EWE-Chef Werner Brinker erneut in der Kritik
Oldenburg (zb) Die Oldenburger Ratsfraktion Die Linke/Piratenpartei will im nächsten Finanzausschuss die Frage geklärt haben, ob EWE-Vorstandsvorsitzender Dr. Werner Brinker als EWE-Chef nach einer drei Jahre lang nicht eingelösten Bürgschaft für sein Lieblingsrestaurant in Rastede noch zu halten ist.
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Danach soll Brinker im Februar 2008 eine Bürgschaftserklärung für die Stromrechnung eines italienischen Restaurants in seinem Wohnort in Rastede abgegeben haben. Den Betreiber der kleinen Osteria, den er privat kennt, soll es zu diesem Zeitpunkt wirtschaftlich schlecht gegangen sein. Acht Monate später war das Restaurant insolvent. Eine vierstellige Stromrechnung blieb demnach offen.
Der Inhaber der Gastronomie war nicht mit Energiesperrungen angehalten worden, die säumigen Rechnungen zu bezahlen. „Üblicherweise droht die EWE ihren Kunden schon bei geringfügigen dreistelligen Zahlungsrückständen mit einer Sperrung, die sie bei 5000 Anschlüssen jährlich tatsächlich durchführt“, wundert sich Hans-Henning Adler, Fraktionschef der Linken.
In der Akte des Gastronomie-Kunden stießen EWE-Mitarbeiter dann auf die Bürgschaftserklärung ihres Chefs, der aber als Bürge nicht in Anspruch genommen worden war. Erst als Christian Clasen 2011 die Leitung der Abteilung Netz-Abrechnung der EWE übernahm und nachfragte, zahlte Brinker. „Das war drei Jahre nach der Insolvenz“, gibt Adler zu bedenken. Clasen wurde derweil das Arbeitsverhältnis gekündigt. Vor dem Arbeitsgericht hat er inzwischen mit der EWE einen Vergleich geschlossen.
Die Gruppe Die Linke/Piratenpartei will wissen, ob der Inhaber eines Restaurants in Rastede auf Grund einer persönlichen Bürgschaft von Brinker drei Jahre lang mit Stromrechnungen in Rückstand bleiben konnte, ohne dass Energiesperrungen verhängt wurden und ohne dass der Bürge aus seiner Bürgschaft in Anspruch genommen wurde? Außerdem geht es um die Frage, ob hier ein klarer Verstoß gegen den EWE-Verhaltenskodex vorliegt, der eine Gleichbehandlung aller Stromkunden vorsieht und niemandem Sonderrechte einräumt?
„Wenn die Beantwortung der Fragen so ausfällt, dass das Verhalten von Brinker zu kritisieren ist, stellt sich die Frage, ob es nicht angebracht wäre, den Vorstandsvorsitzenden von seinem Amt zu entbinden“, meint Adler. „Zumal dieser Vorgang ja kein Einzelfall ist, wenn man etwa an die übermäßigen Gewinne in Millionenhöhe denkt, die Inhaberin der Agentur Prevent auf Kosten des überwiegend kommunalen Unternehmens erzielen konnte, ohne dafür eine adäquate Gegenleistung zu gewähren“, fügt er hinzu.
Auf Nachfrage bei der EWE AG bestätigte ein Sprecher, dass Brinker die Bürgschaft gegeben und bezahlt habe – allerdings als Privatmann. Dass er sie erst drei Jahre später beglichen habe, sei ebenfalls korrekt. Ob der Restaurantbesitzer im Gegensatz zu allen anderen EWE-Kunden eine besondere Behandlung erfahren habe, dazu wollte sich der Sprecher nicht äußern.
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