Mit Gewinnversprechen alte Leute ruiniert
WGünter König-Kruse, ZKI, und die Osnabrücker Staatsanwälte René van Münster und Christian Bagung (von links) informierten über dingfest gemachte Betrügerbanden.
Foto: Katrin Zempel-Bley
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Oldenburg (zb) – „Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen!“ Mit solchen Gewinnversprechen haben mehrere Betrügerbanden seit Mitte 2010 bereits über 13,5 Millionen Euro Schaden bundesweit verursacht. Heute wurde die Ermittlungsergebnisse in Oldenburg vorgestellt.
„Die Opfer, ältere Menschen, schämen sich zutiefst bis hin zum Suizid“, berichtete Günter König-Kruse, Leiter der Zentralen Kriminalinspektion (ZKI) Oldenburg, gestern zusammen mit den Osnabrücker Staatsanwälten René van Münster und Christian Bagung, die in den Fällen gemeinsam mit einer fünfköpfigen ZKI-Gruppe erfolgreich ermitteln.
Die Täter verfügen nicht nur über mindestens 500.000 Adressen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, sie haben darüber hinaus Informationen über die Personen, die zum Beispiel eine bestimmte Zeitung abonnieren. Sie erhalten Briefe mit Briefköpfen von erfundenen Anwaltskanzleien, Aktenzeichen und Telefonnummern, die echt wirken oder werden angerufen und sehr persönlich angesprochen.
Im Display taucht immer eine Nummer auf, die durchaus echt sein könnte. Grundsätzlich geht es den Betrügern darum, dass sie ihre Opfer auffordern, einen Geldbetrag auf ein bestimmtes Konto zu überweisen, um im Gegenzug ihren viel höheren meist fünfstelligen Gewinn entgegen nehmen zu können, den es jedoch nicht gibt. Bei dem vorab zu zahlenden Geldbetrag, so wurde ihnen erklärt, handele es sich um eine Notar- oder Steuergebühren.
Die Tätergruppen stammen aus Deutschland und der Türkei. Um sie dingfest machen zu können, arbeiten die Behörden eng zusammen mit dem Ergebnis, dass bislang 88 Personen in der Türkei festgenommen wurden, die einen Schaden von 13,5 Millionen Euro angerichtet haben. Darunter befindet sich auch der Haupttäter. Gegen elf von ihnen wurde Haftbefehl erlassen sowie zahlreiche Vermögensgegenstände wie Autos, Uhren und Schmuck aber auch Bargeld, das die Ermittler unter anderem in Kindermatratzen entdeckten, sichergestellt. In den norddeutschen Bundesländern wurden im letzten Jahr vier Haftbefehle erlassen. Die Tatverdächtigen haben eine Schadenssumme von rund 880.000 Euro verursacht.
Die Bandenmitglieder haben sich gegenseitig Fotos gemailt, um mit teuren Autos, Geldpaketen und Schmuck zu protzen, die das ZKI gestern präsentierte. Nachdem erste Anzeigen bei der Polizei eingingen, kamen die hiesigen Ermittler den gewieften Betrügern auf die Spur. Allerdings wissen sie längst noch nicht, wer alles geschädigt wurde. „Die Betroffenen mögen sich nicht offenbaren, weil es ihnen peinlich ist“, berichtete van Münster. „Manch einer hat sich vollkommen ruiniert und das gipfelte sogar schon in einem Selbstmord.“ Tatsächlich haben sich die Betroffenen von Angehörigen Geld geliehen, ihr Sparbuch geopfert, ihr Haus beliehen oder einen Kredit aufgenommen.
Die Betrüger würden gezielt ältere Menschen ansprechen, mit ihnen teilweise sogar eine persönliche Beziehung am Telefon aufbauen und sich so deren Vertrauen erschleichen, hieß es. Weil auch umgekehrt ein Rückruf immer möglich war, schöpften viele keinen Verdacht. Erst als einige vergeblich auf ihren Gewinn warteten, gingen sie zur Polizei.
Doch sie sind die Ausnahme geblieben. Deshalb hat die Polizei, die weiterhin auf Hochtouren ermittelt, Präventionsprogramme gestartet, Banken informiert, in TV-Sendungen berichtet und BKA-Warnmeldungen herausgegeben in der Hoffnung, dass Menschen, die betroffen sein könnten, skeptisch werden und künftig sofort die Polizei verständigen.
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