Wirtschaft

Regionalstudie: Wege in die rosige Zukunft

Die Oldenburgische Landesbank (OLB) stellte heute gemeinsam mit dem Hamburgischen WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) eine Studie vor, die der Region Weser-Ems und Bremen eine rosige Zukunft verspricht – wenn die richtigen Weichen gestellt werden.

Dr. Achim Kassow (links) und Prof. Dr. Thomas Straubhaar freuen sich über die Zukuftsaussichten.
Foto: Anja Michaeli

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Oldenburg/am – Die Oldenburgische Landesbank (OLB) stellte heute gemeinsam mit dem Hamburgischen WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) eine Studie vor, die der Region Weser-Ems und Bremen eine rosige Zukunft verspricht – wenn die richtigen Weichen gestellt werden. Die Chancen stehen gut.

In der Studie „Wachstumspotenziale der Region Weser-Ems und Bremen – Herausforderungen und Perspektiven bis zum Jahr 2030“ stand zunächst die dynamische Entwicklung der vergangenen Jahre im Mittelpunkt. Mit Blick auf die Zukunft wurden Simulationsüberlegungen angestellt, um die mögliche Situation bis 2030 erfassen zu können. „Dabei zeigten sich auch negative Szenarien, wenn nichts unternommen wird“, so Prof. Dr. Thomas Straubhaar, Direktor und Sprecher der HWWI-Geschäftsführung. „Aber wenn die Weichen richtig gestellt werden, sieht die Zukunft rosig aus.“

Bevölkerungszahlen

Für die Region Weser-Ems wurde zwischen 2002 und 2011 ein Bevölkerungswachstum von 4,7 Prozent verzeichnet und ein weiterer Anstieg wird erwartet. Das steht im Gegensatz zu Deutschland mit 0 Prozent, heute sind die Zahlen bereits rückläufig. 18,2 Prozent der Menschen sind unter 18 Jahre (Deutschland 16,2 Prozent). Die meisten Kinder werden in den Landkreisen Cloppenburg und Vechta geboren, Bremerhaven zeigt einen deutlichen Rückgang der Bevölkerungszahlen. „Wenn die Leute Kinder bekommen, glauben sie an die Zukunft“, das ist für Prof. Dr. Thomas Straubhaar ein deutlicher Hinweis auf eine gute Zukunft. Dafür spreche auch die Erwerbstätigkeit, die überdurchschnittlich stark anstiegen ist, ebenso die Bruttowertschöpfung. Positiv sei zudem, dass die Arbeitslosenquote in der Region Weser-Ems unterhalb des deutschen Durchschnittsniveaus liegt. Bremen und Bremerhaven weisen eine Quote im zweistelligen Bereich auf.

Bildung

Die Region Weser-Ems zeigt eine hohe Zahl an Schulabgängern mit der mittleren Reife auf, der Anteil an Hauptschulabschlüssen oder kein Schulabschluss ist gering. „Das Bildungsangebot ist überdurchschnittlich gut“, so Straubhaar. Dieses Ergebnis sei aber bei den Beschäftigten nicht wiederzufinden, weshalb er davon ausgeht, dass mehr Menschen abwandern als zuwandern. „Gute Leute gehen weg, oder die Region ist nicht attraktiv genug für Neuzugänge“, vermutet Straubhaar. Weser-Ems müsse seine Stärken mehr ausspielen und sich nicht als absteigender Ast präsentieren. „Aber es muss noch in die Köpfe rein!“ Das Image der Region zu ändern, sei ein mühsamer Weg, ist sich der OLB-Vorstandsvorsitzender Dr. Achim Kassow sicher: „Das braucht natürlich politischen Rückenwind“.

Wirtschaft

Mit ihren Wirtschaftsschwerpunkten Agrar und Ernährung, fossile und erneuerbare Energien sowie Schifffahrt und Logistik liegt die Region vorn. Insbesondere kleine mittelständische Betriebe „mit unfassbar kleinen Umsätzen“ prägen die Unternehmensstruktur. Laut Straubhaar sind sie zukunftsträchtiger, weil sie oft eine breite Produktpalette haben, deshalb flexibler sind und meist ein Umsatztief verkraften können. Kleine Betriebe sind darum auch sicherer für die Region, anders als z. B. ein Großunternehmen, das mit seiner Schließung der notwendige Anlass für einen regionalen Strukturwandel sein kann. Er betonte zudem, dass das Handwerk unterbewertet wird: „Wir machen als Exportnation zu wenig aus unserem Handwerk“. Prof. Dr. Thomas Straubhaar verweist auf das „unglaubliche Wissen und die Kapazitäten“, die in der Region Weser-Ems vertreten seien.

