DAK-Studie: Trend zu Hirndoping im Job
Norbert Loger und Frank Miklis (von links) informierten über den Krankenstand im Oldenburger Land.
Foto: Katrin Zempel-Bley
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Oldenburg / zb – Wie krank sind die Menschen im Oldenburger Land? Dieser Frage geht eine DAK-Studie nach, die gestern in Oldenburg vorgestellt wurde. Der Krankenstand der DAK-Versicherten im Oldenburger Land lag im vergangenen Jahr bei 3,8 Prozent, das waren 0,2 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Somit waren damit an jedem Tag des Jahres von 1000 Arbeitnehmern 38 krankgeschrieben. Die DAK hat rund 590.000 Versicherte in Niedersachsen, davon rund 42.000 im Oldenburger Land.
Betrachtet man das Oldenburger Land im Einzelnen, so sind die DAK-Versicherten im Landkreis Vechta mit 3,4 Prozent seltener krank als im Landkreis Oldenburg mit vier Prozent. In der Wesermarsch, Friesland und Wilhelmshaven lag der Krankenstand bei 4,2 Prozent, in Niedersachsen und im Bund bei jeweils 3,9 Prozent. Hauptkrankheitsursache ist das Muskel-Skelett-System mit 25 Prozent gefolgt von psychischen Erkrankungen mit 16, Verletzungen mit 14,1 und Atmungserkrankungen mit 11,9 Prozent.
„Wir informieren regelmäßig über den Krankenstand im Oldenburger Land, um so Impulse für das Gesundbleiben und Gesundwerden der Versicherten zu geben“, erklärt Norbert Loger, stellvertretender Leiter Servicezentrum von der DAK, der die Studie zusammen mit Frank Miklis, Leiter Service der DAK, vorstellte. So sind in Niedersachsen die Fehltage durch psychische Erkrankungen seit dem Jahr 2000 um 116 Prozent gestiegen. Hier könne zum Beispiel den versicherten Beschäftigten durch ein gezieltes betriebliches Gesundheitsmanagement geholfen werden, erklärte er.
Als Alarmsignal bezeichnete Miklis den aktuellen Trend zum „Hirndoping im Job“. Für die Studie hat die Krankenkasse die Daten ihrer Mitglieder analysiert und bundesweit 5000 Frauen und Männer repräsentativ befragt. Demnach setzen von 3,9 Millionen Beschäftigten in Niedersachsen 75.000 mindestens zwei Mal im Monat verschreibungspflichtige Medikamente ein, um am Arbeitsplatz leistungsfähiger bzw. angstfreier zu sein. „Frauen geben als Grund für die Einnahme eher Ängste an, Männer wollen hingegen vor allem ihre Leistung steigern.“
„Dabei handelt es sich primär nicht um Führungskräfte oder Kreative, die sich pushen“, stellt Miklis klar. „Unsere Studie zeigt klar, dass vor allem Erwerbstätige mit einfachen Jobs gefährdet sind. Auch Beschäftigte mit einem unsicheren Arbeitsplatz haben ein erhöhtes Doping-Risiko“, berichtet er. „Zwar ist Hirndoping kein Massenphänomen, aber mittlerweile beim Normalverbraucher als Möglichkeit, den Arbeitsalltag besser meistern zu können, angekommen“, sagt Loger und fügt hinzu: „Das Klischee vom dopenden Manager ist damit vom Tisch.“ Er warnt jedoch vor Nebenwirkungen und Suchtgefahr und weist darauf hin, dass diese Personen Medikamente einnehmen, die sie tatsächlich nicht benötigen.
53,8 Prozent der Befragten gaben an, das Medikament verschrieben bekommen zu haben. 27 Prozent bekamen es von Freunden oder Verwandten bzw. ließen sich ein Privatrezept ausstellen. 7,2 Prozent erhielten das Medikament als Muster vom Arzt. Der Rest bezog es über andere Länder, wo derartige Mittel frei verkäuflich sind, oder über eine Internetapotheke.
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