Handwerk profitiert von großer Konsumlaune
Oldenburg (zb) Die Signale im Handwerk stehen auf grün. Sowohl die Aufträge als auch die Investitionen und der Umsatz stimmen im Oldenburger Land. Das geht aus der jüngsten Konjunkturumfrage hervor, die die Handwerkskammer (HWK) Oldenburg vorstellte.
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„Der Gesamtklimaindex ist um fünf Zähler auf einen Wert von 58 Punkten gestiegen“, berichtet HWK-Präsident Wilfried Müller. „Der milde Winter war besonders positiv für die Betriebe des Bau- und Ausbauhandwerks. Auch alle weiteren Gewerbegruppen profitieren gegenwärtig von der guten Handwerkskonjunktur aber auch der hohen Konsumnachfrage.“
Wegen der niedrigen Zinsen seien die Menschen in Kauf- und nicht in Sparlaune. „Die Umfrage findet jeweils im Frühjahr und im Herbst eines Jahres statt. Die Fragen beziehen sich auf die vergangenen sechs Monate“, erläutert Klaus Hurling, betriebswirtschaftlicher Berater der HWK.
Insbesondere die Metallhandwerke als Zulieferer exportorientierter Industrieunternehmen profitierten von einer höheren Auslandsnachfrage. In dieser Gruppe legten die Indikatoren Geschäftsklima, Auftragslage und Umsatz im Vorjahresvergleich zweistellig zu. Dagegen berichtete Helma Hartgen, Geschäftsführerin der Hartgen Maschinen- und Mühlenbau GmbH aus Hude, dass ihr Unternehmen die Ukraine-Krise gespürt habe. „Es gibt rückläufige Aufträge in der Branche, vor allem bezüglich der nachgelagerten Bereiche der Automobil- und Lebensmittelindustrie.“ Durch verstärkte Vertriebsaktivitäten habe sie die dort entstandenen Verluste schnell wettmachen können“, berichtete sie weiter. Auch das sei ein klares Zeichen für die gegenwärtige Konjunkturdynamik.
Nicht nur die Gegenwart macht den Handwerksbetrieben gute Laune, auch ihr Blick in die Zukunft ist optimistisch. 94 Prozent der befragten Betriebe erwarten eine gleichbleibende oder bessere Geschäftsentwicklung. „Die Auftragsbücher sind zu dieser Jahreszeit gut gefüllt“, erklärt HWK-Hauptgeschäftsführer Manfred Kater. „Traditionell nimmt die Konjunktur im zweiten Halbjahr aber noch mehr Fahrt auf, was die Zuversicht begründet.“
Selbst das KFZ-Gewerbe, das sehr schlechte Zeiten erlebt hat, beurteilt seine Lage besser. Vor einem Jahr lag der Wert bei 38 Punkten, jetzt bei 48 Zählern. Noch gravierender ist die Lage bei den Friseuren. Vor einem Jahr beurteilten sie ihre Situation mit 40 Punkten, jetzt mit 60. „Das ist ein deutliches Zeichen für große Konsumlaune“, meinte Müller.
Damit es künftig weiter floriert, müssten sich die Betriebe um ihr Personal kümmern. Hartgen ist überzeugt, dass nur attraktive Betriebe qualifiziertes Personal halten und bekommen können. „Die Zeiten haben sich gewandelt. Heute gucken bereits Azubis sehr genau, was ihnen ein Betrieb bietet“, sagt sie. Sie setzt auf ein sehr gutes Betriebsklima, Arbeitszeitkonten, Familienfreundlichkeit und ein Gesundheitsmanagement, das sehr gut angenommen wird. Kater bestätigte, dass Geld für die beschäftigten nicht alles sei. „Wenn sich Mitarbeiter wohl fühlen und ihre Arbeit geschätzt wird, bleiben sie ihrem Betrieb häufig treu.“
Wenn die Konjunkturdynamik anhält, werden die bislang noch stagnierenden Beschäftigungszahlen steigen. Darauf müssten sich Betriebe vorbereiten, sagt Kater und rät zu einer qualifizierten Ausbildung. „Unter jungen Leuten spricht sich schnell herum, was in einzelnen Betrieben los ist. Wer da nicht umdenkt, wird in Zukunft Probleme haben, die passenden Mitarbeiter zu finden“, ist er überzeugt.
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