Es müsse für die Agrar- und Ernährungswirtschaft darum gehen, die Wertschöpfungsketten zu verlängern. Die Massentierhaltung sei nicht die Branche, die man hier im Blick habe. Die Menschen würden immer mehr auf Qualität statt auf Quantität achten, es ginge weg von der Massenproduktion hin zur lokalen Herstellung. „Die Leute wollen wissen, wo ihre Nahrung herkommt“, so Straubhaar. Beispielsweise könne das Wissen um Anbau, Veredelung und Vertrieb von Getreide oder die Herstellung von Spezialfiltern weltweit genutzt werden. Fachkompetenzen wie Infrastrukturen für Stallanlagen oder innovative Technologien für Landmaschinen führte Dr. Achim Kassow als Beispiele an. Selbst kleinste Betriebe könnten zu Weltmarktführern aufsteigen.

Teilregionen

In den Teilregionen zeigen sich unterschiedliche Entwicklungen. Oldenburg-Land weist ein deutliches Wachstum der Erwerbstätigenzahl auf. Im Norden und an der Küsten wird die Bevölkerung langfristig abnehmen. Im Raum Emsland-Osnabrück ist eine Konzentration von umsatzstarken Unternehmen aus Handwerk und produzierendem Gewerbe sichtbar, die Entwicklung der Erwerbstätigkeit positiv und die Arbeitslosenquote auf einem sehr niedrigen Niveau. Das Land Bremen hat den höchsten Anteil an hochqualifizierten Beschäftigen und die meisten wissensintensiven Wirtschaftszweige in der Region.

Resümee

„Die Region ist fantastisch aufgestellt“, fasst Prof. Dr. Thomas Straubhaar, Direktor und Sprecher der HWWI-Geschäftsführung, die Ergebnisse zusammen. Er sehe unglaubliches Potenzial. „Die Region Weser-Ems einschließlich Bremen ist ein äußerst dynamischer Wirtschaftsraum. Die Zukunftschancen sind gut, weil die Region sowohl gegenwärtig eine sehr positive Entwicklung der Bevölkerung und Erwerbstätigkeit verzeichnen kann als auch künftig weiterhin mit einer solchen positiven Entwicklung zu rechnen ist.“ Das sei aber kein Selbstgänger. Das sieht auch Dr. Achim Kassow so: „Die Wettbewerbsfähigkeit und die Wissensbasis für den Mittelstand und das Handwerk müssen gestärkt werden, erneuerbare Energien zukunftsorientiert weiterentwickelt, der Herausforderung durch den demografischen Wandel begegnet und die Infrastrukturen wie Internetzugang müssen bedarfsgerecht sichergestellt werden.“ Der Standort müsse für Unternehmen und Menschen attraktiver gestaltet werden.

Die Studie wurde von der OLB beim HWWI Niederlassung Bremen initiiert. Dem niedersächsische Wirtschaftsminister Olaf Lies wurden die Ergebnisse anlässlich eines Besuchs in der Bank präsentiert. Er habe in seiner Bewertung besonders hervorgehoben, dass die Initiative aus dem Nordwesten käme – aus der Region für die Region, berichtete Dr. Achim Kassow. Die Landesregierung würde die Einschätzungen der Studienergebnisse teilen.

Im kommenden Jahr sollen die einzelnen Standorte detaillierter unter die Lupe genommen werden. Die Studie ist unter www.olb.de/studie nachzulesen.

Weser-Ems und Bremen in Zahlen

3,4 Mio. Menschen (2,7 Mio. in Weser-Ems)
1,7 Mio. Erwerbstätige (1,3 Mio. in Weser-Ems)
590 Tausend Menschen unter 18
86 Tausend Unternehmen
95 Mrd. Euro Bruttoinlandsprodukt p.a.

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