OB-Kandidaten trafen erstmals aufeinander
Oldenburg (zb) In 130 Tagen können die Oldenburger ihren neuen Oberbürgermeister bzw. neue Oberbürgermeisterin wählen. Mittwochabend trafen die drei Kandidaten erstmals aufeinander. Die Wirtschaftsjunioren Oldenburg bei der IHK hatten sie unter dem Motto „Wer die Wahl hat, hat auch Fragen“ eingeladen.
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Uwe Haring, Ecopark-Geschäftsführer, befragte die parteilose Dr. Marion Rieken, die nach 20 Jahren aus der SPD ausgetreten ist, und von Bündnis 90/Die Grünen nominiert wurde, den ebenfalls parteilosen Christoph Baak, der von der CDU ins Rennen geschickt wurde, sowie den Ratsherren und Landtagsabgeordneten Jürgen Krogmann, der für die SPD antritt. Zuvor fragte er die rund 40 Wirtschaftsjunioren, ob sie schon wüssten, wo sie ihr Kreuz machen. Drei Finger gingen hoch.
Wer große Meinungsverschiedenheiten oder gar inhaltliche Auseinandersetzungen erwartet hatte, der lag vollkommen falsch, zumal auch nicht allen Kandidaten die gleichen Fragen gestellt wurden. Eher harmonisch und überwiegend übereinstimmend verlief die rund zweistündige Befragung – allerdings mit grundlegend unterschiedlichem Hintergrund. So wurde schnell klar, dass Rieken und Baak bei einigen kommunalpolitischen Themen der Hintergrund fehlte. Das wurde gleich zu Beginn der Diskussion deutlich, als das Bahnthema angesprochen wurde und Baak sich klar zu einer Umfahrung bekannte. Auf den Einwurf Harings, Enak Ferlemann, CDU-Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, hätte da eine ganz andere Sicht der Dinge, sagte Baak: „Klären sie mich auf“, was der tat. Daraufhin Baak: „Ich habe dazu eine andere Meinung und mache das, was ich meine und stoße nicht in das Horn der Bundes-CDU.“
Krogmann ist davon überzeugt, dass die Oldenburger das Thema Bahn noch Jahre begleiten wird. Der 50-Jährige sprach sich zwar für eine Umfahrung aus, gab jedoch zu bedenken, dass sie wenig realistisch sei und die Politik gut beraten sei, mit dem Thema seriös umzugehen und den Bürgern die Wahrheit zu sagen. Die Stadt könne in dieser Angelegenheit weder auf die Unterstützung durch das Umland noch durch Land oder Bund setzen.
Ein zentrales Thema in den nächsten Jahren ist für Rieken der demografische Wandel. Sie hob das Miteinander der Generationen hervor, plädierte für eine gute Nahversorgung und gemischtes Wohnen, um Isolation zu verhindern. Ältere Menschen müssten mitten im Leben bleiben. Da müsse mehr Geld investiert werden. Gleichzeitig sprach sie sich gegen strukturelle Defizite aus und auf die Frage, wie sie das alles finanzieren will, räumte die 52-Jährige ein: „Ich brauche einen größeren Haushaltsüberblick.“
So erging es auch Baak, der die Ganztagsschulen ausbauen und die Förderschulen beibehalten, Inklusion und Familienfreundlichkeit fördern will. Doch wie das alles finanziert werden soll, blieb unklar. Krogmann kann das alles unterschreiben, wünscht sich beitragsfreie Kita-Plätze, stellt aber klar, dass sich die Stadt das nicht leisten kann.
Und welche Rolle sollte der Oberbürgermeister bzw. die Oberbürgermeisterin in Oldenburg spielen? Sie bzw. er steht für Miteinander und Füreinander, geht mit dem Rat respektvoll um, ist bürgernah und ansprechbar und sollte Politik und Bürger stets mitnehmen. Und wie ist das zu schaffen? „Durch Kommunikation“, ist Baak überzeugt, der fast alles darüber lösen und die Probleme „beim Bierchen“ klären, gestalten und nicht verwalten will. „Ich will alles nach draußen kommunizieren“, kündigt er an und berichtet freimütig von seinem Nachholbedarf. „Ich belege Kurse in Verwaltungspolitik.“
Die hat Jürgen Krogmann nicht nötig. Er hat die Kommunalpolitik der Stadt jahrelang als Pressesprecher nach außen vertreten, gehört dem Stadtrat und auch dem Landtag an. Auch Rieken kennt als Vizepräsidentin der Universität Vechta Verwaltungsstrukturen und verfügt über Führungserfahrung. Sie hält kommunikative Fähigkeiten ebenso wie Baak für relevant, weiß aber, dass zum Gestalten inhaltliche Kenntnisse unbedingt erforderlich sind.
Einigkeit herrschte bezüglich der Beziehungen zum Umland, die alle drei Kandidaten im Falle ihrer Wahl sofort wieder herstellen wollen. Auch bezüglich nachhaltiger Mobilität gab es Konsens. Alle Verkehrsteilnehmer müssten berücksichtigt werden und Rieken sprach sich auch hier für mehr gegenseitiges Verständnis aus. Ein Gegeneinander im Verkehr dürfe es nicht geben.
Die Wirtschaftsjunioren wünschten sich eine professionellere Außendarstellung der Stadt. Obwohl Lebensqualität und Arbeitsmöglichkeiten sehr gut seien, würden viele Oldenburg nicht kennen. Das sei schlecht bei der Anwerbung von Fachkräften. Auch hier gab es nur Zustimmung. Allerdings auch den Hinweis, dass für mehr Werbung kein Geld in der klammen Haushaltskasse sei und die Wirtschaft eingeladen sei, hier mit einzusteigen.
44,4 Prozent der Oldenburger haben sich an der letzten OB-Wahl beteiligt. Die Wirtschaftsjunioren waren sich nach der Veranstaltung einig, dass die Wahlbeteiligung diesmal höher sei. Rund ein Dutzend Finger gingen schließlich hoch, als der Moderator fragte, wer jetzt wüsste, wo sie das Kreuz bei der anstehenden OB-Wahl machen.
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