Bahn lässt Reisende im Regen stehen
Rastede (am) Die Gemeinde Rastede ist überrascht: Die Deutsche Bahn hat ohne Vorankündigung die Überdachung des Mittelbahnsteigs am Bahnhof abgerissen. Darüber sind Verwaltung und Bürger gleichermaßen sauer. Dabei ist das nicht das einzige Problem. Landesverkehrsminister Olaf Lies und der SPD-Bundestagsabgeordnete Dennis Rohde unterhielten sich darüber am Freitag mit Bürgermeister Dieter von Essen.
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In der Erwartung von Schneemassen, die auf poröse Platten fallen, hat die Deutsche Bahn den Wetterschutz entfernt. Nun stehen nicht nur die Reisenden im Nassen, sondern Regen und Schnee fallen jetzt in den Fußgängertunnel. Eine nasse und glatte Angelegenheit auf den Fliesen. „Wenn die Verkehrssicherheit nicht mehr gegeben ist, muss was passieren“, so der Rasteder Bürgermeister Dieter von Essen verständnisvoll, „aber wo können sich die Leute unterstellen?“ Wer kümmere sich um die Glättegefahr, wer räumt die Stufen zum Tunnel frei und wer streut?
Zweifel an Abriss
Der SPD-Bundestagsabgeordnete Dennis Rohde bezweifelt, dass der Abriss von einem Tag auf den anderen notwendig wurde, und fragt sich, warum über die Maßnahme niemand informiert wurde? Auf Anfrage bekam die Gemeindeverwaltung eine Antwort: Die Alternative sei gewesen, dass Dach bestehen zu lassen, aber den Bahnhof zu sperren. Diese Antwort und die Vorgehensweise seien eine Geringschätzung der Bahnnutzer, und auch die Gemeinde fühle sich nicht ernst genommen, betont von Essen.
Ohnehin sei der Tunnel zum Mittelbahnsteig, der jetzt unter Wasser steht, ein Schandfleck und eine Zumutung für jeden Reisenden, so der Rasteder Bürgermeister. Die Gemeinde habe im Umfeld mit erheblichem finanziellem Aufwand für Parkplätze und überdachte Radunterstände gesorgt. Ansonsten stünde beim Bahnhof Rastede seit zehn Jahren die Zeit still. Weder die versprochene Lärmschutzwand sei realisiert worden, noch gebe es barrierefrei Zugänge. „Das ist eine Diskriminierung aller Schwerbehinderter“, schimpft SPD-Ratsherr Werner Skirde. „Das alles können wir so nicht hinnehmen. So geht das hier nicht weiter“, sagt er erbost.
Autofahrer stehen bis zu 15 Minuten an Bahnschranken
Und der Bürgermeister sieht ein weiteres Ärgernis, denn wegen der langen Schrankenschließungszeiten an der Schloßstraße stünden die Autofahrer mittlerweile bis zu einer Viertelstunde an den Bahnübergängen, wofür von Essen als Lösung einen Trog sieht – darüber habe bereits vor drei Jahren Einigkeit bei den Beteiligten bestanden. „Am 11. Juli 2013 habe ich an die DB Station & Service AG in Hannover einen mehrseitigen Brief gerichtet, in dem ich auf alle diese Probleme aufmerksam gemacht haben und um Aufnahme von Planungen, Kostenschätzungen und Finanzierungsüberlegungen zur Lösung dieser Punkte nachgesucht“, so von Essen, „der Brief ist bis heute weder beantwortet, noch habe ich eine Eingangsbestätigung bekommen“.
„Es muss kurzfristig was passieren“, fordert Rohde. Seiner Einladung zu dem Ortstermin am Freitagabend war der Landesverkehrsminister Olaf Lies gefolgt. „Ich habe die Nase gestrichen voll. Wir haben hier den längsten Schienenersatzverkehr der Welt“, so der Minister ironisch über die Gesamtsituation. „Das nervt die ganze Region.“ Die Informationspolitik der Bahn regt ihn auf: „Technische Probleme sind akzeptabel, aber schon zum Zeitpunkt der Planung hätte man die Veränderung mitteilen müssen“. Er verlange eine andere Kommunikation. An den Vorgängen in Rastede könne er am Montag den Unmut sehr gut deutlich machen, denn dann stünde ein Gespräch mit Dr. Rüdiger Grube, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bahn AG, und Ulrich Bischoping, Konzernbevollmächtigter der Deutschen Bahn AG für Bremen und Niedersachsen, an. Ulrich Bischoping wird am kommenden Dienstag von Dennis Rohde in Berlin begrüßt, der dann von dem Bahnvertreter einen Zeitplan für Modernisierung des Rasteder Bahnhofs erwartet.
Der CDU-Bundestagsabgeordnete Stephan Albani bittet den Parlamentarischen Staatssekretär Enak Ferlemann vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur um Hilfe. Auch mit ihm soll in den nächsten Tagen ein Gespräch über die Probleme geführt werden.
Landesverkehrsminister Olaf Lies hat am Montag ein Gespräch mit dem Bahnchef Dr. Rüdiger Grube. Ihm will er dieses Video vorspielen, der Lauftext spreche für sich.
1 Kommentar
wohnt man auf der anderen Seite der Schranken, bekommt man den Zug nicht mehr, weil der Bahnübergang bereit z. T. eine 15 Std. vorher geschlossen wird……… bzw. kommt es aus terminlicher Sicht fast immer zu Verspätungen und zu Caos an den Verkehrsbrennpunkten….