, die als Risikogruppe gelten. 2015 verunglückten 14 junge Fahrer tödlich, im vergangenen Jahr waren es zwölf und vor zehn Jahren gar 33. „Die statistischen Werte der Verkehrsunfallstatistik scheinen ein Indiz dafür zu sein, dass sich das begleitete Fahren ab 17 positiv auf die Unfallentwicklung auswirkt“, meint Deutschmann.
Auch die Zahl der Baumunfälle, bei denen sich die Fahrzeuginsassen meistens schwerste Verletzungen zuziehen, reduzierte sich. Im vergangenen Jahr ereigneten sich 710 Baumunfälle, bei denen 19 Menschen tödlich verunglückten. 2015 waren es 766 Unfälle mit 33 Verkehrstoten. Vor zehn Jahren im registrierte die Polizei 780 Baumunfälle, bei denen 54 Menschen starben.
Bei der Risikogruppe der Menschen ab 65 Jahre hat sich die Polizei mit ihrer Verkehrssicherheitsarbeit längst auf immer mehr ältere Menschen im Verkehr eingestellt. Entgegen der demographischen Entwicklung sind die Unfallzahlen in den letzten zehn Jahren auf gleichbleibendem, jedoch für Deutschmann zu hohem Niveau geblieben. Im vergangenen Jahr kamen 33 Senioren ums Leben, das waren acht mehr als 2015. Vor zehn Jahren waren es noch 43. „Mobilität bis ins hohe Alter als Teil von Lebensqualität ist grundsätzlich unproblematisch, solange bestimmte Ratschläge beherzigt werden“, meint Deutschmann.
Er appelliert deshalb an die Eigenverantwortung. Automobilclubs und andere Vereine und Institutionen würden entsprechende Fahrsicherheitstrainings veranstalten. „So bietet die Landesverkehrswacht Niedersachsen das Programm ‚Fit im Auto‘ mit dem Slogan ‚Ganz unter Gleichgesinnten. Ganz ohne Stress und Druck. Und garantiert ohne Angst, den Führerschein abgeben zu müssen!‘ an“, nennt der Vizepräsident ein Beispiel.
Die Unfallzahlen könnten jedoch noch viel stärker gesenkt werden, wenn die Autofahrer sich verantwortungsbewusster verhalten würden. „Entscheidend ist und bleibt das Verhalten der Autofahrerinnen und -fahrer. Jeder kann selbst maßgeblich dazu beitragen, indem er sich an vorgeschriebene Geschwindigkeiten hält beziehungsweise sich den jeweiligen Umständen anpasst und sich nicht durch andere Dinge wie die Benutzung von Smartphones während der Fahrt ablenken lässt“, stellt Deutschmann klar.
Abschließend sprach Deutschmann das Problem der zunehmenden Verkehrsunfallfluchten an. In der PD Oldenburg ist die Zahl im vergangenen Jahr um 397 gestiegen auf 9190 gestiegen. Vor zehn Jahren waren es 7295. Grund genug die Präventionskampagne „Unfallfluchten“ zu starten. Die Landesverkehrswacht will damit in Zusammenarbeit mit der Polizei die gestiegene Zahl der Verkehrsunfallfluchten eindämmen.
„Dabei handelt es sich bei der Unfallflucht um eine Straftat“, stellt Deutschmann klar. Mit Tipps zum richtigen Verhalten nach einem Unfall – und sei es nur ein Kratzer am fremden Fahrzeug – wird mit dem Slogan „Bleiben Sie lieber fair – wählen Sie 110″ darauf hingewiesen, dass man eine Straftat gemäß § 142 des Strafgesetzbuches begeht und man deswegen im Zweifelsfall besser den Notruf wählt und die Polizei informiert.
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