Jung-Abgeordneter Rohde steht vor einem Selbstläufer
Oldenburg (Michael Exner) Gut ein Jahr vor der Bundestagswahl herrscht bei den Sozialdemokraten im Wahlkreis Oldenburg / Ammerland friedfertiges Einvernehmen. Der 2013er Wahlkreis-Gewinner Dennis Rohde soll es wieder richten. Der Ammerländer Jurist, der an diesem Freitag 30 Jahre alt wird, hat seine erneute Kandidatur bereits angekündigt – und der Oldenburger Parteivorstand hat schon einstimmig Unterstützung bekundet. Das sieht nach einem Selbstläufer aus.
Anzeige
Vor vier Jahren war es nicht ganz so gesittet zugegangen. Der Wahlkreis hatte sich über Jahrzehnte fest in Oldenburger SPD-Hand befunden – bis 2009 CDU-Staatssekretär Thomas Kossendey aus dem Ammerland seine letzte Bundestagsperiode mit dem Direktmandat krönte. Die Oldenburger SPD-Abgeordnete Gesine Multhaupt scheiterte erst bei der Wahl und dann auch als Parteivorsitzende. Der Wahlkreis blieb über eine Periode in der SPD vakant, und deren Oldenburger Reihen waren damals in Unordnung geraten. Das Multhaupt-Desaster hatte Spuren hinterlassen. Der neue Parteivorsitzende Jürgen Krogmann hatte als Landtagsabgeordneter eine Landtagswahl vor der Brust und seine eigene (letztlich erfolgreiche) Kandidatur als Oberbürgermeister im Hinterkopf. Mit der Übersicht verloren die Oldenburger auch ihre 55:45-Mehrheit gegenüber den Ammerländern auf der entscheidenden Delegiertenkonferenz aus dem Blick und zogen zunächst mit zwei Kandidaten in die Schlacht: der eine zu alt, der andere zu unbedarft; das konnte nicht gutgehen.
In diese Lücke stieß selbstbewusst und zielgerichtet Dennis Rohde. Der hatte schon sehr früh die Weichen in Richtung Berufspolitik gestellt: mit 16 Eintritt in die SPD, mit 20 im Gemeinderat Wiefelstede, mit 22 Kreisvorsitzender, mit 25 im Ammerländer Kreistag – und mit 26 Bundestagskandidaten-Kandidat. Es gibt gemächlichere Karrieren. Und der junge Mann hatte seine Truppen gut formiert. Rohde gewann alle vier der Konferenz vorgeschalteten Mitgliedervoten (auch die beiden in Oldenburg). Sein 78:20 Sieg auf der Delegiertenkonferenz Anfang Oktober 2012 ließ nur die Frage offen, warum der allein im Rennen verbliebene Oldenburger SPD-Ratsfraktionsvorsitzende Bernd Bischoff sich die Abfuhr auch noch öffentlich bescheinigen lassen musste.
Bei der neuen Runde haben die Oldenburger zwar immer noch eine 55:45-Mehrheit, sie wollen davon aber auf der Delegiertenkonferenz am 3. November keinen (eigenen) Gebrauch machen. „Wir sind mit ihm sehr zufrieden“, begründet der SPD-Vorsitzende Ulf Prange das Rohde-Votum seines Vorstandes. Dass derzeit alle vier Bundestagsabgeordneten des Wahlkreises aus dem Ammerland kommen, hält er für nicht so gravierend, freut sich vielmehr, dass es überhaupt vier sind: „Das waren auch schon mal deutlich weniger“. Der Landtagsabgeordnete (einer von zwei Abgeordneten, die aktuell quer durch alle Parlamente überhaupt noch aus der drittgrößten Stadt Niedersachsens kommen) hält Rohde wie auch den CDU-Abgeordnete Stephan Albani nicht zuletzt wegen ihrer Wohnorte in Stadtnähe für Grenzgänger zwischen Stadt und Land und sieht „zum jetzigen Zeitpunkt keinen Handlungsbedarf“.
6 Kommentare
Hat er sich eigentlich schon für die verbalen Ausfälle seines Parteivorsitzenden entschuldigt? Ich mutmaße aber mal, daß das Pack ihn eh nicht wählen würde.
Wollen sie die Sippenhaft wieder einführen? Nach dem geplanten Verlust des Wahlrechts für Langzeitarbeitslose, der utimativen Forderung drei Kinder zu haben – so wie der Idee, an Grenzen „im Notfall“ auch auf Frauen und Kinder zu schießen – ein weiteres interessantes Detail. Hab ich was vergessen? Wohl viel, vor allem unappetitliches! Ach so – im letztgenannten Fall wurde ja sowohl panisch zurückgerudert als auch versucht, ausgerutschte Mäuse wieder einzufangen. Scheint in etlichen Parteien immer mehr in Mode zu kommen, ein Vetreter der CSU machts ja schon fleißig nach. Jetzt brat mir doch einer nen Storch, vielleicht ja mit Sauerrahm…?
@Werner Lorenzen.Pranger
>Wollen sie die Sippenhaft wieder einführen?
Eigentlich nicht. Allerdings gibt es in zivilisierten Gesellschaften einen Verhaltenskanon, der ein gedeihliches Zusammenleben erst möglich macht oder falls es Ihnen lieber ist: „Wie der Herr, so s Gescherr“
>Nach dem geplanten Verlust des Wahlrechts für Langzeitarbeitslose, …
Sie erwähnen mal wieder nicht, dass qualifizierten Langzeitarbeitslosen schon jetzt die Qualifikationen aberkannt werden und sie praktisch jede Form von Hilfsarbeit annehmen müssen. Irgendwelche akademischen Dünkel können da durch Sanktionen schnell ausgetrieben werden.
Auf den übrigen Unfug will ich nicht eingehen. Nur der gebratene Storch hat mich ein wenig überrascht. Bei ihrer Affinität zu einem hiesigen Integrationsvereins hätte ich eher gemutmaßt, dass bei Ihnen aus Solidaritätsgründen häufiger „bush meat“ auf dem Speiseplan steht.
Gemeinnützige Arbeit gibts schon seit es Sozialhilfe, heute Hartz IV, gibt. Eine sehr sinnvolle Einrichtung. Der Verlust des Wahlrechts wàre aber ein glatter Verstoss gegen den Gleichheitsgrundsatz des Grundgesetzes.
Nachtrag:
Es wird niemandem etwas „aberkannt“, es geht nur darum, daß im Prinzip jede Arbeit eine zumutbare Arbeit ist. Auch das ist dem Gedanken der Gleichheit vor dem Gesetz geschuldet. Natürlich kann sich ein Dr. der Chemie auch nach der Überbrückung einer Arbeitslosigkeit durch Hartz IV weiter als Dr. der Chemie betätigen.
Bei einer Veranstaltung zusammen mit Justizminister Maas forderte Herr MdB Rohde einen „Aufstand der Anständigen“. Vielleicht hätte er sich vorher mit Altkanzler Schröder kurzschliessen sollen. Der hätte ihm sicher erklären können, dass derartige Forderungen nicht unbedingt die gewünschte Wirkung zeigen.
Der ganze Text:
„Aufstand der Anständigen“