Kommentar: Von Siegern und Gewinnern – und Verlierern
Oldenburg (Michael Exner) Selten war es nach einer Wahl einfacher, Sieger, Gewinner und Verlierer zu sortieren. Die beiden Wahlgänge zum Amt des Oberbürgermeisters haben keine Fragen offengelassen.
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Sieger (davon gibt es immer nur einen) ist zweifelsfrei Amtsinhaber Jürgen Krogmann, der schon aus dem ersten Durchgang mit einem Prozent-Ergebnis gekommen war, von dem seine Partei SPD bei der Ratswahl nur träumen konnte. Und mehr als 43 000 Stimmen beim Stichwahl-Erfolg sind Ausweis dafür, dass der alte und neue Rathaus-Chef in den Augen des Oldenburger Wahlvolks in den ersten sieben Jahren nicht allzu viel falsch gemacht hat. Sie sind auch ein Vertrauensvorschuss für die Zukunft, auf dem sich aufbauen lässt – auch wenn die Arbeit angesichts der veränderten Mehrheitsverhältnisse im Rat schwerer werden dürfte.
Gewinner ist ebenso zweifelsfrei Daniel Fuhrhop. Der parteilose und bis dato vor Ort unbekannte Bewerber hat es nicht nur als erster Kandidat der Grünen in die Stichwahl geschafft, sondern dort auch ein herausragendes Ergebnis erzielt. Hermann Neemann, intellektueller Mastermind der Oldenburger Grünen, hat es mit der Formulierung auf den Punkt gebracht, mehr könne seine Partei allein (d.h., ohne die Unterstützung Dritter) in der Stadt nicht holen. Allerdings, und das mag das Bild ein wenig trüben, hat sich auch gezeigt: Wenn es hart auf hart kommt, reicht es für die Grünen hier (noch?) nicht.
Verlierer sind (zum dritten Mal zweifelsfrei) die Christdemokraten. Die sind nicht nur bei der Ratswahl auf Platz 3 zurückgestuft worden, sondern haben auch eine Oberbürgermeister-Wahl geradezu exemplarisch in den Sand gesetzt. Ihr Kandidat hat es (erstmals seit der Einführung der Direktwahl) nicht mal in die Stichwahl geschafft. Das sollte der Partei einige Nüsse zu knacken geben.
Es gibt indes auch einen kritikwürdigen Aspekt, der über die Wahlergebnisse hinausreicht: die Kandidatenauslese von CDU und Grünen. Selbst wenn man konzediert, dass jeweils auf (bestenfalls) zweite Wahl zurückgegriffen werden musste, bleibt festzuhalten: Für das höchste Amt, das die Stadt zu vergeben hat, haben beide Parteien Bewerber präsentiert, die weder Erfahrung in politischen Gremien noch in Verwaltungen aufweisen konnten – und deren Qualifikation für diese Aufgabe vor allem darin bestand, zu glauben, das könne man schon.
Das wird dem Ernst des Amtes nicht gerecht.
1 Kommentar
>>…deren Qualifikation für diese Aufgabe vor allem darin bestand, zu glauben, das könne man schon.<<
Könnten sie vermutlich auch, denn von Straßensanierung bis Kulturpolitik ist die Liste des Versagens bisher schon fast unendlich lang und nichts rührt sich – – – außer vereinzelt haltlosen Ankündigungen. Fahren sie doch spaßeshalber mal durch den Hörneweg z.B., am besten mit einem Fahrrad – und so sehen viele, viel zu viele, Straßen in Oldenburg aus. Ich frage mich immer, warum die Anwohner in solchen Gegenden das alles hinnehmen ohne auf die Barrikaden zu gehen.