Bauernhöfe statt Agrarfabriken
Christian Meyer, Niedersächsischer Landwirtschaftsminister, auf dem Unternehmertag der Landwirtschaftskammer Niedersachsen.
Foto: privat
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Oldenburg/zb – Eher distanziert empfingen die rund 1200 Landwirte Niedersachsens Landwirtschaftsminister Christian Meyer auf dem Unternehmertag der Landwirtschaftskammer Niedersachsen in der Oldenburger Weser-Ems Halle. Grund ist Meyers angekündigte Agrarwende.
Doch die, so versicherte Meyer, falle sanft aus. „Ich arbeite nicht gegen die Landwirtschaft“, stellte er klar. „Vielmehr möchte ich alle Bäuerinnen und Bauern mitnehmen auf dem Weg zu einer nachhaltigen Qualitätserzeugung.“ Die Stärken der Land- und Ernährungswirtschaft will er fördern. Dazu gehört für ihn eine vielseitig strukturierte bäuerliche Landwirtschaft, die aufgrund qualifizierter Arbeitskräfte und moderner Produktionsweisen verbraucherorientiert sowie tier- und umweltgerecht nachhaltig wirtschaftet.
Parallel dazu wird er alles unternehmen, um Nährstoffüberschüsse sowie den Antibiotikaeinsatz in der Nutztierhaltung auf ein vertretbares Maß zu reduzieren, Mängel im Tierschutz zu beheben und die schwindende Artenvielfalt in der Landwirtschaft zu stoppen. „Nur so kann die Zukunftsfähigkeit der niedersächsischen Landwirtschaft nachhaltig gesichert und das verlorengegangene Vertrauen der Verbraucher zurück gewonnen werden“, ist der Minister überzeugt.
Wegen der erhöhten Nitratgehalte ist Deutschland ins Visier der EU geraten. Sie hat die Bundesregierung aufgefordert, deutlich nachzusteuern, um das Wasser in einen besseren Zustand zu versetzen. Auch Wasserverbände haben längst Kritik an der Praxis der Landwirtschaft artikuliert. „Es ist sinnvoll, wenn wir selbst schnell handeln, bevor uns andere dazu zwingen“, meinte Meyer.
Gegenwärtig arbeitet sein Ministerium bereits an einem Düngekataster, das die Nährstofffrachten exakt dokumentiert. Der von der Vorgängerregierung erstellte Tierschutzplan wird vollständig umgesetzt, die Praxis des routinemäßigen Schnabelkürzens stufenweise abgeschafft und die Flurbereinigung steht ab sofort im Zeichen ökologischer Belange. Auf EU-Ebene favorisiert die Landesregierung eine zielgerichtete Förderung, die sowohl bäuerlichen Betrieben als auch und der Gesellschaft nützt.
Unter einem bäuerlichen Familienbetrieb versteht Meyer einen inhabergefürhten Hof, der nachhaltig wirtschaftet, Umwelt- und Gesundheitsrisiken minimiert, eine vorbildliche Tierhaltung betreibt, eigenverantwortlich handelt, die Gemeinwohlleistung fördert und nicht den Export. „Das erwartet auch die Gesellschaft, die schließlich über Steuermittel einen Teil der Landwirtschaft mitfinanziert“, erklärte Meyer. Europaweit sind das gegenwärtig 50 Milliarden Euro.
Der Minister verwies auf Umfragen, wonach nicht nur die Verbraucher sondern auch die Landwirte selbst die Grenzen des Wachstums erkannt hätten und die bäuerliche Landwirtschaft favorisierten. Umso mehr kritisiert Meyer die Pläne der Bundesregierung, die Gelder in Deutschland nach anderen Kriterien zu verteilen. „Dann wäre Niedersachsen der größte Verlierer“, warnte er. Meyer möchte, dass die ersten 46 Hektar deutlich gefördert werden. „Davon würden 86 Prozent der niedersächsischen Landwirte profitieren“, stellte er abschließend klar.
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